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Ich habe jetzt mein Bild, „die Heimkehr der Hirten aus Civitella“ an Quandt abgeliefert; vielen wollte es sehr gefallen; mir eben nicht. Nach Leipzig machte ich einige italiänische Zeichnungen, auf welche ich mir eher etwas zu Gute thue, u. ein gleiches jetzt an einen kleinen Bildchen von der Ponte Salano wo ich mit ganzer Seele dran sitze u. bei der Arbeit manchmal ganz laut vor Freuden jauchze, daß mein gutes Frauchen manchmal ganz ängstlich um mich wird. Schumacher mahlt mit Pöschel in einer Villa des Professors Villers an der Elbe[1] eine Deke al Fresco; es werden die 4 Jahreszeiten. Die Zeichnungen versprachen etwas recht Gutes. Stölzel soll diesen Sommer hier[1] eintreffen.

Ist Euch Beyden nicht auch ein Lüstgen angekommen, auf den Reichstag nach Nürnberg[2] zu kommen? – Hier[1] giebts viele, die da Lust, aber niemand, oder wenige, die da Geld haben; ich habe, aber um Dürern recht ehren zu können, seyn Portrait (von Förster gestochen) u. sein Leben der Maria, nebst einigen andern Holzschnitten u. Kupfern z. B. den Hyronimus in der Stube, pp., angeschafft, u. über mein Vermögen 22 Thlr. daran gewand, was der guten Hausfrau ohnmöglich recht gewesen seyn kann, obgleich sie recht freundlich dazu aussah; nun freue ich mich wie ein Kindtaufvater täglich über meine herrlichen, /D\ – Es lebt ein allgewaltiger, tiefsinniger Geist in diesen Sachen; u. ich will meinen alten seligen Dürer zum 6ten Aprill ein Vivat bringen, u. sollte niemand dabey seyn, als meine gute Frau; die wird mit anstoßen, trotz den 22 Thalern. – Vergeßt doch auch nicht, liebsten Freunde, den 6ten Aprill feyerlich zu begehen, wir wollen dann an einander denken, u. unsern HErrn bitten, daß er uns eben so tüchtig u. so fromm werden lasse, wie den guten Albrecht.

Gott sey mit Dir, mein theurer, lieber Bruder. Schreibe bald Deinen

Ludwig Richter. 

[Meißen den 7. März 1829] 

An Bruder Hoff. No. 2.[3]

Ich weiß nicht ob ich es Euch früher schon geschrieben habe, daß mir am Tage Maria Himmelfarth eine kleine Maria bescheert wurde, mit welcher ich nun schon seit 7 Monaten des Abends in der Feyerstunde in der großen Stube herumgaloppiere, oder sie auf den Knien reiten lasse u. ihr dazu ein Postillionsliedchen blase. Es ist eine gar liebe kleine runde dicke wilde Hummel, lacht u. jauchzt den ganzen Tag, u. ist meine größte Freude.

Oehmens haben ebenfalls an Weihnachten ein kleines Mädchen gekriegt, was ihm vollkommen ähnlich sieht. Schumacher ditto – ein kleines Mädchen, ist aber sehr kränklich u. schwach.

Stölzels Blatt nach Raphael wird sehr schön, u. er rükt waker vor. – Ich kann aus den ältern Krüger nicht klug werden; allerdings scheint er ein sonst wakrer u. kluger Mensch zu seyn; der Graveur aber ist eine kleine Pfennigtrompete, der hie u. da in Dresden schon Frömmler, Heilige u. Nazareer riecht! u. das mit quäkender Stimme verkündet.

NB. an Thomas.

Hast Du nicht gehöhrt ob u. wenn Cl. Brentano seine „Visionen einer Nonne“ herausgiebt, auf welches mich Maydell sehr neugierig gemacht hat. –?

Passavant, der mir durch Hennig ein Exemplar der Erklärung zu seiner Nürnberger Zeichnung zukommen ließ, empfiehl mich von ganzen Herzen. – Wie glüklich bist Du, christliche Freunde in Deiner Nähe zu haben. Hier in Meißen habe ich nicht einen, u. kann auch keine christl. Predigt höhren.

Wenn es sich schikt, so empfiehl mich ebenfalls der Frau v. Holzhausen, von der mir Maydell u. Du so viel erzählt u. geschrieben hast; wenn Du auch durch ihren Stand u. Geschlecht von ihr geschieden bist, so ist es doch eben so angenehm als lehrreich, zu sehen, wie sich im christl. Leben unter verschiedenen Verhältnissen immer dasselbe u. doch in seiner Uniform verschieden äußert, u. dann kann man überall etwas lernen.

R. 


Aus Julius Schnorrs Tagebüchern.

XI.

1856.


September.

5) Freitag.... Während meiner Abwesenheit ist ein Schreiben von dem Rath zu Dresden an mich eingelaufen, in welchem ich aufgefordert werde, eine Zeichnung für ein Album, welches der Prinzessin Margarethe aus Veranlassung ihrer Vermählung verehrt werden soll, zu liefern. Ich beantworte heute Vormittag dieses Schreiben und erkläre mich bereit, eine Zeichnung, darstellend Christus und die Samariterin am Brunnen, anzufertigen....

7) Sonntag.... Am späteren Nachmittag gehe ich .... nach der Begerburg am Plauenschen Grund, wo ehedem das sogenannte Kanapee war. Ich war


  1. a b c in Dresden
  2. Die Feier des 300jährigen Todestags Albrecht Dürers in Nürnberg, der sogenannte Künstlerreichstag.
  3. Beilage zu einem andern Briefe. Das Datum ist von J. F. Hoff mit Bleistift hinzugeschrieben.
Empfohlene Zitierweise:
Dr. Otto Richter (Hrsg.): Dresdner Geschichtsblätter Band 2 (1897 bis 1900). Wilhelm Baensch Dresden, Dresden 1897 bis 1900, Seite 123. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Dresdner_Geschichtsbl%C3%A4tter_Zweiter_Band.pdf/126&oldid=- (Version vom 22.6.2024)