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lange nicht in jener Gegend. Die Aussicht von der Burg aus ist sehr schön, noch schöner aber an dem Höhenvorsprung der Villa Grassi gegenüber. Mir schien heute alles doppelt schön, nachdem ich so lange nicht da war.

8) Montag. Obermann schickt mir einen Probedruck des Blattes „Simsons Rache und Tod“. Es ist sehr gut gearbeitet, und ich habe nur wieder an meiner Zeichnung vieles auszusetzen.

9) Dienstag.... Nach 9 Uhr kommt Hofrath Ternite[1] mit dem evangelischen Pastor aus Carlsbad zu mir. Es soll für das dortige Bethaus ein Altarbild gemalt werden, und ich soll die Ausführung besorgen. Ternite ist etwas zudringlich, und ich weigere mich ein anderes Versprechen zu geben als bei einer späteren Besprechung der Sache mein Urtheil und Rath nach bestem Wissen und Gewissen abzugeben.

10) Mittwoch.... Im Museum finde ich Voigt etwas bestürzt. Es ist mit einer Stufenleiter, die in der Abtheilung der Ruysdaels gebraucht wurde, in eines der Ruysdaelschen Bilder ein Loch gestoßen worden. So etwas ist immer schlimm; da die Sache aber nicht zu ändern ist und im ganzen sehr wenig Unglück bei uns geschieht, der Schaden auch leicht auszubessern ist, so mache ich nicht viel Aufhebens und gebe Auftrag, das Bild so schnell als möglich wiederherzustellen und Niemand etwas zu sagen. Samstag wird das Bild wieder an seinem Platz sein.

12) Freitag.... Quandt wünscht mich zu sprechen. Ich gehe zu ihm hinüber nach Neustadt. Er theilt mir einen Aufsatz mit, in welchem er einige Versäumnisse Hübners in Betreff seiner Nachrichten über unsere Galerie gut zu machen sucht. Da er diesen Aufsatz in die Allgemeine Zeitung einrücken lassen will, wünscht er ein Paar Zeilen von mir an die Redaktion, die ich gern gewähre und augenblicklich schreibe.... Im Museum finde ich den Ruysdael bereits vortrefflich wiederhergestellt. Morgen wird er an seinem Platz sein.... Dann finde ich den Hofrath Ternite, welcher wegen des Carlsbader Altarbildes mit mir spricht, für welches er eine Copie des Christus von Cima da Conegliano vorschlägt....

13) Samstag.... Am Vormittag entwerfe ich noch die Darstellung der „Heimsuchung Maria“, die am Nachmittag ziemlich klar zu Papier gebracht wird. Im Museum finde ich Ternite, wie verabredet, vor dem Christus. Wir treffen nähere Verabredung, da es scheint, es wird aus der Copie für den Altar der evangelischen Kirche in Carlsbad etwas werden.... Galerie-Kommission. Es liegt nichts Wesentliches vor. Rietschel ist nicht zugegen. Der herrliche De Heem mit dem Vogelnest, der sehr krank ist, wird untersucht, so wie auch Rembrandts Ganymed, den wir aber in gutem Stand finden.... Abends besucht mich Ferd. Voigt, mein Schüler.... Dann theilt er mir seinen Vorsatz mit, in das Bendemannsche Atelier einzutreten, um hinsichtlich einer durchgebildeten Ausführung zu lernen, was ich ihm so gut nicht lehren kann. Ich erkläre ihm, daß ich den Schritt nur billigen kann und in demselben nichts erblicke, was unser Verhältniß auflöst.

14) Sonntag.... Als ich wieder zu meinen Zeichnungen mich wendete, kommt Gaber.... und bringt der Hausfrau die herrlichen Blätter zum Vater Unser von seinem Schwiegervater L. Richter.

15) Montag.... Bei Erdmann bestelle ich einen Probeschirm für die Niederländer Tapeten, wie Bendemann zu versuchen angerathen hat.

17) Mittwoch. Maler Schönherr besucht mich aus Veranlassung einer Mittheilung, welche ich durch Ferd. Voigt ihm hatte zukommen lassen. Ich bin nämlich der Meinung, daß er der rechte Mann sei, die Ausführung der Malereien in der Chornische der katholischen Kirche in Neustadt zu bewerkstelligen. Ihm können dann ein Paar von meinen Schülern, etwa Voigt und Diettrich, vielleicht auch Kießling, zur Seite stehen und helfen. Ich muß in solcher Weise die Angelegenheit ordnen. Schönherr ergreift den Vorschlag mit lebendiger Theilnahme und Freude und wünscht nur, daß die zu seinem Unterhalt nöthigen Mittel ihm gewährt werden. Ohnehin hat er übernommen, für die Kapelle der Diakonissen ein Altarbild umsonst zu malen. Da muß natürlich Rath geschafft werden. – Es besucht mich auch der Graf Drechsel aus München, königlicher Kämmerer, welcher mein Haus gekauft hat. Er ist sehr freundlich und herzlich und bringt mir Grüße von seiner Gemahlin. Er erklärt in meinem Hause sehr glücklich zu sein.... Abends besuchen uns Herr Cichorius aus Leipzig (Bruder von Wigands Schwiegersohn) und Gaber. Es wird das Album der Hausfrau angesehen.

19) Freitag.... Im Museum finde ich Professor Gerhard, den Archäologen, und Alexander Lesser aus Warschau, meinen ehemaligen Schüler. Atelier. Zumpes[2] Bild (Kreuzabnahme) nahet sich der Vollendung.... Unterm Mittagsessen kommt Hettner, um mich für den Abend einzuladen. Gerhard wird kommen. Um 5  Uhr haben wir Sitzung des akademischen Rathes....Nach der Sitzung gehe ich zu Hettner, wo sich außer Professor Gerhard auch noch Rector


  1. Wilhelm Ternite, Maler, geb. 1786 in Neustrelitz, gest. 1871 in Berlin.
  2. Joh. Zumpe, Schüler Schnorrs, starb am 6. Dezember 1864 in Dresden.
Empfohlene Zitierweise:
Dr. Otto Richter (Hrsg.): Dresdner Geschichtsblätter Band 2 (1897 bis 1900). Wilhelm Baensch Dresden, Dresden 1897 bis 1900, Seite 124. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Dresdner_Geschichtsbl%C3%A4tter_Zweiter_Band.pdf/127&oldid=- (Version vom 22.6.2024)