Seite:Dresdner Geschichtsblätter Erster Band.pdf/253

Dieser Text wurde anhand der angegebenen Quelle einmal korrekturgelesen. Die Schreibweise sollte dem Originaltext folgen. Es ist noch ein weiterer Korrekturdurchgang nötig.

gestanden hatte, zur Garnisonschule eingerichtet wurde; jetzt dient es auch diesem Zwecke nicht mehr. Es führt die Nr. 5 der Wasserstraße [1].

An der Bautzner Straße wurde vom Obersten Johann Christoph Naumann das erste Grundstück angelegt. Es wird im Jahre 1733 als bereits vorhanden erwähnt, bestand aber schon mehrere Jahre früher, wie ein Plan von 1729 zeigt[2]. 1753 befand es sich im Besitze des vormaligen Rathskellerwirths Boden, welcher 1759 die Konzession zum Bierschank auf Widerruf erhielt und nach welchem es Bodens, auch Altbodens, genannt wurde, eine Bezeichnung, welche sich bis in die erste Hälfte unseres Jahrhunderts erhalten hat. Später erhielt es den Namen zum Reußischen Garten und gegenwärtig heißt es Ballhaus. Das Grundstück war anfangs viel umfänglicher als heute, wie überhaupt bei den zuerst stattgefundenen Vererbungen meist sehr große Flächen vorkommen, die später mehrfach zertheilt worden sind.

Weiter wurde im Jahre 1733 Christoph Krügern, der länger als 30 Jahre beim Militär gedient hatte und bei Fraustadt von den Schweden gefangen genommen worden war, „aus Gnaden und in Ansehung seiner erlittenen Gefangenschaft“ ein Stück Land neben dem Holzhofe und zwar auf der nach der Stadt zu gelegenen Seite desselben, an der Stelle, welche jetzt das an der Ecke der Carlstraße an den Garten des Gymnasiums anstoßende Grundstück einnimmt, zur Anlegung eines Gartens überlassen. Krüger baute auf diesem Grundstücke ein Haus, richtete dasselbe als Gasthaus ein und benannte es zu den drei Linden. Die Konsession erlangte er erst 1738[3]. Es war dies das erste auf dem Neuen Anbau angelegte Gasthaus.

An der andern Seite des Holzhofes, dort wo jetzt das Warburg’sche Grundstück liegt, wurde ebenfalls im Jahre 1733 dem Archivsekretär Johann Friedrich Gerven ein Platz vererbt, auf welchem derselbe ein Grundstück anlegte. Dasselbe wurde im Jahre 1737 in der Richtung nach der Prießnitz zu und an der der Holzhofgasse zugekehrten Seite vergrößert, später aber mehrfach wieder zertheilt, so daß die jetzigen Grundstücke Holzhofgasse Nr. 4 bis 12 daraus entstanden sind[4]. Gerven besaß das Grundstück nur einige Jahre, und etwa um 1744 erkaufte es der Oberkonsistorial-Präsident Graf von Holtzendorf. Nach einer späteren Besitzerin, der Gemahlin des Grafen Friedrich August Cosel, einer geborenen Gräfin Holtzendorf, erhielt es den Namen „Cosel’scher Garten“[5].

Fast um dieselbe Zeit wie das Gerven’sche Grundstück entstand auch das Lincke’sche Bad, anfänglich als Privatgrundstück. Durch Reskript vom 31. Mai 1734 wurde dem Bettmeister beim Japanischen Palais, Martin Teuffert, als Lehnträger für den Major George Hubert Freiherrn von Dießbach, ein Stück Land zu Anlegung eines Gartens „an dem Buddissiner und Radeberger hohlen oder Fürstenwege an der Prießnitzbach unter der steinernen Brücke“ vererbt[6]. Später erwarb der kurfürstliche Kammerdiener Josef Pierrart diesen Garten und erhielt 1753 die Konzession zum Bierschanke. Der Lehnträger Pierrarts war der Sekretär Gleichmann, was deshalb zu bemerken ist, weil die fragliche Konzession auf des letzteren Namen ausgefertigt wurde. 1764 besaß Dr. Peter Ambrosius Lehmann das Grundstück, welcher „in Ansehung der guten Lage und der daselbst befindlichen mineralischen Gewässer“ ein Bad anzulegen beabsichtigte und am 30. Mai desselben Jahres die Konzession dazu erhielt. Den Namen Lincke’sches Bad erhielt das Grundstück nach dem Accisrath Carl Christian Lincke, welcher es um 1775 besaß und dessen Erben es noch 1829 im Besitz hatten[7].

Das auf dem Lincke’schen Bade früher befindliche Theater wurde (nach Lindau Bd. 2, S. 309) zu Anfang des Jahres 1776 vom Accisrath Lincke erbaut und am 22. Mai desselben Jahres von der Seyler’schen Schauspielergesellschaft[WS 1] eingeweiht. Aktenmäßige Notizen haben sich über die Erbauung dieses Theaters nicht gefunden, dasselbe wird vielmehr nur nebenbei erwähnt. Unterm 25. Juni 1776 erging nämlich von der Landesregierung ein Reskript an den Amtmann zu Dresden, laut dessen ihm unter der Mittheilung, daß die Seyler’sche Schauspielergesellschaft Sonn- und Festtags in des Accisrath Lincke vor dem schwarzen Thore gelegenen Garten und Bade Schauspiele aufführe, befohlen wurde, darüber Erkundigung einzuziehen und Bericht zu erstatten. In diesem Berichte heißt es nun, daß die Seyler’sche Truppe sich auf die vom Richter auf dem Neuen Unbau, Lischke, ertheilte Erlaubniß berufen habe, welcher in der Verlegung der einen Komödie auf einen Sonntag (die Gesellschaft spielte nämlich wöchentlich drei Mal) kein Vergehen zu erblicken geglaubt habe, da Seyler ein privilegirter Hofschauspieler sei. Dabei bemerkt der Amtmann, daß er „legaliter gar nicht wisse, ob der Accisrath Lincke ein Kommödienhaus gebaut habe und


  1. Acta, den Unterricht der Soldatenkinder betr. Loc. 1904.Bl. 79, 95, 99, 103.
  2. Rißschr. XI. Fach III. Nr. 9. – Cop. der II. Rent-Exped. 1733. Bl. 1032-34. – Rathsakten C. XIX. 44. Bl. 76.
  3. Den mehreren Anbau in der Neustadt etc. Loc. 2258. Bl. 7–10. Rep. XXXII. Dresden 44. Bl. 1–22.
  4. Cop. der II. Rent-Exped. 1733. Bl. 12b. Rep. XLIII. Dresden 27 und Akten, den Anbau in- und außerhalb denen Vorstädten etc. vol. II. Bl. 7 flg. Loc. 2256.
  5. Quatember-Steuer-Cataster vom Jahre 1783.
  6. Spec. Reser. 1734. vol. IV. Nr. 254.
  7. Rep. XXXII. Dresden 328. Bl. 37, 45, 48.

Anmerkungen (Wikisource)

Empfohlene Zitierweise:
Dr. Otto Richter (Hrsg.): Dresdner Geschichtsblätter Band 1 (1892 bis 1896). Wilhelm Baensch Dresden, Dresden 1892–1896, Seite 242. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Dresdner_Geschichtsbl%C3%A4tter_Erster_Band.pdf/253&oldid=- (Version vom 8.5.2024)