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kürzer als das Tagebuch. Dagegen erstreckt sich dieser Bericht über die ganze Zeit des Besuches, während in dem Tagebuche nur etwa die erste Woche behandelt wird.

Graf Flemming schreibt wie folgt[1]:

Den 13. Jan.[2] 1728. Ich bin mit dem Grafen von Lottum[3] nach Elsterwerda gereist, wo der König von Preußen angekommen ist. Er war sehr schnell gereist und in der denkbar besten Laune.

Man[4] hat gewünscht, daß der Kronprinz von Preußen auch hierher käme.

Wie ich es anfing, das zu erreichen.

Plan, den wir uns entworfen hatten, wie wir den König v. Pr. immer bei guter Laune erhalten könnten.

Zuviel Förmlichkeiten.

Man hat zu Abend gegessen, geraucht und gespielt.

Den Eilboten abgeschickt.

Der Brief des Grafen von Wackerbarth[5] und die Antwort.

Die Begleitung zurückgeschickt.

Den 14. Den Eilboten an den Grafen Wackerbarth abgefertigt.

In Großenhain zu Mittag gegessen.

Einen Eilbrief erhalten.

Versicherung, daß Er sich ein Vergnügen daraus macht, unsern König und den Kronprinzen zu sehen.

Eilbote mit der Antwort des Grafen Wackerbarth.

Sehr gelacht.

Verabredet, incognito in Dresden anzukommen, was uns gelungen ist.

Graf von Wackerbarth war nicht zu Hause.

NB. Aus Laune [nicht][6] erlaubt, die Kanonen abzufeuern.

Der König hat maskirt den König v. Pr. aufgesucht.

Die Gesellschaft bei mir.

Der König v. Pr. hat Wackerbarths Haus wundervoll gefunden und das meinige noch schöner.

Es hat ihm alles gefallen.

Beschreibung des Festes[7].

Die ...... der Könige und der Prinzen auch ........ im Anfang gezwungen [?], nachher ging alles gut.

Beim Abendessen etwas angeheitert. Darauf vor dem Kamine, wo alle Welt dabei war.

Den 15. Die polnischen und sächsischen Minister vorgestellt.

Das Zeughaus besichtigt[8].

Der König und der Kronprinz haben den König v. Pr. überrascht, der sie gerade besuchen wollte, und haben ihn ins Schloß geführt, wo die Zimmer für seine Aufnahme zurechtgemacht und alle Wachen und die Bedienung für ihn bereit waren. Er hat die Prunkzimmer gesehen; er ist über alles erstaunt gewesen und hat sich der verbindlichsten Ausdrücke bedient. Er sagte mir: „Ich glaubte im Schlosse zu sein, als ich [beim] Grafen Wackerbarth war, und als ich bei Ihnen war, glaubte ich im Himmel zu sein, aber das hier übertriffft noch alles“. Ich antwortete, daß wir, Graf Wackerbarth und ich, keine Könige wären.

Er bezeugte seine außerordentliche Zufriedenheit.

Das Gewehr präsentiren, die Trommel rühren, gefiele ihm nicht[9], aber er gab gleich zu, daß das fürs erste Mal nöthig wäre.

Er speiste an großer Tafel[10]. Er wollte nicht trinken[11], worauf wir bis zu dem Augenblicke Rücksicht nahmen, wo die Herren Preußen anfingen, große Gläser zu verlangen; dann haben wir auch daraus getrunken,


  1. Die wenigen Ergänzungen im Texte sind durch [] angedeutet.
  2. Ein Dienstag.
  3. Der preußische Generalmajor Graf Lottum war vorausgeschickt worden, um dem König von Polen einen Gruß auszurichten. (Brief des sächsischen Gesandten Suhm in Berlin an Graf Flemming vom 30. Dezember 1727.)
  4. Graf Flemming hatte durch Suhm erfahren, daß der Kronprinz von Preußen den sehnlichsten Wunsch hatte, mit nach Dresden zu gehen, und hatte seinen Herrn davon unterrichtet, der dann seinem Gaste gegenüber einen dahingehenden Wunsch aussprach. (Memoiren der Markgräfin von Baireuth, I. Bd.)
  5. Der damalige Gouverneur von Dresden, in dessen im Zeughofe (an Stelle des späteren Kurländer Palais) stehendem Hause der König v. Pr. absteigen sollte, da ihm die Rücksichten auf die Etiquette den angebotenen Aufenthalt im Schlosse zu unbequem erscheinen ließen. Der Kronprinz wohnte beim Grafen Flemming.
  6. Der König v. Pr. hatte sich das Salutschießen bei seiner Ankunft verbeten, welchen Wunsch man auch zunächst berücksichtigte. Als er sich aber einige Stunden später in das Palais des Grafen Flemming in der Kreuzgasse (jetzt an der Kreuzkirche Nr. 3) begab, wo der sächsische Hof zu einem Feste versammelt war, ließ der Gouverneur doch die Kanonen der Festung abfeuern, um die Ehrenbezeugung nicht zu unterlassen. (Bericht im Hof- und Staatskalender von 1729. – Etwas anders ist dagegen die Darstellung in Hilscher’s „Sammler“, 1. Bd. S. 58 ff.)
  7. Diese Beschreibung sollte wahrscheinlich später noch hinzugefügt werden.
  8. Hierüber schreibt Friedrich Wilhelm in einem höchst interessanten Briefe an den Fürsten Leopold von Dessau (abgedr. in der Zeitschr. f. preuß. Gesch. 9. Jahrg. S. 473 f.): „Das Zeughaus ist gut fourniret, aber das ist bei mir 1.000 Mal besser“.
  9. Diese bei der bekannten Vorliebe Friedrich Wilhelms für alles Soldatenwesen befremdende Aeußerung ist wohl so zu verstehen, daß ihm das Zeremoniell nicht behagte.
  10. Dieses Prunkessen fand im Schlosse statt, und zwar in den Zimmern der nicht lange vorher verstorbenen Königin.
  11. Friedrich Wilhelm hatte sich damals nach dem Zeugniß der Schwester Friedrichs des Großen dem pietistischen Einflusse G. A. Franckes (des Sohnes Aug. Herm. Franckes) ergeben, daher diese bei ihm sonst nicht zu findende große Enthaltsamkeit. Seine neuen strengen Grundsätze hielten freilich in dem „Dresdner Karneval und Weltgetümmel“ nicht lange stand. In dieser Hoffnung hatte ja auch seine Umgebung bei ihm den Entschluß zur Reise nach Dresden angeregt und zur Reife gebracht. (Vgl. auch Koser, Friedrich der Große als Kronprinz, S. 9.)
Empfohlene Zitierweise:
Dr. Otto Richter (Hrsg.): Dresdner Geschichtsblätter Band 2 (1897 bis 1900). Wilhelm Baensch Dresden, Dresden 1897 bis 1900, Seite 138. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Dresdner_Geschichtsbl%C3%A4tter_Zweiter_Band.pdf/141&oldid=- (Version vom 21.7.2024)