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(dem grünen Zipfel) und den Maxischen Bergen belegenen „Friesenbergen“ aus. Die Rechnungen des Amts Dresden führen als Besitzer der Friesenberge im Rechnungsjahre 1759/60 die Gemeinde zu Pieschen[1] auf. Das ursprünglich herrschaftliche Besitztum mit dem „Friesenfeld“ außerhalb der Mauer war in Bauernhand übergegangen. Ein gemeinsames Tor (in der Nähe der heutigen Nr. 56 der Döbelner Straße) führte bis 1875 für sämtliche Besitzer (über 20) in die Weinberge. Auf jede „Zeile“, in welche das Besitztum geteilt wurde, entfiel Feld, Grabeland, Weinberg und Hochwald, wie sie „mit derer Nachbarn Gewohnhaltung abgeschritten und abgesteint worden“[2]. Ein größeres Stück außerhalb der Mauer, die „Friesentriebe“, befand sich noch 1870 im gemeinsamen Besitz aller Teilhaber; dieses Stück gelangte kurz vor 1876, als die alte Gemeinschaft durch die Durchbrechung der Mauer aufgehoben wurde, zum Verkauf. Damals entfielen von dem Gesamterlös von 600 Talern 25 Taler auf die „ganze Zeile“[3]. Die Einkünfte aus dem Pacht der Viehtriebe sowie der Jagdpacht wurden von der Gemeinde, die ihre regelmäßigen Zusammenkünfte hielt, zur Erhaltung der Mauern und zur Deckung anderer Ausgaben verwendet[4].

In der Hauptsache blieben Bauern aus Pieschen die Glieder der Friesenberggemeinde, es kamen allmählich aber auch Fremde hinzu. Diese Weinbergsgemeinden hatten von Haus aus mit der nachmaligen Ortsgemeinde Trachenberge ebensowenig wie das schriftsässige Vorwerk zu tun, sie stellten eher ein Hindernis für die selbständige Entwicklung dieser Ortsgemeinde dar. Insbesondere wurden die Friesenberge durchweg und stets seit ihrer Erwerbung durch Pieschner Bauern zu Pieschen gerechnet. Als nach 1850 die Gemeinde Trachenberge auf Bildung eines eigenen Steuerbezirkes antrug, wurde sie abschlägig beschieden, weil der Ortsbezirk kein zusammenhängender sei.

Den 31. Mai 1756 hatte, wie bereits bemerkt, die Besitzerin des Vorwerks Wilder Mann den sogenannten unteren und mittleren Teil des Taubischen Berges an elf Gärtner und Häusler zu Pieschen verkauft. Hierbei hatten die neun Käufer des mittleren, an den zurückbehaltenen oberen Teil grenzenden Berges unter Punkt 5 insgesamt versprechen müssen, „die Mauern sowohl oben und unten in gutem Stande zu halten, welche in der Höhe, wie sie sich jetzt befunden, 3½ Ellen austragen, als auch in der Stärke schlechterdings beizuhalten, nicht weniger die Thore und Thüren, so von izt sind, und von neuen Besitzern noch gemacht werden mochten, wohl zu halten“. Punkt 6 des Kaufes lautete: „Vertheilen sich sämtliche Käufer in den erkauften Platz nach ihren eigenen Gefallen und hat Frau Verkäuferin mit deren Subrepartition nichts zu thun, stehen jedoch einer vor alle und alle vor einen vor die darauf haftenden Onera“. Punkt 7: „daß die in der Mitte befindlichen Kanäle nicht verschüttet noch verschlemmt, sondern reinlich gehalten werden, haben Käufer besonders acht zu haben“. Als im Jahre 1777 der dritte Teil des Taubischen Weinbergs verkauft wurde, gelobten sämtliche 23 Besitzer des oberen, mittleren und untern Teils, „in casum caducitatis für einander in solidum zu stehen und zu haften“.

Die Zusammengehörigkeit der Weinbergsbesitzer, die auch gesellig gepflegt[5] und in die wohl unwillkürlich etwas von dem Flurzwang der damaligen Dörfer übertragen wurde, trat auch in einem Vertrag hervor, welchen Herr von der Breling als Besitzer des Wilden Manns 1803 mit den Taubischen Weinbergsbesitzern über die Vermachung zwischen den Weinbergen des Vorwerks und dem Taubischen schloß, wobei die Taubischen Weinbergsbesitzer ein für allemal 75 Thaler zahlten[6]. Die „Weinbauern“ zeichneten sich übrigens auch in dieser Weinbergsgemeinde durch die auch von Klemm (Vor fünfzig Jahren I, S. 129) erwähnten grünen Jacken oder Pikeschen aus.

Als der Weinbau zurückging und auch andere Umstände störend einwirkten, verloren diese Verhältnisse ihre Bedeutung und ihren Zweck. Eine Erbschaft, die sie hinterließen und die wie manche Erbschaft auch zu Zwist Veranlassung gegeben hat, waren die Weinbergswege. Stücke derselben sind in der heutigen Kändlerstraße und am östlichen Ende der Döbelner Straße erhalten. An der letztgenannten Stelle hatten sich übrigens im Laufe der Zeit recht verwickelte Verhältnisse gestaltet. Die Kändlerstraße ist wenigstens zum Teil der alte Weinbergsweg der Taubischen Berge. Die Bemühungen, diesen Weg abzubringen, hatten keinen Erfolg, dagegen wurde der alte Weinbergsweg in den Friesenbergen am 27. Juli 1876 eingezogen.

4. Die Ortschaft Trachenberge.

In der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts war von einer Ortschaft Trachenberge nicht zu reden. Die „Dracher Leite“[7] entlang ostwärts standen an vier

Stellen Weinbergsgüter mit einigen Nebengebäuden: Zechs Weinberg (der heutige Schützenhof), der Wilde


  1. Die hierbei erwähnten „Schottischen Felder“ lagen im nördlichen Teil der Heidefelder an der Jeßnitz.
  2. Formel beim Verkauf des Mittleren Taubischen Berges.
  3. Die Zeilen hatten eine durchschnittliche Breite von 24 Schritt, die halben Zeilen von 12 Schritt.
  4. Mündliche Angaben des Herrn Ed. Apitz, 1872–1876 Protokollführer der Weinbergsgemeinde.
  5. Der Weinbau erlosch auch hier fast gänzlich mit dem Auftreten der Reblaus.
  6. Pieschner Kaufbuch v. J. 1759 Bl. 670.
  7. Coll. Schmid XXXII. 1046 (20./10. 1634). Es gab in Trachau auch eine „Leithe“ am Dorfe.
Empfohlene Zitierweise:
Dr. Otto Richter (Hrsg.): Dresdner Geschichtsblätter Band 4 (1905 bis 1908). Wilhelm Baensch Dresden, Dresden 1905 bis 1908, Seite 33. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Dresdner_Geschichtsbl%C3%A4tter_Vierter_Band.pdf/36&oldid=- (Version vom 4.12.2024)