Seite:Dresdner Geschichtsblätter Zweiter Band.pdf/136

Dieser Text wurde anhand der angegebenen Quelle einmal korrekturgelesen. Die Schreibweise sollte dem Originaltext folgen. Es ist noch ein weiterer Korrekturdurchgang nötig.

Gemäldes wird von Einem nach dem Andern vorgenommen, so wie die Abhörung und gerichtliche Niederschreibung der Ansicht der Vorgeforderten nur in Gegenwart von einem derselben geschieht, ohne daß Gelegenheit zu gegenseitiger näherer Verständigung gegeben war. Herr von Quandt kommt erst, nachdem Schmidt und ich ihre Aussagen beendigt hatten. Wie ich nachher hörte, ist auch Quandt mit der Meinung von uns einverstanden, daß das Bild von Wouwerman nicht sei. Er hält es für einen Huchtenburg, zu welcher Ansicht auch Schmidt sich neigen soll. Ich halte es für eine Nachahmung des Wouwerman, die in der Absicht gefertiget worden, daß sie für eine Wouwermansche Arbeit gelte.

13) Samstag. Die neue Komposition des mich beschäftigenden Gegenstandes kann gelten. Sie ist als Skizze im Reinen.

14) Sonntag. Die neue Komposition wird am Vormittage durchgepaust und der gewonnene Umriß dem Joerdens zur Uebertragung auf das Holz zugestellt. Dann eile ich nach der Terrasse, um auf dem Kunstverein meine Stimme in Ansehung des von Bürkner demselben als Vereinsgabe angebotenen Werkes nach Bendemann abzugeben. Könnte ich mich näher aussprechen, so würde ich sagen: Bei aller Anerkennung der Schönheit der Kompositionen und der Trefflichkeit der Ausführung auf Kupfer kann ich dem Werke meine Stimme als „Vereinsgabe“ theils wegen des hohen Preises, theils darum, weil es viele Blätter enthält, nicht geben. So wird nur ein einfaches Ja oder Nein verlangt, und ich lege einen Zettel mit einem Nein in die Büchse.

15) Montag. Freund Rietschels Geburtstag. Mein erster Gang gilt ihm .... ich begebe mich nach seinem Atelier, wo ich ihn auch finde, damit beschäftiget, seinem großen Werke die Krone, könnte heißen: Schiller den Kopf, der allein noch fehlt, aufzusetzen.... Bei Rietschel finde ich Dr. Carus, den Sohn, den ich sehr gern habe.

16) Dienstag.... Die Hausfrau liest Schuberts Biographie am Abend zu Ende. Noch einmal sage ich’s: Das Buch ist schön, sehr schön. Könnte ich nur den lieben Schubert noch einmal sehen und dann auch für dieses Buch ihm danken!

19) Freitag. Brief an Fräulein Grisebach beendiget und abgesendet. Einigen ihrer Wünsche gebe ich nach, andern nicht. Ich erkläre mich entschieden und lasse ihr jetzt eigentlich nur die Wahl, auf Grund meiner Vorschläge anzunehmen oder ganz abzubrechen. Wir wollen nun sehen, wie sie das aufnimmt. Um Gonnes willen wünschte ich, es würde etwas aus der Sache....

20) Samstag.... Nachmittag 3 Uhr Generalversammlung des Kunstvereins. Wahl neuer Mitglieder des Direktoriums. Es zeigt sich schon bei dieser Wahl, daß in der Versammlung ein Element der Opposition gegen die jetzige Verwaltung vorhanden ist. Rietschel, der so lange dem Verein mit Hingebung sich gewidmet, wird nicht wieder gewählt, dagegen kommt Bendemann wieder in das Direktorium. Bei der Wahl des Vereinsblattes bleibe ich nicht, da es unangenehm für mich ist, der Abstimmung über den Stich von Petzsch nach meinem Carton (Rudolfs Schlacht) beizuwohnen. Wie ich etwas später höre, sind sämmtliche Vorschläge des Direktoriums hinsichtlich des Vereinsblattes verworfen worden und soll ein neuer Vorschlag aus der Mitte der Generalversammlung hervorgehen und zur Annahme kommen. Ich gehe zeitig nach Hause, auch der Verloosung den Rücken wendend. Bei den Meinen ists besser. Frau und Kinder sind emsigbeschäftiget mit den Vorbereitungen zur Ausschmückung des Weihnachtsbaumes.

23) Dienstag.... Im Museum erfahre ich durch Herrn Hollander noch manches Nähere über Herrn Morris Moore[1], was mich etwas milder gegen ihn stimmt als das bisher Erfahrene. Er ist eben ein Gegner der Deutschen, die ihm namentlich in England mit ihrem Prinzen Albert an der Spitze und ihrem Einfluß ein Dorn im Auge sind. Eine solche Antipathie ist immer noch verträglich mit einem rechtlichen Menschen. Der Herr Minister schickt mir meine Niederschriften zurück. – Nach Mittag beginne ich die kleine Zeichnung, die Rietschel, ich weiß nicht für wen, bestellt hat. Ich lege einen flüchtigen Entwurf zu einer Charitas zu Grunde. – Bürkner schickt mir ein bei ihm jetzt herausgekommenes Heft von Holzschnitten mit einem sehr freundlichen Schreiben. An der Spitze befindet sich der nach meiner Zeichnung ausgeführte Holzschnitt („Siegfrieds Leiche wird nach Worms gebracht“), und es liegen von dem Blatt noch 6 Abdrücke bei. Ich kann das Geschenk wohl annehmen, da ich die Zeichnung vor Jahren für ihn komponierte und umsonst auf Holz gezeichnet, und es macht mir Freude.

26) Freitag. Zweiter Weihnachtsfeiertag.... Gang nach dem Kunstverein.... Gaber, der uns besuchte, schließt sich an. Zumpes Bild ist ausgestellt und nimmt sich sehr gut aus. Es ist neben dem Porträt der Prinzessin Anna, jetzige Erbgroßherzogin von Toskana, aufgestellt. Dieses von Gliemann ausgeführte Porträt ist auch sehr anziehend. Im ganzen ist die Ausstellung reich, und man würde sie nicht ungern als die große Kunstausstellung Dresdens anerkennen.


  1. Englischer Maler, Verfasser der Schrift: „Raphaels Apollo and Marsyas. A European scandal“ (2. edition. Rome 1885). Er war zu Ende des Jahres 1836 in Berlin verhaftet und wegen Beleidigung in Anklagestand versetzt worden.
Empfohlene Zitierweise:
Dr. Otto Richter (Hrsg.): Dresdner Geschichtsblätter Band 2 (1897 bis 1900). Wilhelm Baensch Dresden, Dresden 1897 bis 1900, Seite 133. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Dresdner_Geschichtsbl%C3%A4tter_Zweiter_Band.pdf/136&oldid=- (Version vom 29.6.2024)