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Dezember.

6) Dienstag... Nachmittag 4 Uhr haben wir Direktorialversammlung des Kunstvereins. Man kauft eine Anzahl kleinerer Gegenstände (für etwa 300 Thaler) und berathet dann die Verwendung der Gelder für öffentliche Zwecke. Gegen mein Erwarten wird das Gesuch, die Ausmalung der Chornische der katholischen Kirche von Seiten des Kunstvereins zu bewerkstelligen, aufs lebhafteste unterstützt und beschlossen, der Generalversammlung die Angelegenheit in der Art zu empfehlen und den Antrag darauf zu stellen, daß von dem Fonds von 2000 Thalern, der für Dresden vorbehalten ist, einstweilen 500 für den Schmuck der neuen katholischen Kirche bewilliget werden möchten...

8) Donnerstag... Nachmittags Besichtigung der neuen Skizze, welche Rietschel für das C. M. v. Weber-Denkmal verfertiget hat. Im Wesentlichen ist die Figur dieselbe geblieben wie im ersten Entwurf. Die vorgenommenen Aendrungen sind glücklich und werden von dem anwesenden Komité gebilligt, so daß beschlossen wird, Rietschel zur Angriffnahme des Werkes aufzufordern.

9) Freitag. Konferenz des akademischen Raths. Lebhafte Besprechungen des Ateliergebäudes. Der Platz an der Elbe erscheint den meisten als der angemessenste. Der Kriegsminister, von welchem viel abhängt, weil der Militärbauhof unter seinem Verfügungsrecht steht, hat sich auch schon bereitwillig erklärt, ein Stück seines Gebietes uns zu überlassen. Wir wünschen aber, daß der Antrag auf den Neubau vor den Ständen von anderer Seite als von unserer ausgehe; wozu die Errichtung einer Elementarzeichenschule, die in das neue Gebäude zu verlegen wäre, erwünschte Veranlassung geben kann; damit wir dann unsern Hauptwunsch, nämlich die 5000 Thaler zur Verwendung für öffentliche Kunstwerke, mit einiger Aussicht auf Erfolg vor die Stände bringen können...

10) Samstag. Galerie-Kommission... Eine der Rafaelschen Tapeten, der Zauberer Elymas, ist in das Restaurationszimmer gebracht worden. Die Tapeten sollen nämlich jetzt restaurirt werden, damit sie im Neuen Museum aufgestellt werden können. Der Teppich, den wir heute nahe vor Augen haben, zeigt eine größere Schönheit, als wir erwartet haben. Auch die Erhaltung ist gut. Goldfäden sind nicht angewendet. Es zeigt sich auch, daß dieser Teppich, der nicht die ganze Komposition enthält, nicht etwa später zerstückt worden, sondern ursprünglich so gewebt ist, wie wir ihn besitzen. Die Einfassung ist mit dem Bild aus einem Stück. Doch ist aus dieser Einfassung zu schließen, daß das Gewebe aus etwas späterer Zeit herrührt als die ersten Gewebe nach den Rafaelschen Kartons. Obwohl schöne kleine Kompositionen in diesem Beiwerke vorkommen, so deuten doch andere Theile und der Geschmack, in welchem das Ornamentale gehalten ist, auf eine spätere Zeit.

15) Donnerstag... Heute Mittag 12 Uhr stellen wir im Neuen Museum versuchsweise die Kopie der Madonna von Rafael an dem Platz auf, den ich für den besten halte. Außer der Galerie-Kommission waren auch die Inspektoren der Galerie, dann die Herren Landbaumeister Hänel und Hofbaumeister Krüger zugegen. Obwohl Hübner und zum Theil auch Bendemann den entsprechenden Platz am andern Ende des Gebäudes, am Schlosse, vorziehen, so kann ich doch nur bei der Ueberzeugung verharren, daß an der von mir vorgeschlagenen Wallseite das Bild am besten steht, und außer den Genannten sind alle Uebrigen, besonders auch der Geheime Rath Schulz derselben Ansicht wie ich. So wird die Entscheidung wohl auch günstig für meine Ansicht ausfallen. Auch über die Verwendung des Kuppelraumes einigen wir uns. Ein Versuch mit der Kopie der Keiler überzeugt alle aufs neue, daß Gemälde, das heißt gute, hier nicht aufgestellt werden können. Es bleibt also dabei, daß die Teppiche Rafaels und der Niederländer hereinkommen, und nach einem von dem Hofbaumeister Krüger bereits entworfenen Plan wird das Achteck des Raumes in einen vollkommenen Kreis verwandelt. Der Raum mit seinem Teppichschmuck wird sich herrlich ausnehmen. Für die Teppiche wird auch das Licht das vortheilhafteste sein, das man nur wünschen kann. Auch die oberen Räume, unter andern der Platz für den Holbein, werden geprüft und gut gefunden. Mit der projektirten Aufstellung des Holbein ist man ganz besonders zufrieden. Die von mir nicht bezweifelte Aufstellung des Rafael nach meinem Vorschlag entscheidet auch über die Aufstellung der andern Italiener, d. h. es versteht sich von selbst, daß diese sämmtlich auf die Wallseite des Gebäudes kommen. Nur den Neapolitanern müssen wir noch den an die Kuppel grenzenden Saal der Schloßseite einräumen.

21) Mittwoch... Generalversammlung des Kunstvereins... Unsere Anträge für das Gellert-Denkmal mit 500 Thalern und für die Ausmalung der Chornische der katholischen Kirche in Neustadt (Dresden) ebenfalls mit 500 Thalern werden angenommen...

1854.

Januar.

4) Mittwoch... In der gestrigen Direktorialversammlung des Kunstvereins wurde der Beschluß der Generalversammlung zu Gunsten der Ausschmückung der Chornische der katholischen Kirche beanstandet, und es fragt sich, ob diese Einsprache wird beseitiget werden können. Ich höre erst heute durch Schulz hievon, da

Empfohlene Zitierweise:
Dr. Otto Richter (Hrsg.): Dresdner Geschichtsblätter Band 1 (1892 bis 1896). Wilhelm Baensch Dresden, Dresden 1892–1896, Seite 260. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Dresdner_Geschichtsbl%C3%A4tter_Erster_Band.pdf/271&oldid=- (Version vom 20.5.2024)