Seite:Dresdner Geschichtsblätter Zweiter Band.pdf/122

Dieser Text wurde anhand der angegebenen Quelle einmal korrekturgelesen. Die Schreibweise sollte dem Originaltext folgen. Es ist noch ein weiterer Korrekturdurchgang nötig.

Im Jahre 1820 beabsichtigte man auf dem Demolitionsraume zwischen dem Wilsdruffer Thore und der Breitegasse (dem späteren Antonsplatze) einen freien Platz anzulegen und dorthin die an vielen Stellen der Stadt und Vorstädte befindlichen Buden, in welchen die verschiedensten Gewerbe betrieben wurden, zu verlegen. Es gab damals z. B. 37 Trödelbuden, meist auf der Johannisgasse, 14 Viktualienbuden, meist beim See- und beim Wilsdruffer Thore, 14 Fischbuden am Neumarkt, ferner Schleifer-, Kohlen-, Tabaksbuden u. s. w. Doch kam dies nicht zur Ausführung, und man entschloß sich später an den beiden Langseiten dieses Platzes feststehende Verkaufshallen zu erbauen, ein Plan, welcher durch Reskript vom 12. Juli 1825 genehmigt wurde[1]. Von 1826 an waren die Plätze zu den Verkaufshallen an der Stadtseite und von 1828 an diejenigen an der entgegengesetzten Seite vererbt worden[2]. Es war zwar durch das obenerwähnte Reskript vom 12. Juli 1825 bestimmt worden, daß die Verkaufshallen nicht mit einem oberen Stockwerke übersetzt werden sollten, doch ist später von dieser Bestimmung abgesehen worden, wodurch die beiden Gebäudefronten des Antonsplatzes in der Weise entstanden sind, wie sie sich jetzt noch zeigen. Auf der Stelle, welche jetzt die Kunstgewerbeschule am Antonsplatze einnimmt, beabsichtigte man im Jahre 1826 ein Schaugebäude zu errichten, das einen Cirkus für Kunstreiter und Seiltänzer, sowie Räume für Menagerien, Naturalienkabinets und andere Sehenswürdigkeiten enthalten sollte. Das Gebäude sollte 128 Ellen lang und 40 Ellen breit und so erbaut werden, daß es ohne großen Prachtaufwand in seiner äußeren Form dem Platze zur Zierde gereiche. Es wurde wegen diesen Gebäudes sowohl, als wegen eines auf dem Antonsplatze zu errichtenden Wasserbassins in der Leipziger Zeitung vom 26. und 30. August 1826 ein Konkurrenzausschreiben – wohl das erste in Sachsen – erlassen, und als Preis für Pläne zum Schaugebäude 150 Thaler und zum Bassin 50 Thaler ausgesetzt. Die Pläne waren bis zum 21. April 1827 einzureichen. Es gingen 17 Entwürfe für das Schaugebäude und 8 für das Bassin ein; den Preis für das erstere erhielt der Königliche Bau-Kondukteur Carl August Menzel in Berlin, und den für das Bassin der Architekt Gustav Hörnig in Dresden. Das Schaugebäude ist nicht zur Ausführung gekommen und das Bassin wurde erst viel später, im Jahre 1836, angelegt und bei Verlegung des Wochenmarktes nach dem Antonsplatze wieder beseitigt[3].

Ein großer Theil der Anlagen, welche zur Zeit der Demolition geschaffen wurden, wie z. B. die Alleen vom ehemaligen Röhrweg bis zum Albertinum, der botanische Garten, der Gondelhafen, die zahlreichen Röhrwasserhäuser und steinernen Bänke u. a. sind schon längst wieder verschwunden, und beim Ausbau der Ringstraße werden auch die meisten der noch vorhandenen Reste der Festungswerke beseitigt werden, so daß in nicht zu ferner Zeit nur noch die Brühl’sche Terrasse an Dresdens Festungszeit erinnern wird.



