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König und Königin und Prinzessinnen, dann sämmtliches Gefolge entfernten sich gleichzeitig.

13) Montag.... Abends macht Frau von Arnswaldt aus Hannover.... meiner Frau einen Besuch. Sie will mit mir wegen eines Altarbildes sprechen, das für die Kreuzkirche in Hannover, wo ihre Familiengruft ist, ausgeführt werden soll. Ihr Gedanke ist, daß nur das Kruzifix, das nach meiner Zeichnung in Holz geschnitten worden, im großen gemalt werden soll.

14) Dienstag.... Frau von Arnswaldt kommt mit ihrer jüngeren Tochter um 11 Uhr. Es stellt sich heraus, daß mir nicht nur ihr Name, sondern auch ihr seliger Mann, der mit vielen meiner verehrten Freunde in naher Verbindung stand, in früheren Jahren bekannt geworden ist. Ihre Angelegenheit wird vielseitig besprochen, doch liegt es in der Natur der Sache, daß ein definitiver Beschluß noch nicht gefaßt wird. Erstlich soll ein Versuch gemacht werden, statt des bloßen Kruzifix den Gekreuzigten mit der Mutter und dem heiligen Johannes, wie sie von mir in der kleinen, von Gaber in Holz geschnittenen Zeichnung zusammengestellt sind, als Altarbild ausführen zu dürfen; zweitens wird noch eine Entscheidung hinsichtlich des ausführenden Künstlers (ich habe an Wichmann gedacht) vorbehalten, weil in dem gegenwärtigen Augenblick der definitiven Wahl noch Hindernisse in dem Weg stehen....

15) Mittwoch.... Gaber bringt mir eine Photographie nach Cornelius Carton, darstellend: die Erwartung des Gerichts. Es ist ein herrliches Werk, ein Werk, mit dem ich nach Auffassung und Form ganz einverstanden bin.

17) Freitag. Aus dem Dresdner Journal ersah ich, daß mein Schüler Paul Kießling bei der Berliner Concurrenz den Preis davongetragen und das Reisestipendium.... erhalten hat.... Dem Herrn Stadtrath Peschel melde ich, daß ich durch Krankheit abgehalten worden bin, die Zeichnung für das Margarethen-Album zu verfertigen.... Endlich arbeite ich auch wieder einige Stunden an dem „Kindermord in Bethlehem“. O, könnte ich mich frei machen und meine Zeit und Kräfte ganz meiner Bibel widmen!

19) Sonntag.... Schreiben an den Stadtrath Peschel, der mir eine Verlängerung der Frist für Ablieferung des Album-Blattes bis zum 30. d. M. zugestanden hatte, in welchem ich meine Verzichtleistung auf die Betheiligung an dem Margarethen-Album ausspreche.

21) Dienstag.... Abends liest die Hausfrau aus Ludwigs „Zwischen Himmel und Erde“. Das ist freilich ein Schriftsteller, der in die Tiefe geht, darum auch die Schilderung an sich sehr einfacher Verhältnisse wunderbar anspricht und fesselt.

22) Mittwoch. Wieder ein Tag, der an Briefen gesegnet ist.... Frau von Arnswaldt schreibt, daß Fräulein L. Grisebach, wie es scheint, die eigentliche Bestellerin des Altarbildes für Hannover; einverstanden ist, daß meine Komposition, Christus am Kreuz mit Maria und Johannes, gemalt werde. Fräulein Grisebach schreibt auch selbst und bedingt nur vor definitiver Entscheidung eine Farbenskizze.... Von dem Herrn Minister werde ich in Kenntniß gesetzt, daß Fürst Metternich, der Alte, morgen das Museum besuchen werde.... Graf Radolinsky besucht mich, um mir noch Näheres wegen des morgen zu erwartenden Besuchs des Fürsten Metternich zu sagen.

23) Donnerstag.... Nach 11 Uhr treffe ich im Museum die nöthigen Anordnungen zum Empfang des Fürsten Metternich. Gegen 12 Uhr besehe ich die Gemälde aus Pillnitz, Architekturstücke, einige von Canaletto, welche zum Theil der Restauration bedürfen und deshalb in Schirmers Hände kommen müssen. Es handelt sich auch um Ermittelung, ob die Gemälde zum Kron- oder Hausfideicommiß gehören. In der ersten Kategorie gehören sie zur Galerie. Nach 1 Uhr bin ich auf meinem Posten im Museum, um den Fürsten zu erwarten. Graf Radolinsky kommt zuerst, dann die Fürstin Hermine Metternich mit der Gräfin Rödern, dann die Fürsten Metternich, Vater und Sohn; der letztere ist jetzt hier als östreichischer Gesandter. Dessen Gemahlin kommt mit einer andern Dame noch später. Der Fürst Vater erinnert sich meiner von München her. Die Galerie wird mit Aufmerksamkeit betrachtet, obwohl die Gemälde vom alten Local her dem Fürsten wohl bekannt sind. Die Fürstin Hermine wird in dem neuen Fahrsessel vom Grafen Radolinsky kutschirt. Erst gegen 3 Uhr verlassen die Herrschaften das Museum.

24) Freitag.... Claus Groth, den Mathematiker und Dichter, den ich schon im Museum sah, finde ich in meinem Atelier.... Abends Zumpe, Roquette, später Wigand und Claus Groth. Es wird beliebt meine Porträtsammlung zu sehen. Wigand, Roquette und Zumpe bleiben bis gegen 11 Uhr bei einem guten Glas Punsch, das die Hausfrau bereitet hat.

25) Samstag. Ich erhalte Botschaft aus dem Schloß, daß der König mich sprechen will. Um 11 Uhr warte ich auf. Er wünscht eine Zeichnung aus dem Buch Tobiä, die er aus Veranlassung der Vermählung der Prinzessin Anna mit dem Erbgroßherzog von Toskana dem alten Großherzog schenken will. Der König bringt seinen Wunsch mit großer Güte und Liebenswürdigkeit vor. Alsdann haben wir Galerie-Kommission, bei welcher jedoch Rietschel fehlt. Ich stelle den Antrag, jeht die Restauration von Tizians Zinsgroschen vorzunehmen, da die oberste Firnißdecke sehr blind geworden ist und der Wirkung des Bildes großen Eintrag thut. Ein paar kleine Versuche

Empfohlene Zitierweise:
Dr. Otto Richter (Hrsg.): Dresdner Geschichtsblätter Band 2 (1897 bis 1900). Wilhelm Baensch Dresden, Dresden 1897 bis 1900, Seite 127. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Dresdner_Geschichtsbl%C3%A4tter_Zweiter_Band.pdf/130&oldid=- (Version vom 28.6.2024)