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Anger“ begraben werden. Sofort erhob sich der Graf, beschwerte sich bei dem Minister und schrieb an Löscher einen scharfen Brief: man möge die Anordnung aufheben, oder er werde die Sache zu seiner eignen machen. Mag er seinen Zweck erreicht haben oder nicht; genug daß Zinzendorf für Gichtelianer eintrat, mußte den Superintendenten stutzig machen. Fortan wachte er noch eifriger über Zinzendorfs Treiben und sandte am 12. und 17. Dezember 1716 junge Leute unmittelbar in die Konventikel am Kohlmarkt. Die Sendboten berichteten von einem großen Saal, von vielen Bänken und Stühlen, von 50, ja 100 Andächtigen, von Gesang mit Positivbegleitung, von anderthalbstündigen Reden des Grafen, in denen er unter anderem ziemlich frei auf Pfarrer, Kirchengehen und officielles Kirchenthum schalt. Diese Aussagen nahm Löscher zu Protokoll, griff aber nicht ein, da andere Dinge wieder für Zinzendorf sprachen. Hatte doch der Graf noch 1725 einen Auszug aus Löschers Katechismus in Druck gegeben, vielleicht um den gestrengen Herrn zu beschwichtigen, hatte er sich doch dazu durch seine hier entstandenen Lieder, z. B. „Jesu geh voran“ viele Freunde erworben.

Auf die Dauer, das fühlte er selbst, war Dresden kein Aufenthalt für Zinzendorf. Sein Amt führte er immer lässiger, Monate lang war er auf Reisen. Im Jahre 1728 verließ er die Residenz für immer, am 12. September 1731 reichte er sein französisch geschriebenes Abschiedsgesuch ein, am 8. März 1732 legte er sein Amt mit einer feierlichen Rede nieder. Noch einmal weilte er am 28. April 1751 zu flüchtigem Aufenthalt in seiner Geburtsstadt. –

Pastor Franz Blanckmeister. 


Vereinsangelegenheiten.
Veränderungen im Mitgliederbestande.
Neu aufgenommen:
Ackermann, Gust., Geh. Hofrath, Finanzprokurator.
Arnhold, Max, Bankier.
Bargou, Max, Kaufmann.
Bernhardi, Joh., Stadtbauinspektor.
Blanckmeister, Franz, Stadtkrankenhaus-Prediger.
Braun, Erich, Landrichter.
Broßmann, Gust., Bildhauer, Professor.
von Burgk, K. Chr. A., Freiherr, Kgl. Kammerherr (Roßthal).
Büttner, E. O., Vermessungs-Ingenieurassistent.
Damm, Otto, Handlungsbevollmächtigter.
Edelmann, C. Herm., Stadtbezirksaufseher.
von Finck-Nöthnitz, R. K. Freiherr, Kgl. Kammerherr (Nöthnitz).
Fischer, G. Emil, Kaufmann.
Fleischmann, Friedr., Rentner (Riga).
Großmann, Alb., Postdirektor a. D.
Hänsel, Alfred, Kaufmann.
Hantzsch, Curt Rich., Kunstgärtner.
Haußhälter, F. W., Rathskassenrevisor.
Heise, G. F. P., Diakonus.
Hennicke, J. F. P., Vermessungs-Ingenieurassistent.
Hepke, Bernhard, Kaufmann.
Herrmann, Wilh., Handelskammersekretär.
Kaiser, Oskar, Baumeister, Stadtrath.
Knauthe, F. Emil, Inspektor der Gasfabriken.
Kramsta, Richard, Rentner.
Krauße, Robert, Historienmaler.
Lehmann, Alfr., Dr. jur., Rechtsanwalt.
Lehmann, G. A. L., Dr. jur., Justizrath, Ober- und Corps-Auditeur.
Moßdorf, Ferdinand, Dr. med.
Pilz, K. O., Kommissionsrath.
Richter, Paul Emil, Kgl. Bibliothekar.
Roßberg, C. M., Diakonus.
Roux, Benno, Rentner.
Rudert, Kaufmann (Blasewitz).
Scheidhauer, Hugo, Dr. phil., Apotheker.
Schlüter, Franz, Kaufmann.
Schmaltz, C. E., Wirkl. Geh. Rath, Ministerialdirektor a. D., Excellenz.
Schmaltz, Heinr., Dr. med., Hofrath.
Schneider, Bernh., Bezirksschullehrer.
Schnorr von Carolsfeld, Franz, Dr. phil., Prof., Oberbibliothekar.
Siebeking, Hugo, Dr. phil., Realgymnasialoberlehrer.
Sponsel, J. L., Dr. phil., Direktorialassistent am K. Kupferstichkabinet.
Strunz, Hugo, Baumeister.
Süß, Emil, Bezirksschuloberlehrer.
Vater, Alfred, Lieutenant a. D.
Vogel, F. R., Landgerichtsrath.
Vollborn, Egbert, Hauptmann a. D.
Wackernagel, Max, Kaufmann.
Wehrmann, F. H., Bürgerschullehrer.
Weiß, Oskar, Rathskassenrevisor.
von Wurmb, Georg, Oberst z. D.
Zeibig, Jul., Dr. phil., Professor, Hofrath.
Zeibig, Theod., Bürgerschullehrer.
Verstorben:
Hagedorn, Fr., Antikenhändler († 3. Juli 1892).
Kuhn, E., Appellationsgerichts-Assessor a. D. († 16. Juli 1892).
Mitgliederzahl: 230.


Anmeldungen zur Mitgliedschaft

werden im Vereinslokal (Stadtbibliothek, Kreuzstraße 10, II) angenommen. Neu eintretende Mitglieder erhalten außer diesen Blättern die in Heften erscheinenden „Mittheilungen“ des Vereins sowie das Lichtdruckwerk „Dresdner Straßenansichten vom Jahre 1678“ unentgeltlich geliefert. Jährlicher Mitgliedsbeitrag 6 Mark.


Empfohlene Zitierweise:
Dr. Otto Richter (Hrsg.): Dresdner Geschichtsblätter Band 1 (1892 bis 1896). Wilhelm Baensch Dresden, Dresden 1892–1896, Seite 32. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Dresdner_Geschichtsbl%C3%A4tter_Erster_Band.pdf/38&oldid=- (Version vom 27.4.2024)