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Geh. Sekretär Karl Theodor Winkler fiel. Weiter übernahmen etwa 60 höhere Beamte, Kaufleute, Rechtsanwälte u. a. das Einsammeln der Beiträge, welche am 30. November 1817 die Summe von 5125 Thlr. 8 Pf. erreicht hatten, und sich später noch etwas erhöhten, so daß am 31. Dezember 1819 3485 Thlr. 2 Gr. 8 Pf. vorhanden waren. Weitere Beiträge sind dann nicht mehr gesammelt worden, und bereits im Jahre 1821 scheint sich die Vereinigung gänzlich aufgelöst zu haben, da auf mehrere von der Demolitionskommission an das Comité gerichtete Anfragen, ob dasselbe etwas zur Sammlung von weiteren Beiträgen zu thun gedenke, sowie auch eine auf eine Wegeangelegenheit bezügliche Anfrage unbeantwortet blieben. Die gesammelten Gelder wurden bei Anlegung von Promenaden vor dem weißen, Wilsdruffer und Pirnaischen Thore mit verwendet und aus ihnen Beiträge zur Wiederinstandsetzung des Moritzmonuments, sowie zur Herstellung des eisernen Geländers geleistet, welches sich auf dem zwischen der Zeughausstraße und dem Gondelhafen gelegenen letzten Ende der Brühl’schen Terrasse befindet[1].

Viel Aufwand an Geld und Arbeit verursachten die in folge der Beseitigung der Festungswerke nothwendig gewordenen Straßenanlagen, welche die Verbindung mit den Vorstädten zu vermitteln hatten, und die Herstellung der namentlich durch die Abtragung der Thore entstandenen freien Plätze, wie des jetzigen Postplatzes, Albertplatzes, Pirnaischen Platzes und eines Theiles des Kaiser-Wilhelmplatzes, sowie die Anlegung des Dippoldiswaldaer und des Antonsplatzes. Eine Anzahl Straßen mußten verlängert werden, wie die Königstraße, die Hauptstraße und die Seestraße, neuangelegt wurden die Packhof, die Stall- und die Marienstraße, sowie die sämmtlichen von der Marienstraße bis zum Zeughause führenden Alleen. Die Wallstraße, welche bis dahin ein schmales Gäßchen, ähnlich wie das jetzt unter den Namen „an der Mauer“ noch bestehende, bildete, wurde verbreitert. Auch die Anlegung der Zwingerpromenaden, sowie die Neu-Anlegung und Verlegung einer großen Anzahl zur Röhrwasserleitung gehöriger Wasserhäuser und Röhrenlager, der Neubau und die Veränderung von Schleußen, Anlegung von Brunnen, die Errichtung von Laternen und steinernen Bänken, die Einfriedigung verschiedener an die neuangelegten Wege anstoßender Gärten und endlich der Ankauf und Abbruch vieler an die Wallmauer angebauter Schuppen und anderer Gebäude gehören dazu. Die neuangelegten Wege und Plätze wurden während der ersten Jahre von der Demolitionskommission unterhalten.

Die eigentliche Arbeit begann Anfangs April 1817 und zwar wurden zunächst die noch vorhandenen Trümmer des weißen Thores abgetragen und die im Jahre 1813 errichteten Schanzen am schwarzen Thore eingeebnet, so daß man noch im selben Jahre in der Lage war, die zwischen der Antonstraße und Theresienstraße gelegenen Plätze zu veräußern[2]. Im Jahre 1818 wurde mit Abtragung der Wälle am Japanischen Palais begonnen und die Erweiterung des Palaisgartens vorgenommen, eine Arbeit, welche 1819 beendigt wurde. Die Erbauung der beiden Thorhäuser erfolgte erst 1828 und 1829[3]. Auch von der Bretzel (Tonhalle) bis zur Elbe wurde das Glacis eingeebnet. Wegen der Erhebung der Accise wurde die Neustadt mit einer Mauer umgeben, welche deshalb öfters unter dem Namen der „Accismauer“ vorkommt. An der Hospital und Theresienstraße sind noch Theile dieser Mauer vorhanden. Ihre Vollendung erfolgte erst 1824, gleichzeitig wurde die Veräußerung der Demolitionsräume zwischen dem schwarzen Thore und der Elbe vorgenommen[4].

In Altstadt begann man 1818 zunächst mit der Einebnung des Grabens am Zwinger und der noch stehenden Ruinen der Wälle am Hofwaschhause. Die Verlängerung der Ostra-Allee erfolgte im selben Jahre und auch der Kommunikationsweg von der Rampischen- nach der jetzigen Pillnitzer Straße, die spätere Augustus-Allee, wurde hergestellt, ebenso die Abpflasterung der Appareille von der Brühl’schen Terrasse nach dem Zeughausplatze[5]. Darauf erfolgte im Jahre 1819 die Demolition der Saturnusbastion, welche 1820 beendigt war, so daß in diesem Jahre die Herstellung des vorderen Theiles der Annenstraße vom Postplatze bis zum Jakobshospital (Ecke am See) erfolgen konnte. Dieser Theil der Annenstraße wurde durch den Garten der damals an der Stelle des jetzigen Oberpostdirektionsgebäudes gelegenen Thierarzneischule geführt. Die Bastion Merkur wurde 1820 und 1821 abgetragen und auch ein Theil der Courtine bei der Jupiterbastion demolirt. Die Abtragung des 1747 errichteten Seethores erfolgte 1821, worauf im folgenden Jahre die Allee von der Seestraße bis zur Schulgasse hergestellt wurde[6].

Das Pirmaische Thor wurde im Jahre 1820 abgetragen und zwar nicht durch die Demolitionskommission,


  1. Rep. VIII. Dresden 497.
  2. Rep. VIII. Dresden 493a. 31.98b. Rep. XLIII. Dresden 265a. 31. 45. Rep. XLIII. Dresden 265e. Bl. 3. 44. 86. 94. 112. 127. 139.
  3. Rep. VIII. Dresden 381 u. 505a. b.
  4. Rep. XLIII. Dresden 265e. Demolitions-Rechnung 1819.
  5. Rep. VIII. Dresden 380d. Bl. 19 f. Rep. VIII. Dresden 493c. Bl. 129. 140.
  6. Demolitions-Rechnung 1821 Bl. 40.
Empfohlene Zitierweise:
Dr. Otto Richter (Hrsg.): Dresdner Geschichtsblätter Band 2 (1897 bis 1900). Wilhelm Baensch Dresden, Dresden 1897 bis 1900, Seite 116. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Dresdner_Geschichtsbl%C3%A4tter_Zweiter_Band.pdf/119&oldid=- (Version vom 12.7.2024)