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an: er wolle ihn in seine Dienste nehmen. Der Kurfürst antwortete darauf, er könne ihn nicht entbehren; und als der Kaiser darauf verwundert bemerkte, wie das möglich sei, da er ihn doch gefangen halte, erklärte August unumwunden, er wolle ihn zur Bekehrung zwingen. „Das maße ich mir nicht an; über die Gewissen habe ich keine Macht“, antwortete ihm Max. Der Kurfürst beharrte bei seiner Absicht; Peucer hat noch 11 Jahre, bis ihn die zweite, sehr junge Gemahlin des Kurfürsten losbat, in heldenhafter Weise eine äußerst harte Gefangenschaft ertragen.

Montag den 18. April hat Maximilian vor der letzten Tafel und seiner baldigen Abreise seine Gastgeschenke verteilt. August erhielt ein schönes Rapier, mit Gold, Silber und Edelsteinen geziert; die Kurfürstin gar ein schön Schreibtischlein von „eittlen Gold und Silber mit einen schönen künstlichen Uhrwerk, uf vil tausend[1] Gulden pracht“; der Kurfürst von Brandenburg ebenfalls ein schönes Rapier; die Kurfürstin von Brandenburg ein Halsband mit einem Gehänge, auf 6000 Taler geschätzt; die Fürstin zu Anhalt ein Halsband im Werte von 1500 Taler; Emilie von Württemberg Halsband und Kleinod für 1000 Taler, dergleichen auch des Fürsten zu Anhalt Tochter, auf 800 Taler geschätzt. Rudolf, König von Ungarn, der lange in Spanien gelebt hatte und ein Freund spanischer Sitte geblieben war, verehrte dem Kurfürsten August vier schöne spanische Rosse. Die Räte und Diener beider Kurfürsten, so aufgewartet“, erhielten goldene Ketten.

Nach der Tafel zog alles nach Pirna zu; unterwegs wurde eine kurze Jagd, wieder mit einem Bären, angestellt. Da dieser klein war und von den Rüden fast bedeckt wurde, riet der Fürst zu Anhalt, dem seine frühere Jagdtat sowieso übel angerechnet worden war, daß man des Kaisers Söhne das Tier erlegen lassen solle; „und hatt allso der Kunnigk sampt desselben Brüdern den Beren umgebracht und haben durch unser Rat alles, was wir zuvor verdurben, widder gut gemacht“. Hierauf ging es nach Pirna hinein und an ein Abschiedfeiern, wobei denn wieder ein ziemlich Freuden- und Letztrünklein von allen Theilen mit untergelaussen“. Am Dienstag morgen (19. April) haben sie den Kaiser an die Schiffe geleitet; er hat sie allerseits gesegnet, und darauf ist er abgefahren. Die Anhalter Herrschaften sind am Mittwoch von Dresden zu Wasser, die Brandenburger zu Lande abgereist.

Der sehr ausführlichen Schilderung all der äußerlichen Vorgänge bei der fürstlichen Zusammenkunft fügt der Briefschreiber noch die Vermutung hinzu, daß auch Verhandlungen gepflogen worden seien. „Dis haben wir gesehen und observirett. Was sunsten tractirett, ist uns nit bewußt, achten gleichwol, das wol etwas mag fürgelaufen sein“.

Soviel sich aus den urkundlichen und gedruckten Quellen entnehmen läßt, wurde mancherlei verhandelt.

Vor allem wurde die bereits in Wien 1573 zu gesagte Wahl Rudolfs zum römischen König ganz genau festgesetzt. August versicherte noch einmal, daß er weder einem Ausländer noch einem anderen deutschen Fürsten seine Stimme geben werde; ja, und wenn alle anderen Kurfürsten ihm selbst die Krone geben wollten, er würde ablehnen; er wolle lieber ein reicher Herzog als ein armer Kaiser sein; die anderen gleichmächtigen Fürsten würden ihn nicht über sich dulden wollen; als Herzog könne er nach seinem Gefallen leben, als Kaiser würden ihm die Sorgen das Leben verkürzen. Die Wahlhandlung wurde, damit Rudolf zuvor die Böhmenkrone erlange und die böhmischen Landtagsverhandlungen schlichten könne, auf den September verschoben; dem Kaiser zu Gefallen bestimmte man statt des weitgelegenen und damals durch Pest verseuchten Frankfurt a. M. Regensburg als Ort der Zusammenkunft zur Wahl. Mit einer gewissen Genugtuung bemerkte der spanische Gesandte, daß beide Kurfürsten von ihrer geringschätzigen Meinung über König Rudolf zurückgekommen waren und sich über diejenigen schlecht unterrichteten Personen lustig machten, die von ihm ungünstig gesprochen oder geschrieben hatten.

Über sein allerpersönlichstes Verhältnis zum Hause Österreich und besonders zu Philipp II. von Spanien hat Kurfürst August mit dem spanischen Gesandten eines Morgens eine anderthalbstündige Unterredung gehabt. Er besuchte seinen Gast, gewiß um ungestört und unbeobachtet zu sein, in dessen Gemächern früh 7 Uhr. Wie schon im Jahre 1573 zu Wien verurteilte er des Prinzen von Oranien und seiner Anhänger aufrührerische Haltung durchaus; er war der entschiedenen Meinung, die Vasallen eines Königs hätten diesem im Glauben zu folgen. Mit der Versicherung größter Dankbarkeit gegenüber dem Hause Österreich von den Zeiten Karls V. an verband er das Versprechen voller Treue und Hingebung auch in kommenden Zeiten; zu gleich erklärte er sich als ganz entschiedener Gegner des Kurfürsten von der Pfalz, der ihm den Kalvinismus habe nach Sachsen bringen wollen. Er verstieg sich in seinen Ergebenheitserklärungen so weit, daß er sagte, er halte sich nicht nur für einen Diener (criado) des Königs von Spanien, sondern für dessen Sklaven (es-clavo); dieser Ausdruck bedeute im Deutschen soviel wie einen demütigen und niedrigen Diener und werde nur dem Kaiser gegenüber gebraucht. Diese Untertanigkeit kam selbst dem spanischen Gesandten so außergewöhnlich vor, daß er in seiner Depesche ausdrücklich

erklärt, der Kurfürst habe ihm dies am frühen Morgen


  1. Dr. Hegenmüller schreibt: 6000 Gulden.
Empfohlene Zitierweise:
Dr. Otto Richter (Hrsg.): Dresdner Geschichtsblätter Band 4 (1905 bis 1908). Wilhelm Baensch Dresden, Dresden 1905 bis 1908, Seite 241. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Dresdner_Geschichtsbl%C3%A4tter_Vierter_Band.pdf/246&oldid=- (Version vom 14.11.2024)