Seite:Dresdner Geschichtsblätter Erster Band.pdf/296

Dieser Text wurde anhand der angegebenen Quelle einmal korrekturgelesen. Die Schreibweise sollte dem Originaltext folgen. Es ist noch ein weiterer Korrekturdurchgang nötig.

gearbeitet, und ich bitte ihn, die Bilder von Kirchbach, die viel zu wünschen übrig lassen, da wo es nöthig, zu übergehen und zu dem Uebrigen zu stimmen ...

13) Freitag. Konferenz des akademischen Rathes... Ich stelle den Antrag, daß der akademische Rath dem Stadt-Bau-Inspektor Bothen für die Mittheilung der Stadtpläne danke und dessen Bemühung für Regulirung der Straßen etc. als empfehlungswürdig bezeichne.

16) Montag. Von der k. bayr. Akademie der bildenden Künste erhalte ich das Diplom der Ehren-Mitgliedschaft. Schon im Jahre 1847, während ich in München war, erhielt ich durch Marggraff die Nachricht von meiner Ernennung. Ich antwortete ihm sogleich und bat ihn, der Akademie meinen Dank auszusprechen, und dankte in einem Schreiben, auch dem König Ludwig. Mein Dankschreiben an Marggraff ist unbegreiflicher Weise nicht zur Kenntniß der Akademie gelangt, und diese war der Meinung, daß ich die Ernennung verschmähte. Nur eine zufällige Bemerkung gegen Thaeter hatte, wie ich glaube, zur Folge, daß mir nun dennoch das Diplom zugeschickt worden ist. Das Diplom ist sehr prachtvoll. Ich werde nicht verfehlen, jetzt meinen schönsten Dank noch einmal aus zusprechen, den vom 1. September 1847 datirten Brief an Marggraff, zu welchem ich das Konzept besitze, aber in Abschrift geben und zeigen, daß ich nicht undankbar war und auch nicht versäumte, schon damals meine Freude über die Ernennung auszudrücken.

18) Mittwoch. Don Juan zieht mich ins Theater. Die Aufführung ist theilweise vortrefflich. Die Ney ist als Donna Anna unvergleichlich, Mitterwurzer ausgezeichnet. Die Anordnung der Bühne bleibt in vieler Beziehung weit hinter dem zurück, was ich früher in München gesehen habe.

20) Freitag... Direktorialversammlung des Kunstvereins aus Veranlassung eines neu gegründeten Kunstvereins, welcher uns stürzen möchte und sich gründet auf eine triviale Kunstrichtung. Man kommt darin überein, daß eine vom Direktorium ausgehende nähere Darlegung der Wirksamkeit unseres Vereines, namentlich in Beziehung auf die Beschaffung öffentlicher Denkmale, die Wohlgesinnten uns erhalten werde.

25) Mittwoch. An Professor Bruno Lindner sende ich die nöthigen Bemerkungen zu den Bildern der 7. Lieferung. Die Erklärung der beiden Magdalenen-Bilder, welche in dieser Lieferung erscheinen sollen, behalte ich mir ganz selbst vor, vorausgesetzt, daß Lindner mir in diesem Falle seine Stelle als Erklärer einräumt... In Rücksicht auf die Bitte des Bischofs Vorwerk besuche ich heute auch die katholische Kirche und finde Zumpe und Händler bei der Arbeit. Ich übertrage Zumpe die Leitung der Arbeiten und geschäftlichen Einrichtungen, mir nur das Bestätigungsrecht vorbehaltend. Ich möchte mir nicht vorwerfen müssen, daß ich aus Unbekanntschaft mit den Verhältnissen und aus Bedenklichkeit etwas versäumte und die Förderung des Werks hinderte. Zumpe arbeitet vortrefflich. Die Kirchbachschen Arbeiten muß er aber ganz übergehen, und das kostet ihm viel Zeit. Händler malt an dem Engel des Gerichts.

28) Samstag, Galerie-Kommission. Aus Leipzig zurückgekommen die 3 Gemälde von Canaletto, den sächsischen Palast in Warschau darstellend, und der Hondekoeter... Direktorialversammlung des Kunstvereins. Jene in der letzten Sitzung beschlossene Darlegung der Wirksamkeit unseres Vereines war Professor Hübner übertragen worden. Heute trägt derselbe seine Schrift vor. Sie findet allgemeine Zustimmung, und man beschließt, sie, von sämmtlichen Direktorialmitgliedern, wirklichen und stellvertretenden, unterzeichnet, im Anzeiger und in der Leipziger Zeitung und, sollte es nicht zu viel Kosten verursachen, auch im Dresdner Journal und in der Konstitutionellen Zeitung abdrucken zu lassen. – Rietschel ist glücklich aus Berlin zurückgekehrt, wo er seine Pieta in Marmor beendet hat. Heute ist wieder der ganze Kreis im Café national versammelt, der seit ein paar Jahren daselbst sich einzufinden pflegt. Ich werde von nun an oft hingehen.

November.

1) Mittwoch... Nachmittag ordne ich die Vertheilung der Canalettos in den ihnen bestimmten Räumen des Museums an. Die Aufstellung wird sogleich vorgenommen und hiemit der Anfang gemacht unserer Uebersiedelung. – Flüggen aus München hat mich diesen Morgen besucht. Er ist hier, um einige Porträts zu malen als Studien zu einem Gemälde, welches den Tod unseres unter so eigenthümlichen Verhältnissen den Seinen entrissenen Friedrich August darstellen wird.

4) Samstag... Blochmann hat mir das 1. Heft der für 1855 erschienenen Zeitschrift „Theologische Studien und Kritiken“ (Fr. Perthes) gebracht, welches eine sehr günstige Rezension meiner Bibel in Bildern von Schöberlein enthält. Unter anderm ist die Darstellung Gottes in einer Weise gerechtfertiget, welche weitere Einwendungen kaum zuläßt.

12) Sonntag... Den Abend bringt Roquette bei uns zu, der uns nun allen sehr lieb und werth und ein Freund geworden ist. Er liest uns eine ernste Arbeit von sich selbst „Niobe“ und dann noch einen Schwank von Brennglas vor: „Das Antiken- und Raritätenkabinet“.

22) Mittwoch... Platzmann aus Leipzig (Schüler der Akademie) bringt mir eine Komposition, den reichen Mann und den armen Lazarus darstellend, die sehr viel Gutes hat...

Empfohlene Zitierweise:
Dr. Otto Richter (Hrsg.): Dresdner Geschichtsblätter Band 1 (1892 bis 1896). Wilhelm Baensch Dresden, Dresden 1892–1896, Seite 285. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Dresdner_Geschichtsbl%C3%A4tter_Erster_Band.pdf/296&oldid=- (Version vom 19.5.2024)