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23) Donnerstag. Aus Veranlassung der Platzmannschen Komposition wird mir deutlich, wie ich den Gegenstand für meine Bibel auffassen würde, und ich bringe in wenig Stunden der Abendzeit einen Entwurf zu Stande zu dem Bilde des reichen Mannes und des armen Lazarus, von dem ich weiß, daß es gut wird.

30) Donnerstag... Obermann (der vorzüglichste der Holzschneider aus Gabers Atelier) theilt mir mit, daß Wigand Gabern nicht mehr die bis jetzt für dessen Atelier festgesetzten Preise zugestehen will, wodurch Gabers Antheil an der Ausführung des Werkes in Frage kommt. Mich berührt diese Neuigkeit sehr schmerzlich, denn in Gabers Händen war mein Werk gut aufgehoben. Was ich in Betreff der Kompositionen und Zeichnungen bin, das ist Gaber für die xylographische Ausführung. Gott gebe, daß sich die Sache noch einrichtet. Obermann erklärt fortarbeiten zu wollen, wenn ich ihm Arbeit geben will.

Dezember.

2) Samstag... Galerie-Kommission. Jenes Gemälde von Hondekoeter, das sich früher im Vorrath befand, dann nach Leipzig geliehen und neuerdings von uns zurückgenommen wurde, ist jetzt von Schirmer wiederhergestellt worden. Es zeigt sich als ein so vortreffliches Bild, daß es den Meister in würdigster Weise repräsentirt und vielleicht dem längst in der Galerie aufgenommenen den Rang streitig macht.

3) Sonntag... Wigand sendet mir die in London bei Hering erschienene, aus 24 Blättern bestehende Ausgabe meiner Bibel. Das Werk ist furchtbar mißhandelt. In den Blättern, in welchen Gott Vater vorkommt, ist derselbe vertilgt. Dann sind die Darstellungen mit rothen, grauen, bläulichen Tinten schauderhaft kolorirt. Mein Name ist weggelassen. Kurz, die Verstümmlung ist entsetzlich. Wigand meint, man solle etwas in ein englisches Kunstblatt einrücken lassen. Wird man damit etwas ausrichten können? – Quandt hat mir die Fortsetzung seiner Beschreibung unserer Galerie in einigen Bogen mitgetheilt. Ich bringe dieselbe ihm am Nachmittag mit meinen Bemerkungen zurück. Die Sache fängt an mich zu langweilen. Er nimmt sie nicht genau genug.

4) Montag. Heute ist großer Posttag... Dann schreibe ich an Seine Excellenz Herrn Al. von Humboldt oder vielmehr an die Kanzlei der Friedensklasse des Ordens pour le mérite, um meine Wahlstimme abzugeben. Ich gebe sie Friedrich Overbeck.

5) Dienstag Prof. V. A. Huber schreibt mir wegen meines Bibel-Unternehmens. Er theilt einen Artikel aus einem englischen Blatte mit, in welchem der verstümmelten englischen Ausgabe gedacht und auf die gute, viel wohlfeilere deutsche Ausgabe hingewiesen wird. Huber erbietet sich, in der englischen Presse unsere Sache zu vertreten. Ich theile Wigand sogleich diese Nachrichten mit und sende ihm Hubers Brief.

7) Donnerstag. Professor Bruno Lindner besucht uns... Mit meinen Psalmen erklärt er sich einverstanden, obwohl er gewünscht hätte, daß in einem fünften Bilde der prophetische, auf Christum deutende Inhalt derselben gegeben wäre ...

9) Samstag... Im Museum finde ich die Gemälde von Dietrich bereits aufgehangen in der verabredeten Weise. Die Abtheilung macht sich sehr gut. Ich ordne nun auch die Aufstellung der Pastelle an, welche bereits nach dem Museum geschafft worden sind. Auch diese Abtheilung der Sammlung wird sich gut ausnehmen. Obwohl viel geringe Arbeiten unter den Bildern sind, werden die Mengsischen und Liotardschen Werke die Sammlung zu einer seltenen und ausgezeichneten machen. Von der Rosalba Carriera sind doch auch schöne Bildnisse da, unter denen stattliche Prinzessinnen sich besonders auszeichnen.

14) Donnerstag. Wigand schickt mir die Ankündigung einer Ausstellung von Transparent-Gemälden, welche in Berlin zum Besten hülfsbedürftiger Künstler und deren Hinterbliebener veranstaltet worden ist. Die Ausstellung findet statt mit Gesangbegleitung des Königlichen Domchors. Das erste Bild ist nach Michel Angelos Komposition, das zweite nach Rafaels Erfindung ausgeführt. Dann kommen drei Darstellungen nach meinen Kompositionen: Abraham erblickt das ihm verheißene Land; Moses am feurigen Busch; Johannes predigt in der Wüste. Das sechste Bild: die heilige Nacht ist nach H. Heß’ Erfindung ausgeführt.

20) Mittwoch. Kirchbach hatte mich eingeladen, wieder einmal seine Arbeiten zu sehen, die er im Museum ausgeführt hat. Ich begebe mich nun heute dahin und sehe. Die Bilder sind alle gut erfunden und voll Leben, nur fehlt es an Durchbildung. Kirchbach thut Studium noth mit Stift und Pinsel nach dem Leben.

21) Donnerstag... Gaber bringt mir vier Abdrücke, drei Psalmenbilder: Anbetung, Buße, Lob und Dank, dann noch das erste Bild für die Bibel: Es werde Licht (von Obermann geschnitten). Sämmtliche Blätter sind vortrefflich gearbeitet, zumal die Gaberschen, und machen mir große Freude. Nachmittag 5 Uhr beginnt die General-Versammlung des Kunstvereins. Das Lokal ist doch fertig geworden und gewährt einen schönen Eindruck. Die neuen Fenster geben unvergleichliches Licht...

26) Dienstag. Zweiter Weihnachtsfeiertag... Gaber hat L. Richters und mein Porträt nach den Photographien von Pletsch für den Schnitt auf Holz zeichnen lassen. Die Köpfe sind sehr gut gezeichnet und werden sich in den Abdrücken gut ausnehmen.

Empfohlene Zitierweise:
Dr. Otto Richter (Hrsg.): Dresdner Geschichtsblätter Band 1 (1892 bis 1896). Wilhelm Baensch Dresden, Dresden 1892–1896, Seite 286. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Dresdner_Geschichtsbl%C3%A4tter_Erster_Band.pdf/297&oldid=- (Version vom 19.5.2024)