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entstanden und sich größtentheils bis in unsere Zeit erhalten haben, wenn auch in veränderter Gestalt. Im Jahre 1753 wurde die goldene Bretzel, jetzt Tonhalle, an der späteren Glacisstraße durch den Hoftischler Pedany[1], 1755 die drei Kronen von einem gewissen Rentsch[2] und ebenfalls 1755 die stille Musik von einem Fleischermeister Schumann angelegt[3]. Der seit einer Reihe von Jahren verschwundene Gasthof zur blauen Weintraube an der Ecke des nach ihm benannten Gäßchens bestand schon 1767 als Schankstätte und wurde erst 1816 zum Gasthof[4]. Die Gründungsjahre der verschiedenen Gasthöfe sind nicht immer mit Genauigkeit zu ermitteln, da die Inhaber der betreffenden Grundstücke oft schon mehrere Jahre vorher, ehe sie eine Konzession erhielten, auf eigene Hand Gasthöfe errichtet und Bier geschänkt hatten. In einem Berichte des Amtmanns zu Dresden vom Jahre 1793 heißt es auch, daß auf dem Neuen Anbau wider Verschänkung des Stadtbieres weder ein Verbot noch ein Privilegium vorhanden, dieselbe vielmehr ohne besondere Konzession von jeher sowohl unter Amts- als Rathsjurisdiktion betrieben worden und jeder, welcher Bier zu schänken gesonnen sei, sich beim Rentamte deswegen melde und das Zapfengeld, das hergebrachtermaßen 4 Groschen vom Fasse betrage, zu Ende jedes Jahres bezahle. Die Quantität des ausgeschänkten Bieres müsse durch ein Attest der General-Accis-Einnahme bewiesen werden. Zu Verschänkung fremder Biere sei dagegen höchste Konzession erforderlich[5].

In den Jahren 1750 bis 1751 waren die bis dahin auf dem Walle zu Neustadt-Dresden befindlichen vier Pulverhäuser nach dem links der Bautzner Straße gelegenen unbebauten Theil des Sandes verlegt und in gleichmäßigen weiten Abständen von einander erbaut worden. In der Mitte des durch diese Pulverhäuser gebildeten großen Vierecks befand sich das Wachthaus. Dieses Viereck muß im Norden bis ziemlich an den Bischofsweg, im Westen etwa bis an die Alaunstraße, im Osten bis an die Kamenzer- und Martin Lutherstraße und im Süden bis an die Böhmische Gasse, letztere wahrscheinlich noch in sich begreifend, gereicht haben, denn vor 1764 bestand dieselbe noch nicht. Die ganze dortige Gegend blieb deshalb auch unbebaut, bis 1764 die Pulverhäuser nach Friedrichstadt verlegt wurden. Sie scheinen übrigens schon während des siebenjährigen Krieges zum Theil in Verfall gerathen zu sein[6]. Gleich nach Beendigung des Krieges im Jahre 1763 begann ein lebhafter Bewerb um Baustellen in dortiger Gegend: ein aus dem Jahre 1764 herrührendes Verzeichnis nennt 15 Personen, meist Beamte und bei Hofe bedienstete Leute, welche sich um Plätze bewarben. Es folgte nun besonders die Bebauung der jetzigen Alaun- und Louisenstraße und zwar zunächst in der Gegend der Kreuzung dieser beiden Straßen, sowie an der Marktgasse und nach der Prießnitz zu[7]. In letzterer Gegend siedelte sich 1776 der bekannte Bilderdieb Wogatz an, indem er dort eine Krapp-Plantage anlegte[8]. Auch an der Nordseite der Böhmischen Gasse, dicht bei der Alaunstraße, finden sich 1766 zwei etwas von einander entfernt gelegene Gebäude[9]. Auf der südlichen Seite der späteren Marktgasse, jetzt Sebnitzer Straße, war 1771 die Anlegung eines Marktplatzes in Aussicht genommen, doch ist dieselbe nicht zur Ausführung gekommen[10].

Das Amt Dresden in Verbindung mit dem Oberforstmeister, dem Oberlandbaumeister und dem Pürschmeister, erstattete im Februar 1764 wegen der obenbemerkten 15 Gesuche Bericht, worin von Seiten des Oberforst- und des Pürschmeisters beantragt wird, daß zwar der Sand zu Feld oder Gartenland anzubauen und mit Stangen zu vermachen erlaubt werden könne, doch die Erbauung von Häusern und Anbringung von festen Vermachungen, woraus nach und nach Mauern entstehen könnten, nicht gestattet werden möchte, da durch die Bewohner solcher dem Walde nahe gelegenen Gebäude die Wildbahn gestört und Gelegenheit zum Holzdiebstahl gegeben werde, wie die Erfahrung bereits gelehrt habe, ferner werde mit den vererbten Plätzen öfters Handel getrieben und solche sogar an böhmische Leute, welche meist arm seien, verpachtet, auch könnten in dergleichen hin und wieder herum gebauten Häusern verdächtige Personen sich aufhalten. Der Oberlandbaumeister und das Amt Dresden waren dagegen der Meinung, daß der Zweck, den Sand nach und nach haltbarer zu machen, auf diese Weise nicht erreicht werde und den neuen Anbauern die Anbringung tüchtiger Vermachungen zu gestatten sein dürfte, namentlich da wegen eines großen Stückes abgetriebenen Holzes nicht mehr so stark auf die Wildbahn zu sehen wäre. Es


  1. Intradenrechnung. Amt Dresden 1759/60. Bl. 137 und 1833. Bl. 84. – Rep. XXXII. Dresden 63.
  2. Rep. XXXII. Dresden 74 und 180b. Bl. 68. Intradenrechnung Amt Dresden 1833. Bl. 105 und 1759/60. Bl. 134.
  3. Rep. XXXII. Dresden 77 und 180b. Bl. 69.– Intradenrechung Amt Dresden 1833. Bl. 85.
  4. Rep. XXXII. Dresden 180b. Bl. 69. – Rathsakten C.XLI. 39. Bl. 2b.
  5. Rep. XXXII., Dresden 180b. Bl. 1b.
  6. Rep. VIII. Gen. 191. Bl. – 268. Rep. XLIII. Dresden 169. Bl. 27b. 37b. – Rißschr. XI. Fach VIII. Nr. 20. – Die Verlegung derer zu Neustadt bei Dresden befindlichen Pulvermagazine. Loc. 2259.
  7. Rep. XLIII. Dresden 227a. Bl. 1 flg., 45 flg., 136, 166, 179.
  8. Ebenda Bl. 198 flg.
  9. Ebenda Bl. 136, 166.
  10. Ebenda Bl. 179.
Empfohlene Zitierweise:
Dr. Otto Richter (Hrsg.): Dresdner Geschichtsblätter Band 1 (1892 bis 1896). Wilhelm Baensch Dresden, Dresden 1892–1896, Seite 245. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Dresdner_Geschichtsbl%C3%A4tter_Erster_Band.pdf/256&oldid=- (Version vom 9.5.2024)