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wie so viele tausend deutsche Landsknechte, dem österreichischen Kaiserhause in Ungarn gegen die Türken diente. Er wurde von diesen gefangen und nach Konstantinopel geführt, unternahm von hier aus als Sklave große Reisen und kehrte nach seiner Befreiung in seine Vaterstadt zurück. Hier lebte er lange Jahre als kurfürstlicher Trabant, wurde aber dann wegen Altersschwäche entlassen und verfaßte als Greis eine Schilderung seiner Erlebnisse. Die Originalhandschrift dieses Werkes überreichte er in der Hoffnung auf eine Unterstützung dem Kurfürsten Johann Georg I., der sie seiner Bibliothek einverleibte. Sie ist bisher ungedruckt und wohl auch eines vollständigen Abdruckes kaum werth, da sie zahlreiche sachliche Irrthümer enthält und in Ausdruck und Schreibweise nur allzu deutlich die überaus mangelhafte Bildung ihres Verfassers verräth. Doch zeichnet sie sich durch einen naiven und treuherzigen Ton der Darstellung aus und verdient darum, wenigstens auszugsweise wiedergegeben zu werden. Sie beginnt mit einer kurzen Aufzählung der Feldzüge, an denen sich Breißinger betheiligte. „In dem Namen Gottes des Allmächtigen. Im 1568. Jahre zog ich das erste Mal in das Land zu Ungarn dem Haus Oesterreich zu dienen wegen Beschützung des christlichen Glaubens. Hab ich mich ehrlich und treulich für einen Soldaten zu Wasser und zu Land brauchen lassen 24 Monate oder 2 Jahre. Darnach im 1587. hab ich wiederum dem Haus Oesterreich zu Komorn in der Besatzung 6 Jahre lang gedient.“ Das Fähnlein, bei welchem er stand, wurde eines Tages bei einem Ausfalle von den Türken umzingelt. Diese hieben die meisten seiner Genossen nieder und führten ihn selbst gefesselt nach Ofen in ein schlimmes Gefängniß. Nach einiger Zeit brachten sie ihn zu Schiffe auf der Donau nach Griechisch-Weißenburg (Belgrad), dann zu Lande über Sofia nach Adrianopel. Hier mußte er mit einem andern an ihn geketteten Sklaven die abgeschnittenen und getrockneten Köpfe seiner gefallenen Kameraden durch die Stadt tragen. „Darnach kamen wir auf Konstantinopel, mußten die abgehauenen Christenköpfe in des türkischen Kaisers Saal um eine marmelsteinerne Säule herum tragen. Da saß der türkische Kaiser Morat Soldan (Murad III.) in einem güldenen Stuhl.“ Breißinger wurde nach dieser Vorstellung beim Sultan auf dem öffentlichen Markte als Sklave verkauft und durchzog mit seinen neuen Herren beinahe alle Küstenländer des östlichen Mittelmeeres. „Hab ich müssen große türkische Herren fahren, welche mit Kaufmannschaft gehandelt haben auf Schie (Chios), auf Rhodus, in Asia, nach Schmirn (Smyrna), auf Rossikastell (Rosette), in Gräcia, auf Allgeir (Kairo) in Egypten.“ Alle diese Orte beschreibt er ziemlich eingehend, doch etwas unklar, wie beispielsweise seine Schilderung von Kairo zeigt. „13 Meilen ist die Stadt Allgeir im Umfang. Sie haben kein ander Wasser zu trinken oder zu kochen, als aus dem großen Wasser Nilus, welches in Egypten liegt, da muß man das Wasser auf Mauleseln und Kamelen führen. Das Schloß zu Allgeiro begreift um sich als eine ziemliche Stadt, aber das Holz ist gar theuer, ist auch nicht weit zum Rothen Meere, wo das gelobte Volk durchgeführt ist worden, ist auch nicht weit in Syrien, Babylon und Marschillia (Marseille), aber nach Babylon kann man nicht wegen des Wassers Nilus und giftiger Würme, aus denen ein großer Gestank kommt.“ Hier in Kairo wurde Breißinger von einem vornehmen Türken aus Rhodus gekauft, der ihn mit in seine Heimat nahm und als Rudersklaven auf einem Schiffe verwendete, das den Jahrestribut dieser Insel im Betrage von 18 Tonnen Goldes dem Sultan nach Konstantinopel überbringen sollte. „Als wir auf das hohe Meer kamen, wollten 2 türkische Herren, welche aus Cypern kamen, auf Rosette hinfahren und 6 gefangene Christen sollten die zwei Herren auf einem Rennschiff nach Rosette hinführen. Als sie aber auf das hohe Meer kamen, haben sie 3 Malteser Galeonen ersehen, und die Christen haben sie gar wohl erkannt, aber sich nichts merken lassen. Als aber die Türken die Schiffe eben wahrnahmen und fleißig zuschauen wollten, erwischten die Christen der türkischen Herren ihre Säbel und hieben sie im Rennschiff darnieder und schifften den Maltesern zu mit gutem Wind.“ Sie wurden von ihren Glaubensgenossen hilfsbereit aufgenommen und erzählten ihnen, daß auf dem türkischen Schiffe noch gegen 200 Christensklaven angeschmiedet währen. Die Malteserritter waren sofort bereit, auch diese zu retten. Sie griffen das feindliche Schiff an, erstiegen es nach tapferer Gegenwehr „und in einer halben Viertelstunde waren wir alle der Eisen ledig und schlugen den Türken die Eisen an, eben dermaßen, wie sie uns gethan hatten. Da sprachen die Ritter von Malta: Ihr lieben Christen und Kriegsleute, wir bitten euch, ihr wollet uns die Galeone gen Malta führen. Es ist besser, ihr zieht ungefähr 30 Tage die Ruder, als wenn ihr euer Leben lang ziehen sollt.“ Die geretteten Christen gingen auf diesen Vorschlag gern ein und kamen nach kurzer Fahrt glücklich in Malta an. „Malta ist die vornehmste Festung und Schlüssel der Christenheit. Wie wir zu Malta eingesegelt, haben wir mit uns gefänglich bracht 246 Türken ohne Weiber und Kinder, 2 Juden und 2 junge Mohren, sind auch wieder ledig worden 222 Christen. Als wir nun von den Herren und Rittern zu Malta abgefertigt wurden, haben wir beschlossen, unsere Reise nach Deutschland als unserm Vaterlande zu nehmen.“ Sie wurden von den Maltesern auf ein Schiff gebracht und kamen „auf eine reiche und schöne fruchtbare Insel,

Empfohlene Zitierweise:
Dr. Otto Richter (Hrsg.): Dresdner Geschichtsblätter Band 1 (1892 bis 1896). Wilhelm Baensch Dresden, Dresden 1892–1896, Seite 275. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Dresdner_Geschichtsbl%C3%A4tter_Erster_Band.pdf/286&oldid=- (Version vom 11.5.2024)