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daß ich hier Vergnügen finden sollte?“ Der König soll darüber gelacht haben.

Vom Grünen Gewölbe kehrten wir in meine Wohnung zurück.

Ich muß hier einschieben, daß ich dem Grafen Wackerbarth hatte sagen lassen, er thäte gut, sich zu Bett zu legen und sich um nichts zu bekümmern. Auch ließ ich den Offizieren sagen, sie sollten ihn nicht belästigen und die Dienstangelegenheiten erledigen, so gut sie es verständen, in außerordentlichen Fällen aber sollten sie sich an mich wenden. –

Der König v. Pr. legte sich auf sein Bett; denn er hatte, wie die ganze Gesellschaft, die beim Prinzen gespeist hatte, etwas [zu viel] getrunken. –

Ich war bei meinem königlichen Herrn, um ihm zu sagen, daß der Kronprinz v. Pr. wünschte, Herr von Suhm[1] möchte ihn überallhin begleiten, was der König genehmigte, doch in einer Weise, als wenn ich es am meisten wünschte. Die [Herren] vom Hofe hatten ihn nämlich voreingenommen. Doch ich nahm es immerhin an und sagte es den anderen [Herren] vom Hofe.

Ich bin immer der Fragen der Hofleute überdrüssig, und besonders derer, die den Dienst haben. Die Fragen sind in den meisten Fällen überflüssig und werden bisweilen gestellt, um mich in Verlegenheit zu bringen; aber ich habe ihnen geantwortet, ohne sie zu beleidigen noch .0. 0. 0. 0. 0. 0. 0. 0. 0. 0. 0. 0. 0. 0. 0. 0. 0. 0. 0. 0. 0. 0. 0. 0. 0. 0.

Ich fragte den König v. Pr., ob er in [seinen] Räumen zu Abend speisen und dem Prinzen, seinem Sohne, erlauben wollte, mit mir zu speisen. „Sehr gern“, sagte der König, „und wo wird mein Sohn speisen?“ „Bei mir“, antwortete ich, „und wenn wir nicht bei mir speisen können, so habe ich schon eine andere Gelegenheit, um ihn mit mir allein speisen zu lassen.“ „Wo denn?“ fragte der König. „Bei der Großschatzmeisterin“, sagte ich, „der Frau des Großschatzmeisters Prebendow[2].“ „Da werde ich auch mit Ihnen gehen“, antwortete der König, „sie ist in Berlin gewesen, es ist eine gute Freundin von mir“,.0. 0. 0. 0. 0. 0. 0. 0. 0. 0. 0.0. 0.0. 0. 0. 0. 0. 0. 0. 0. 0. 0. 0.0. 0.

Am Abend wurde ein Lustspiel gegeben, das dem Könige und dem Prinzen sehr gefiel, welcher [letztere] noch keines gesehen hatte; am meisten aber war er von den Damen entzückt.

Die [Bauten?] des Zwingers wurden vom Prinzen bewundert, ebenso die Orangenbäume. Beim Verlassen des Theaters sagte der König v. Pr. zum Prinzen, seinem Sohne: „Sieh da! Diese Bäume!“ Der Prinz antwortete: „Ich habe sie schon bemerkt; die von Charlottenburg sind nichts im Vergleiche [mit diesen]“. –

Ich hatte meine Frau gebeten, zur Großschatzmeisterin zu gehen, sie hatte aber nicht gewollt. Ich war böse darüber in der Meinung, es läge vielleicht ein Zerwürfniß zwischen ihnen vor aus Anlaß der Krankheit einer gewissen Dame. Doch versicherte sie mir das Gegentheil und sagte mit Thränen in den Augen, unser kleiner Sohn wäre krank. Dabei fühlte sie sich ihrerseits gekränkt, weil ich sie gedrängt hatte, zur Schatzmeisterin zu gehen. Im Theater aber ließ sie mir sagen, sie würde zur Schatzmeisterin gehen, und ich ließ ihr antworten, daß sie gut thun würde, bei dem Kleinen zu bleiben, 0. 0. 0. 0. 0. 0. 0. 0. 0. 0. 0. 0. 0. 0. 0. 0. 0. 0. 0. 0. 0. 0. 0. 0. 0. 0.

Mein königlicher Herr ließ mich fragen, was wir in Bezug auf das Nachtmahl bestimmt hätten. Ich berichtete ihm [wie oben]. Er war damit zufrieden.

Er sagte mir, es sollten zwei Galatage sein: der eine am 20. Januar, dem Krönungstage des preußischen Königs, und der andere am 24. Januar, dem Geburtstage des Kronprinzen v. Pr.

Ich bezweifelte die Richtigkeit des Krönungstages. Er beauftragte mich, bei Herrn von Grumbkow Erkundigung darüber einzuholen.

Wir sprachen lange über das Unglück des Grafen Wackerbarth; ich schilderte ihm den Verlust[3], den er besonders in [Bezug auf seine Sammlung von Rissen für] bürgerliche und Militärbauten erlitt, ein Verlust, der unersetzlich für ihn wäre.

Eine Stunde später ließ mich der König wieder kommen und sagte mir, er hätte an Graf Wackerbarth gedacht; es wäre wahr, der Verlust seiner Sammlungen wäre für ihn unersetzlich; und [dann] fügte er hinzu: „Ich kann ihm nicht wiedergeben, was unersetzlich ist, und was Geld anlangt, so wissen Sie, daß ich keines habe, das ich ihm geben könnte; aber ich will ihm das Haus[4] schenken, das ich Ihnen abgekauft habe, mit allen Möbeln, die darin sind.“


  1. Dieser, der sächsische Gesandte am Berliner Hofe, war auch nach Dresden gekommen.
  2. Der polnische Krongroßschatzmeister Joh. Georg Prebendowo Prebendowski war Flemmings Schwager und hatte mit diesem die Wahl Friedrich Angust’s zum König von Polen besonders betrieben.
  3. Der Verlust war in der That bedeutend; denn es ging nicht nur das ganze Haus mit dem kostbaren Mobiliar, sondern auch eine im Laufe von 40 Jahren zusammengebrachte unbezahlbare Sammlung von Plänen, Modellen, Manuskripten u. dergl. vollständig zu Grunde. Graf Wackerbarth hatte sein und seiner Leute Augenmerk ganz auf die Rettung der Person und der Effecten des preußischen Königs und in zweiter Linie auf den Schutz des Zeughauses gerichtet, dessen Werth mit allen Vorräthen auf mehrere Millionen geschätzt wurde. So kam es, daß von seinem Eigenthum gar nichts gerettet wurde. Doch griff das Feuer nicht weiter um sich.
  4. Der Werth dieses königlichen Geschenkes belief sich auf 150 000 Thaler.
Empfohlene Zitierweise:
Dr. Otto Richter (Hrsg.): Dresdner Geschichtsblätter Band 2 (1897 bis 1900). Wilhelm Baensch Dresden, Dresden 1897 bis 1900, Seite 143. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Dresdner_Geschichtsbl%C3%A4tter_Zweiter_Band.pdf/146&oldid=- (Version vom 31.7.2024)