Seite:Dresdner Geschichtsblätter Erster Band.pdf/268

Dieser Text wurde anhand der angegebenen Quelle einmal korrekturgelesen. Die Schreibweise sollte dem Originaltext folgen. Es ist noch ein weiterer Korrekturdurchgang nötig.

Dorsch durch Wiederherstellungsarbeiten verdient gemacht, da es galt, die vielen durch den siebenjährigen Krieg herbeigeführten Schäden auszubessern und die noch nicht vollendeten Theile des Baues, wie z. B. den Pavillon nach dem Prinzenpalais zu, der noch Bossen statt der ausgeführten Skulpturen zeigte, zu Ende zu führen. Bei dieser Gelegenheit wurde ein Theil der noch erhaltenen Figuren von den Ballustraden der Zwingergalerien zur Ausschmückung des Gartens des Prinz Max–Palais verwendet, bei dessen Verkauf sie verstreut wurden.[1] Die Deckengemälde Silvestres von 1717–1723 im mathematischen Salon, für die er 4000 Thaler erhielt, sind bekannt genug. – Am Reithause in den königlichen Ställen endlich macht Müller noch ein Werk Pettrichs (1770–1844) namhaft, das Fronton mit dem Zweigespann.

In der Friedrichstadt werden am Stadtkrankenhause, dem ehemaligen Marcolinischen Palais, als Arbeiten von Joh. Bapt. Dorsch (1744–1789) erwähnt die Löwen vor dem Gebäude, das große Allianzwappen, die beiden kleineren weiblichen Hermen als Laternenträgerinnen, neben den vier von Wiskotschill gefertigten. Von letzterem Künstler im Garten die Statuen der Tomyris und des Themistokles. – Auf dem katholischen Kirchhofe finden die folgenden Denkmäler Erwähnung: das von Balth. Permoser, von ihm selbst gefertigt, 1888 wiederhergestellt; das des Chevalier de Saxe († 1774) von Dorsch, nach einem Entwurf J. A. Giesels; endlich drei Arbeiten Pettrichs: das Denkmal des Akademieprofessors Casanova, dasjenige, das Pettrich seinen beiden Frauen widmete, und das des Bischofs J. A. Schneider, von 1819. – Auch das Fronton des Vitzthumschen Gymnasiums stammt von Pettrich her.

In der inneren Stadt ist der Goldene Engel über der Thür des Gasthofes gleichen Namens ein Werk von Pettrichs 1843 verstorbenem Schwiegersohne Neuhäuser; der goldene Löwe über der Löwenapotheke aber geht auf Jos. Ferdinand Feige (1733-1783) zurück, das jüngste Glied einer noch mehrfach zu erwähnenden Künstlerfamilie. Die Geschichte der Herstellung dieses Löwen ist auf S. 80 ganz ergötzlich zu lesen. Der plastische Schmuck des 1740–1744 erbauten Rathhauses, dessen eine Hälfte mit dem Portraitmedaillon der Königin Maria Josepha bis 1861 sich in Privatbesitz befand (von Döring’sches Haus), rührt von Benj. Thomae († 1751) her. – Die Kreuzkirche bietet Gelegenheit, sich des im Jahre 1792 für 400 Thaler fertig gestellten und genau nach hundert Jahren von seinem Platz entfernten Altarbildes von Schenau († 1806) zu erinnern. Gehen wir von dort zur Bürgerwiese, so treffen wir vier Statuen von Wiskotschill (1753-1795) an, die bis zum Ende der fünfziger Jahre im Garten des Marcolinischen Palais gestanden hatten: den Mucius Scävola, eine Amazone, den Alcibiades und Perikles, wie vermuthet wird. – Am Palais des Prinzen Georg auf der Zinzendorfstraße stammt der Schmuck der Einfahrt von Knöffler (1715–1779) her. Im Hofe des Hauses Nr. 12 der Johannesstraße ein vom ehemaligen Johanniskirchhof stammender Grabstein mit der Figur des 1672 verstorbenen Bildhauers Melchior Barthel. Die beiden Brunnen in dem 1781 angelegten Hofe des Landhauses von Christian Feige (1720 bis 1788); das Gitter daselbst von Gotthelf Richter und Andreas Lund; im Gebäude selbst die Thürbekrönungen des obersten Korridors sowie wahrscheinlich auch die Verzierung des Frontons von Joh. Christian Beck. – Im Hofe des Harmoniegebäudes (1766 durch Krubsacius wieder hergestellt) der hübsche Brunnen von Knöffler. Die acht Medaillons am Palais de Saxe in der Moritzstraße wohl von Thomae († 1751), und das Relief über der Thür des 1749 erbauten Hauses Nr. 14 in der Frauenstraße, sowie der Schmuck des Erkers daselbst wahrscheinlich von Knöffler wiederum.

In der Frauenkirche werden die Arbeiten des älteren Johann Christian Feige (1689–1751) in Erinnerung gebracht, der dem Orgelchor als Unterbau dienende Altar von 1739, mit den Figuren des Paulus und Philippus, des Moses und Aaron zu den Seiten, die beiden Posaunen haltenden Engel über dem Orgelgehäuse und die beiden Vasen auf dem Simse des Altarunterbaues; vermuthungsweise wird auf Paul Barthel († 1672) die seit 1893 der Kanzel gegenüber aufgestellte Sandsteinstatue des Dornengekrönten zurückgeführt, die ehemals auf dem Frauenkirchhofe stand. Bei Erwähmung des von Knöffler stammenden reichen Bildschmuckes des 1762–1764 durch Schwarze erbauten ehemaligen Cosell’schen Palais, des jetzigen Polizeigebäudes, wird mit gutem Grunde der Erhaltung dieses eigenartigen und anmuthigen Bauwerkes das Wort geredet. Anzuerkennen ist, daß die beiden Kindergruppen von der Hand desselben Künstlers, die einst über dem alten Dublettensaal standen (die eine mit der Staffelei trägt die Jahrzahl 1747, die andere den Namen), auf dem Simse der Hofseite des neuen Akademiegebäudes Aufstellung gefunden haben. Ebenso gehen auf Knöffler die beiden von 1747 und 1748 datirten Sphinxe beim Belvedere, sowie die Brunnenfigur des Bassins auf der Brühl’schen Terrasse zurück. In der Skulpturensammlung des Albertinums werden erwähnt: Permosers Apoll und Minerva von 1715 und


  1. Mehrere Figuren aus diesem Garten befinden sich jetzt in einem Villengrundstück in Blasewitz, andere in Niederspaar, eine Merkurstatue in einem Grundstück bei der Pikardie am Ausgange des Großen Gartens.
Empfohlene Zitierweise:
Dr. Otto Richter (Hrsg.): Dresdner Geschichtsblätter Band 1 (1892 bis 1896). Wilhelm Baensch Dresden, Dresden 1892–1896, Seite 257. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Dresdner_Geschichtsbl%C3%A4tter_Erster_Band.pdf/268&oldid=- (Version vom 13.5.2024)