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Seine große Sammlung von Stadt- und Festungsplänen, Ordres de Batailles, Etâts des Armées, Exercices und Manoeuvres etc. vermachte er dem Kurfürsten. (Der Katalog in den Akten des Geheimen Kabinets füllt 44 Folioseiten).

Von seinen Blutsverwandten war Niemand mehr am Leben. Sein Stiefsohn, der obengenannte Adolf Traugott von Gersdorff auf Rengersdorf, erhielt ein Legat von 10,000 Thlrn.; außerdem waren drei jüngere Offiziere mit Vermächtnissen von 3000 Thlrn., die Bediensteten seines großen Hausstandes: der Kammerdiener mit 4000 Thlrn., der Koch mit 200 Thlrn., die drei Livreebedienten, der Kutscher, der Reitknecht und die Küchenmagd mit kleineren Legaten bedacht. Seine sehr bedeutende Büchersammlung fiel an den Universalerben; ihr Verzeichniß füllte zwei Folianten"[1].

Als etwas der damaligen Zeit Eigenthümliches möge erwähnt werden, daß auf gehaltene Anfrage „Se. Churfürstl. Durchlaucht das Parade- und Sterbepferd des Generals von Gersdorff nicht verlangten, sondern dem Testamentserben zu schenken gnädigst geruhten“.

Nachdem der Gouverneur der Residenz, General d. Inf. Freiherr von Riedesel zu Eisenbach, die Entschließung des Kurfürsten in Betreff der Beerdigung eingeholt hatte, erfolgte dieselbe in der Rathsgruft des Johannis- oder böhmischen Kirchhofs[2] am 16. Februar 1787 Nachmittags mit einer von dem General der Kavallerie von Benkendorf[3] kommandirten Trauerparade, an welcher 9 achtpfündige Geschütze und, je mit Fahne und der Regiments-Musik, theilnahmen: 1 Bataillon Leib-Grenadier-Garde, 1 Bataillon Prinz Maximilian und 2 Bataillone Prinz Xaver, jenes Regiments, welches der Verstorbene so oft an den Feind geführt. Der großartige Kondukt bewegte sich von der Moritzstraße, den Neumarkt entlang, durch die Pirnische Gasse (jetzige Landhausstraße) nach dem Johanniskirchhofe. Als der Zug sich der Bilder-Galerie (dem jetzigen Johanneum) näherte, erschien auf der Freitreppe dieses Gebäudes der Kurfürst mit der ganzen kurfürstlichen Familie und ehrte dadurch in ungewohnter Weise den von ihm geschätzten Mann noch im Tode.

Am Grabe hielt der Platzmajor von Dresden, Major von der Infanterie Karl Heinrich von Trautschen eine Standrede, würdig der Bedeutung des Heimgerufenen als Soldat, Organisator und Staatsmann, den die Armee als ihren „Vater“ anzusehen sich gewöhnt habe; als Mensch aber habe er das christliche Gebot der Nächstenliebe in dem größten Maße erfüllt, Liebe und Wohlthun um sich her verbreitet und Arme und Dürftige unterstützt, oft ohne daß sie selbst es geahnt [4].

Nach der Einsenkung des Sarges erfolgte die dreimalige Salve der 9 Kanonen, welche auf der Bürgerwiese an der Kaitzbach aufgefahren waren, und das dreimalige Ehrenfeuer der 4 Infanterie-Bataillone auf der Langengasse (jetzigen Zinzendorfstraße)[5].

Die Leipziger Zeitung vom 15. Februar 1787 fügt der Anzeige von dem unerwartet eingetretenen Tode des Cabinets-Ministers von Gersdorff die Bemerkung hinzu: „Se. Kurfürstliche Durchlaucht schenkten diesem ehrwürdigen Greise das unbeschränkteste Vertrauen bis auf den letzten Augenblick seines Lebens. Der Verlust eines so allgemein geschätzten Mannes wird von jedem Patrioten aufrichtig beklagt und sein Andenken bei der Armee, die ihn als Vater ehrte und liebte, unvergeßlich bleiben“[6].


Ein Brief Hebbels, die Aufführung der
„Judith“ am Dresdner Hoftheater betreffend.
Mitgetheilt von Cand. phil. Jos. Wolter.

Nachdem Friedrich Hebbel am 28. Januar 1840 sein Trauerspiel „Judith“ vollendet hatte, wurde es noch in demselben Jahre am 6. Juli mit vielem Beifall durch die Bemühungen der Krelinger, welche die Rolle der Judith übernahm, in der preußischen Hauptstadt gegeben. Indeß auf die Entwicklung des Theaters der sächsischen Metropole hat der Sohn der Dithmarschen unmittelbar so gut wie keinen Einfluß ausgeübt. Es ist bekannt, daß Otto Ludwig, der Verfasser des „Erbförsters“ und der „Makkabäer“, gerade von hier aus seine Verbreitung über die deutschen Bühnen finden sollte.

Schon am 17. Februar 1840 hatte Hebbel seine „Judith“ an Ludwig Tieck in Dresden gesandt, wie ersterer unter dem 26. April in seinem Tagebuche bemerkte. Jedoch das Trauerspiel fand dort nicht den


  1. Hasche in seiner „umständlichen Beschreibung Dresdens“, 1783 II. S. 755 führt unter „Bibliotheken“ die Bücherei „dieses thätigen Greises und Patrioten“ als eine hervorragende auf.
  2. 1858 säkularisirt; an seiner Stelle befindet sich jetzt die Johann Georgen-Allee.
  3. Dem ältesten aktiven Generale, der durch seine Reiterangriffe bei Kolin berühmt geworden war.
  4. Diese Standrede, welche werthvolle biographische Andeutungen enthält, ist gedruckt erschienen. Ein Exemplar besitzt die K. öffentl. Bibliothek zu Dresden (Hist. Saxon. D. 475, 42).
  5. Ausführliche Beschreibung der Trauerfeier in Hasche’s Magazin der sächs. Geschichte, 1787, Thl. IV, S. 117 ff.
  6. Ein Bildniß Gersdorff’s aus seinen letzten Lebensjahren, in Sepia gedruckter Kupferstich (16x24 cm.), von dem Hofkupferstecher und Akademieprofessor Christian Friedrich Stölzel 1788 radirt und muthmaßlich auch gezeichnet, befindet sich im Kgl. Kupferstichkabinet, im Stadtmuseum und in Privatbesitz.
Empfohlene Zitierweise:
Dr. Otto Richter (Hrsg.): Dresdner Geschichtsblätter Band 2 (1897 bis 1900). Wilhelm Baensch Dresden, Dresden 1897 bis 1900, Seite 106. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Dresdner_Geschichtsbl%C3%A4tter_Zweiter_Band.pdf/109&oldid=- (Version vom 10.7.2024)