Namen praga und drechsden stehen. Weiter
stromabwärts erkennt man noch das viel kleinere
missem (Meißen).
Die letzte Karte des Mittelalters, auf der sich Dresden verzeichnet findet, ist ein Holzschnitt von 0,279 m Breite und 0,381 m Höhe, offenbar Nürnberger Arbeit aus der Zeit unmittelbar vor 1500. Der Titel lautet: „Das ist der Rom-Weg von meylen zu meylen mit puncten verzeychnet von eyner stat zu der andern durch deutzsche lantt“[1]. Das seltene Blatt gehört zu jener großen, bisher noch wenig untersuchten Gruppe von Straßenkarten, die damals von Rompilgern, reisenden Kaufleuten und wandernden Handwerksgesellen vielfach benutzt wurden. Eins der wenigen erhaltenen Exemplare gehört zu den wertvollsten Schätzen der Landkartensammlung in unserer Königl. öffentlichen Bibliothek. Als Verfasser der Karte gilt der Nürnberger Kompaßmacher Erhard Ezlaub. Sie ist mit einem Netz von Straßen bedeckt, die schließlich sämtlich nach Rom als dem damaligen Mittelpunkt der christlichen Welt führen. Sachsen ist schon ziemlich richtig und mit einer guten Auswahl von Ortschaften dargestellt. Aus dem herzförmig gestalteten, rings von einem grünen Walde umgebenen Böhmen fließt die Elbe, die hier zum ersten Male unter ihrem modernen Namen erscheint. An ihr liegen die Städte pirna, dresen und meyxen. Im westlichen Sachsen sieht man lyps, zwickau und kemniz, im östlichen Teile des Landes Sitta und pauczen. Zwischen diesen beiden Orten ist die Spre hindurchgeführt, die aber nicht in die Elbe, sondern bei Stralsund in die Ostsee mündet.
Seit dem Beginne des 16. Jahrhunderts wächst die Zahl derjenigen Karten sehr beträchtlich an, auf denen Dresden und die umliegende Gegend mit zunehmender Richtigkeit und Deutlichkeit dargestellt wird. Die zahlreichen Ptolemäusausgaben bringen eine immer größere Menge von Spezialkarten einzelner deutscher Landschaften. Einen Höhepunkt auf diesem Gebiete erreicht die große Kosmographie Sebastian Münsters, die seit 1544 mehr als 30 Auflagen erlebte. 1547 erscheint in Brüssel die schöne zwölfblättrige, in Kupfer gestochene „Germania“ des Christoph Pyramius, die Hauptquelle vieler Territorialkarten, von der sich leider nur ein einziges ziemlich beschädigtes Exemplar in der ehemaligen Universitätsbibliothek zu Helmstädt erhalten zu haben scheint. 1550 veröffentlicht dann in enger Anlehnung an dieses Vorbild Sebastian Münster die erste gedruckte Landtafel von Meißen und Thüringen. Ihr schließen sich in rascher Folge bis gegen Ende des Jahrhunderts noch zahlreiche andere Spezialkarten unseres engeren Vaterlandes in stetig wachsender Vervollkommnung an[2].
Als das älteste Bild der Stadt Dresden hat man bisher den Kupferstich von Franz Hogenberg in Georg Brauns Städtebuche Civitates orbis terrarum aus dem Jahre 1572 (wiedergegeben im „Atlas zur Geschichte Dresdens“ Tafel 4) betrachtet[3]. Dies bedarf der Berichtigung: es gibt erfreulicherweise eine noch ältere Ansicht der Stadt.
Joh. Chr. Adelung erwähnt in seinem „Verzeichnis der Landkarten und vornehmsten topographischen Blätter der Sächsischen Lande“ (Meißen 1796) auf Seite 65 einen Prospekt von Dresden, enthalten in Henrici a Cleve
- ↑ A. Wolkenhauer a. a. O. S. 11 ff. – Lichtdruckreproduktion bei L. Gallois, Les géographes allemands de la renaissance, Paris 1890, Planche I.
- ↑ V. Hantzsch, Die ältesten Karten der sächsisch thüringischen Länder (1550 – 1593), Leipzig 1905, mit 18 Tafeln in Lichtdruck (Schriften der Kgl. Sächs. Kommission für Geschichte XI).
- ↑ Im Kunstgewerbeblatt 1892 S. 49 hat G. Wustmann einen Leipziger Wandteppich aus dem Jahre 1557 abgebildet und besprochen, der das Urteil Salomonis und im Hintergrunde das Bild einer Stadt darstellt. Wustmann sagt, man sieht auf den ersten Blick, daß das Leipzig sein soll, aber auch, daß es kein richtiges Bild von Leipzig ist. Ganz unverkennbar nämlich tritt der Turm der Pleißenburg hervor, aber zu dem eigentlichen Stadtbilde ist, wie es dem Künstler der dekorative Zweck der Darstellung zu erfordern schien, vorn ein Fluß mit einer Brücke und hinten eine Berglandschaft hinzugefügt. Es ist also ein ungenaues Bild von Leipzig, mit freier Behandlung des Vorder- und Hintergrundes. Wenn C. Gurlitt (Bau- und Kunstdenkmäler Sachsens, Heft 18, Stadt Leipzig, S. 323) meint, das Bild stelle Dresden, jedoch im Spiegel gesehen (!), dar, so entbehrt diese Ansicht jeder Begründung. Ein breiter fluß mit einer langen Brücke braucht nicht die Elbe mit der Dresdner Brücke zu sein, und von dem eigentlichen Stadtbilde stimmt nicht ein einziges Bauwerk, auch das am meisten hervortretende Schloß nicht, zu dem damaligen Dresden. Ausschlaggebend jedoch ist allein schon, daß die Stadt an der Flußseite von einer langen Festungsmauer mit Zinnen und Mauertürmen umschlossen dargestellt ist. Dort hat aber in Dresden nie eine solche Stadtmauer gestanden, denn die Frauenvorstadt lag außerhalb der Mauer und wurde unter Herzog Georg durch einen bloßen Erdwall angeschlossen, der dann unter Christian I. in eine Steinumwallung umgebaut wurde. Diese vermeintliche älteste Ansicht von Dresden ist also ein Trugbild. – Hierbei sei noch ein anderer Jrrtum Gurlitts berichtigt. In der Besprechung des Moritzmonuments (Bau- und Kunstdenkmäler Heft 22, Stadt Dresden, S. 323) meint er, daß das bekannte Wasserfarbenbild von Zacharias Wehme, das über dem Denkmal eine Attika mit Kriegerfiguren und weiterhin eine Balustrade mit Putten und Wappen darstellt, nicht eine Wiedergabe des ausgeführten Denkmals, sondern ein Entwurf für dessen Erweiterung sei; er wisse keine Darstellung, die diese Bereicherungen des Denkmals bestätige. Demgegenüber ist darauf hinzuweisen, daß der erwähnte Hogenbergsche Kupferstich von 1572 die Attika, die Balustrade und die Figuren ganz deutlich erkennen läßt.
Dr. Otto Richter (Hrsg.): Dresdner Geschichtsblätter Band 4 (1905 bis 1908). Wilhelm Baensch Dresden, Dresden 1905 bis 1908, Seite 89. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Dresdner_Geschichtsbl%C3%A4tter_Vierter_Band.pdf/94&oldid=- (Version vom 8.12.2024)