Ein Probe-Arbeiten der Schuster im Jahre 1579
Von Robert Bruck.

Am 5. Juni 1578 erließ Kurfürst August einen Befehl an den Rath zu Dresden, er solle mit Zuziehung der Aeltesten der Handwerker die Preise der Handwerksprodukte, die Tagelöhne, sowie die Fuhrlöhne feststellen, da die Handwerksprodukte außerordentlich hoch im Preise gestiegen seien, obwohl die derzeitige Wohlfeilheit des Getreides keine Ursache dazu gebe. Es sollte alles aufs Papier gebracht und ihm, dem Kurfürsten, unverzüglich übergeben werden, damit er eine Taxe für die Handwerkserzeugnisse und für die Eß- und anderen Waaren, die die Bauern in die Stadt brächten, aufstellen und für das ganze Land verordnen könne. Fortgesetzte Klagen und Beschwerdeschriften des Hofgesindes und der Einwohnerschaft Dresdens über zu hohe Preise hatten den Kurfürsten zu dieser Maßregel veranlaßt. Die Bauern entschuldigten die fortwährende Steigerung der Preise der von ihnen zu Markte gebrachten Waaren mit dem Aufschlag der Handwerkserzeugnisse. Der Kurfürst mag zu dieser Zeit sehr erzürnt auf die Handwerker gewesen sein, denn in seinem Schreiben an den Rath bemerkt er, die eingerissene Hoffart der Handwerker müsse abgewendet werden, und sollte der Rath der Handwerker nicht mächtig sein, so sei er entschlossen, alle Innungen aufzuheben, wie er sich dieses Recht in den Innungs-Bestätigungen vorbehalten habe.

Der Rath forderte darauf sämmtliche Handwerke auf, genaue Berichte über die Preiserhöhung ihrer Produkte einzuliefern, was auch geschah; es liegen uns in den Akten des Rathsarchivs C. XVIII. 194h von 84 Gewerben Antworten vor.

In allen Antwortschreiben der Innungen wird darüber geklagt, daß die gute alte Zeit vorüber sei, daß sie vor 30 Jahren nur 5, 6 und 7 Gulden[4] Hauszins gegeben hätten, während sie jetzt 10, 12, ja 17 und 20 Gulden zahlen müßten. Die Abgaben, die Zölle, das Holz, alle Zuthaten und Rohprodukte zu ihrem Handwerk, die Nahrungsmittel, die Gesellenlöhne, furz alles sei bedeutend im Preise gestiegen, und sie selbst verdienten kaum den Unterhalt für ihre Familien, so daß viele Meister ihre Ersparnisse zusetzten oder bereits zugesetzt hätten.

Diesen Klagen der Handwerke scheint der Rath nur bedingt Glauben geschenkt zu haben, und um sich selbst in einem Falle genau zu unterrichten, ließ er am 10.  Januar 1579 die Schuster „Probe arbeiten“. Darnach glaubte er feststellen zu können, ob die Schuhmacher ihre Waaren zu theuer verkauften und was die Herstellungskosten für Schuhe genau betragen würden. – Eine ähnliche Maßregel war bereits fünf Jahre früher angeordnet


  1. Rep. VIII. Dresden 504 d. 31. 1 f.
  2. Rep. XLIII. Dresden 284 c. Bl. 137, Rep. VIII. Dresden 380i. Bl. 172 f. und 504g. Bl. 33.
  3. Rep. VIII. Dresden 522. – Taggesell, Tagebuch eines Dresdner Bürgers. S. 763.
  4. Der Gulden zu 21 Groschen, der Groschen zu 12 Pfennigen.
Empfohlene Zitierweise:
Dr. Otto Richter (Hrsg.): Dresdner Geschichtsblätter Band 2 (1897 bis 1900). Wilhelm Baensch Dresden, Dresden 1897 bis 1900, Seite 119. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Dresdner_Geschichtsbl%C3%A4tter_Zweiter_Band.pdf/122&oldid=- (Version vom 29.6.2024)