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1716 aus dem Mineralogischen Museum, Paul Heermanns († 1732) Marmorbüste August des Starken, sowie Pierre Coudrays Büste August III.

Auf der kleinen Schießgasse wird im katholischen Schulhause ein Relief Wiskotschills von 1786 aufbewahrt, das wenigstens als Merkwürdigkeit erwähnt wird. Ueber die Gobelinmanufaktur, die 1714 durch Mercier in Berlichs Schänke, an der Stelle, wo jetzt die Serrestraße durchgeführt ist, eingerichtet wurde, ist die S. 156 und die Anmerkung auf S. 145 nachzulesen. Das Relief des Musenreigens über der Thür des Hauses Pillnitzerstraße 26 stammt von Chr. G. Kühn (1780–1828), einem Schüler Pettrichs, her. Auf dem Eliaskirchhofe endlich treffen wir das Grabmal des Bildhauers Joh. Chr. Kirchner und das des Kapellmeisters Naumann, letzteres wahrscheinlich von Pettrich.

Gehen wir zur Neustadt hinüber, so erinnert uns der Kaiserhof daran, daß an der Ecke des Hauses, das bis 1873 an dessen Stelle gestanden hatte, Permosers Saturn, ein Erinnerungszeichen an die große Feuersbrunst von 1685, angebracht gewesen war, dessen Ueberreste noch unter einem der Brückenbogen aufbewahrt werden (der Kopf ist jedoch in Privatbesitz übergegangen und jetzt verschollen, die Sense befindet sich im Stadtmuseum). Die beiden Brunnengruppen von 1742 am Anfang der Hauptstraße weisen auf Thomaes Werkstatt, insbesondere auf dessen Schüler Knöffler. In dem Hause Nr. 17 der Hauptstraße, dessen Gartenpavillon künstlerischen Schmuck zeigt, lebte Thomä. Von diesem Künstler stammte in der 1732–1740 erbauten Dreikönigskirche der Altar sowie die Giebelfelder der Vorder- und Rückseite des Gebäudes; wahrscheinlich auch das Portraitmedaillon August des Starken an der Schauseite des 1725 erbauten Kadettenhauses. Auf dem Neustädter Kirchhofe rührt das Grabmal einer 1726 verstorbenen Tochter des Kaufmanns Möhler vielleicht von dem älteren Feige her; das des 1804 verstorbenen Generals von Christiani aber ist ein Werk Pettrichs.

Im Großen Garten werden aufgeführt: beim Pavillon H eine Statue August des Starken von Permoser, bis 1839 in Oberlichtenau; bei der Pikardie die beiden Gruppen von Thomae; von demselben wohl auch die vier kolossalen Herkulesstatuen, deren eine noch in der Baumschule ihrer Wiederaufrichtung harrt; zur Seite des vom Teich nach der Pikardie führenden Weges der Milon von Croton, wahrscheinlich ein Werk Knöfflers, ursprünglich im Garten des von Brause’schen Grundstückes auf der jetzigen Maxstraße; endlich die beiden Löwen am Strehlener Thor, von Chr. G. Kühn, die sich bis 1863 am Fuß der Terrassentreppe befanden.

In der Umgebung Dresdens das Moreaudenkmal von demselben Kühn; in den Vorgärten der Dorotheenstraße in Strehlen die Statuen des Jupiter, Mars, der Juno und Venus von Permoser, aus Reichels Garten; in der Kirche zu Leubnitz drei Büsten von 1716, 1726 und 1730 von Paul Heermann; in einem Garten der Emserallee in Blasewitz die beiden Statuen, die einst vor dem Max–Palais und noch früher an der Innenseite des Brückenthores des Zwingers gestanden haben: der Tamburinschläger von Permoser, der Schalmeibläser wohl von Thomae; in Laubegast das 1776 der Neuberin errichtete Denkmal von Joh. Friedr. Feige.

Weiterhin werden Werke erwähnt in Pillnitz (S. 84, 91, 146), Moritzburg (67), Meißen (51), Freiberg (19 fg.), Hubertusburg (13, 37), Joachimstein (33), Alt–Döbern (62), Röhrsdorf (61), Neusorge (61), Lübbenau (65), Leipzig (20, 29 fg, 40); in Wörlitz (66), Braunschweig (21), Wien (12), Venedig (3), London (22).

v. S. 


Aus Julius Schnorrs Tagebüchern.

1853.

Oktober.


13) Donnerstag. Die Haupttreppe im Neuen Museum ist nun, was die Legung der Stufen anbelangt, vollendet. Auch ist nun die Decke von einem der Oberlicht–Säle gemalt. Alle Ornamente in Weiß mit nur wenig Farben–Nüancen. Mir gefällt aber diese anspruchslose Behandlung der Nebensachen. Die Gemälde werden um so ungestörter wirken. Was den mittleren Kuppelraum betrifft, so überzeuge ich mich immer mehr, daß die Teppiche da hinein müssen. Oben die Rafaelschen, im reinen Cirkel aufgestellt, unten die Niederländer Teppiche. Allerdings wird das schwere, breite Gesimse, das wenigstens 31/2 Elle hinwegnimmt, weichen müssen. Um das ists aber nicht schade. Auch darüber bin ich im Klaren, daß der mittlere Raum des obern Stockwerks, da wo die Treppen münden, für unsere deutschen Sachen am passendsten ist und daß Holbein da seinen Thron aufschlagen wird.

14) Freitag ... Atelier. Ich kündige meinen Schülern an, daß sie bis Mittwoch das Atelier räumen müssen, damit die Einrichtungen für Rietschel beginnen können.

15) Samstag. Galerie–Kommission. Die Restauration der spanischen Gemälde schreitet rasch voran. Das Gemälde von Carducho ist vollendet und erscheint jetzt doch als ein bedeutendes Bild.


Empfohlene Zitierweise:
Dr. Otto Richter (Hrsg.): Dresdner Geschichtsblätter Band 1 (1892 bis 1896). Wilhelm Baensch Dresden, Dresden 1892–1896, Seite 258. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Dresdner_Geschichtsbl%C3%A4tter_Erster_Band.pdf/269&oldid=- (Version vom 20.5.2024)