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mit amphitheatralischer Einrichtung, sowie ein chirurgisches Spital, für das noch 1789 die Ausgaben um 400 Thaler erhöht wurden, legten Zeugniß ab für die Hoffnungen, die die Lehrer an diese Anstalt zu knüpfen berechtigt waren. Die Regierung ihrerseits bemühte sich, wissenschaftlich bedeutende Lehrkräfte für das Collegium zu gewinnen. Nur zweier sei hier beispielsweise gedacht: Hedenus und Tittmann.

Johann August Wilhelm Hedenus ist zu Langensalza am 11. August 1760 als Sohn eines Apothekers geboren, erlernte die Pharmazie bei seinem Vater und die Chirurgie bei einem Regiments-Chirurgus, studirte in Dresden, wurde 1782 Kompagnie-, 1791 Pensionär-Chirurg, 1793 Prosektor, 1798 Generalstabschirurgus und Lehrer der Chirurgie, 1808 Leibchirurgus des Königs Friedrich August, 1824 Ehrendoktor der Leipziger medizinischen Fakultät, 1828 erster Leibarzt des Königs von Sachsen, schrieb einige chirurgische Abhandlungen und starb am 29.&nbsp Dezember 1836.

Johann August Tittmann, geboren zu Bühla im Hannöverschen den 25. Mai 1774, erlernte die Pharmazie in Elbingerode, servirte eine Zeit lang in Wernigerode, studirte seit 1794 am Collegium med. in Dresden, seit 1795 in Leipzig, habilitirte sich hier 1798 als Privatdozent, promovirte 1801, ging nach Göttingen, ließ sich in Dresden nieder, hielt hier seit 1804 Vorlesungen am Collegium med. über pharmazeutische Botanik, beerbte 1813 seinen Oheim und widmete sich nun schriftstellerischen Arbeiten, hauptsächlich über Botanik, Pharmazie und Chirurgie, bis er am 11. Dezember 1840 in Dresden starb.

Die Zahl der Studirenden mehrte sich rasch. In den ersten Jahren wurden durchschnittlich 15 bis 20, in den Jahren 1770 bis 1790 30 bis 40, dann 60 bis 70 jährlich aufgenommen, so daß in den Jahren um 1810 gewöhnlich 140 bis 150 Studirende zugleich vorhanden waren. Die Summe aller Besucher in den Jahren 1748 bis 1813 betrug 2425, und zwar in den ersten 30 Jahren 459, von da ab bis 1813 1966. Von diesen 1966 sind zum Dienst beim Militär 581, in den Civilberuf 1385 übergegangen. So mancher nachmals berühmte Mann zählt zu diesen einstigen Studirenden des Collegiums. Ich erinnere zunächst an die erwähnten: J. A. W. Hedenus und J. A. Tittmann; ferner an Raschig, Pienitz, Weinhold, Schön und Gräfe.

Christoph Eusebius Raschig, geboren zu Dresden am 14. März 1766, studirte in Wittenberg, Dresden und Jena, promovirte 1787 in Wittenberg, ließ sich in Dresden nieder, diente 1793 bis 1796 als Militärarzt bei den sächsischen Truppen des Rheinheeres, wurde 1798 Generalstabsarzt, 1815 Professor der medizinisch-chirurgischen Akademie in Dresden, an der er medizinische Encyklopädie und Militärmedizin las, legte 1825 seine militärische Stellung nieder und starb am 19. Mai 1827. Sein größtes schriftstellerisches Werk ist sein Handbuch der inneren praktischen Heilkunde (Leipzig 1808 bis 1810, 4 Theile).

Ernst Gottlob Pienitz, einer der hervorragendsten deutschen Irrenärzte, geboren als Sohn eines Amtschirurgen in Radeberg am 20. August 1777, besuchte von 1795 bis 1800 das Collegium medico-chirurgicum in Dresden, diente daselbst als Kompagnie-Chirurg, studirte dann drei Jahre in Leipzig, besuchte 1804 bis 1805 Wien und Paris, wurde 1806 Arzt am Armen- und Zuchthause zu Torgau, promovirte 1807 in Leipzig und übernahm 1811 die Stellung als Hausarzt an der Irrenheilanstalt Sonnenstein, an der er als Dirigent bis 1851 thätig war. Nun wurde er auf sein Ansuchen mit dem Charakter eines Geh. Medizinalrathes in den Ruhestand versetzt und starb zu Pirna am 30. Mai 1853. Seine schriftstellerischen Arbeiten behandelten besonders die Ergebnisse der Krankenpflege seiner Anstalt. Seit 1818 war er Mitredakteur der Zeitschrift für psychische Aerzte.

Von hervorragender Bedeutung ist Karl August Weinhold geworden. Er war am 6. Oktober 1782 zu Meißen geboren, besuchte seit 1796 des Collegium medico-chirurgicum zu Dresden, bestand 1798 die Prüfung für Militärchirurgen in Dresden, wurde Kompagnie-Chirurgus, kehrte 1802 zu weiteren Studien nach Dresden zurück, nahm dann seinen Abschied, setzte seine Studien in Wittenberg fort, promovirte hier 1805, besuchte Wien und Paris, praktizirte einige Jahre in Meißen, reiste dann durch die Schweiz und Italien, wurde 1811 zum Direktor der Klinik nach Dorpat berufen, gab 1812 diese Stellung wieder auf, ließ sich in Dresden nieder, wurde hier 1814 Professor der Arzneimittellehre an der medizinischen Lehranstalt und ging schließlich 1817 als preußischer Leibarzt, sowie als Professor der Medizin und Chirurgie nach Halle, wo er am 29. September 1829 starb. Seine zahlreichen Schriften zeugen von seiner physiologischen und chirurgischen Thätigkeit.

Zu hohem Ansehen gelangte ferner Heinrich August Schoen, geboren den 17. März 1774 in Dresden. Er kam 1786 zu einem Chirurgen in Waldheim in die Lehre, diente in den Rheinfeldzügen 1793 bis 1795 als Unterchirurg in den Feldspitälern, wurde 1796 Kompagnie-Chirurg, studirte seit 1800 am Collegium medico-chirurgicum zu Dresden, seit 1801 in Jena, lebte seit 1803 als aggregirter Pensionär-Chirurg des Collegium medico-chirurgicum in Dresden, promovirte 1804 in Wittenberg, ließ sich 1804 in Lützen nieder, diente seit 1805 als Feldmedikus, betheiligte sich 1809 als Stabsmedikus am Feldzuge gegen Oesterreich, 1812 gegen Rußland, 1814 und 1815 gegen Frankreich, praktizirte seit 1818 in Dresden, wurde 1819 Mitglied der Militär-Medizinal-Direktion,

Empfohlene Zitierweise:
Dr. Otto Richter (Hrsg.): Dresdner Geschichtsblätter Band 2 (1897 bis 1900). Wilhelm Baensch Dresden, Dresden 1897 bis 1900, Seite 10. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Dresdner_Geschichtsbl%C3%A4tter_Zweiter_Band.pdf/13&oldid=- (Version vom 30.5.2024)