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von welchen ein großer Theil jenseits der Prießnitz an dem Abhange in der Gegend des Schillerschlößchens gelegen war, doch müssen dieselben schon damals in Verfall gewesen sein, da sie bis auf vier sämmtlich „caduke Schocke“ haben, d. h. daß von den Steuerschocken, mit welchen sie belegt waren, nichts mehr gezahlt wurde, wahrscheinlich weil die Grundstücke nichts mehr eintrugen. Auch ist die Notiz beigefügt, daß der größte Theil der Felder früher in besserem Zustande gewesen sei, doch seien viele der Besitzer während des Kriegs und in Pestzeiten verstorben und die Grundstücke eingegangen. Das Holz habe früher nach diesen Weinbergen zu weiter heraus gestanden, sei aber auf kurfürstlichen Befehl während des Kriegs weggeschlagen worden[1].

Es wurden zwar verschiedene Versuche unternommen, den Boden kulturfähig zu machen, doch wollte es damit nicht glücken. Man hatte z. B. einen Theil des Sandes mit einer besonderen Art Hafer besät, König August II. hatte Leute aus Schweden kommen lassen, welche den Boden mit sogenannten Sandhebern bearbeiteten, doch hatte alles dies keinen Erfolg. Ferner wurde, als im Jahre 1701 ein Theil des hiesigen Schlosses abgebrannt war, der Brandschutt etwa in die Gegend des jetzigen artesischen Brunnens am Albertplatz geführt, um den Boden damit zu bedecken, aber auch das genügte nur für einen sehr kleinen Theil, wie ein Plan von 1739 zeigt[2]. In dem darauf bezüglichen Reskript an das Oberbauamt, den Amtmann und den Amtsschreiber sowie den Stadtrath zu Dresden vom 25. Mai 1701 heißt es: „Es ist uns zum öftern allerunterthänigst Vorstellung geschehen, wir haben es auch selbst wahrgenommen, welchergestalt der hier vor Altdresden unter unsers Amtes Jurisdiction vom Gericht bis zum sogen. Tännicht gelegene große Sandplatz zu gewissen Jahreszeiten sowohl denen Reisenden als sonst denen daran und herum liegenden bestellten Feldern, Weinbergen und Gärten dies- und jenseits des Elbflusses viel Ungemach verursachet, indem der durch den Wind und fast auf eine Meile fortgeführte Sand dieselben dergestalt bedecket, daß das Wachsthum der Saat und Früchte gehindert, ja gar ersticket wird, und die Besitzer zum Theil gemüssiget werden, solche liegen zu lassen, wie nicht weniger durch den Sand, welcher in die Elbe häufig getrieben und gewehet wird, Sandbänke gemacht werden. Nun dann wir solchem Unheil abzuwehren Uns und Unserer hiesigen Stadt merklichen daran gelegen und dahero nöthig, daß sowohl darauf mit Nachdruck gedacht, als auch dieser zu Schaden bisher unbrauchbare Platz nach und nach zum Nutz und Gebrauch gebracht werden möge, zu welchem Behuf wir gemeinet, durch Zu- und Dahinführung des bei Unserem Schlosse allhier durch den geschehenen Brand vorhandenen Schuttes den Anfang machen zu lassen.“

Am Schlusse wird noch gesagt: „Also sind wir geneigt eure Vorschläge, wie solcher Platz in einen steten brauchbaren Stand gebracht werden könne, gnädigst anzuhören, welche ihr ehestens bei Unserm Cammergemach zu übergeben habt.“

Der Rath zu Dresden reichte hierauf unterm 8. Juli 1701 beim Kammerkollegium seine Vorschläge ein. Dieselben gingen hauptsächlich dahin, daß man die Kultivirung solchen Leuten übertragen solle, welche schon Feldbau trieben und die nöthigen Geschirre besäßen, um Dünger dahin zu schaffen[3]. Man entschloß sich nun, den Boden nach und nach gegen Entrichtung von Erbzinsen an Baulustige zu überlassen. Der Betrag der Erbzinsen war sehr gering: anfangs gewöhnlich 1 bis 2 Gulden jährlich bei 8 bis 10, ja sogar in einzelnen Fällen 20 bis 24 Freijahren. Dennoch ging der Anbau ziemlich langsam vorwärts und erst von den vierziger Jahren des vorigen Jahrhunderts an beginnt ein etwas rascheres Tempo der Besiedelung.

Bereits im Jahre 1699 war der „Sand“ (so wurde die Gegend schon im Mittelalter genannt) durch den Ingenieur Constantin Erich vermessen, auch Straßen und Alleen projektirt worden, doch sind dieselben in der Folge nicht so zur Ausführung gekommen, wie der Plan sie zeigt[4]

Das erste Grundstück, welches auf dem Sande neu angelegt wurde, war der Holzhof. Nachdem nämlich der frühere Altdresdner Holzhof durch den Brand von 1685 vernichtet worden war, legte im Jahre 1687 der Amtsschreiber und spätere Obersteuerbuchhalter Andreas Trömer im Auftrage der Kammerräthe einen neuen Holzhof auf derjenigen Stelle an, welche jetzt das Neustädter Gymnasium einnimmt[5]. Derselbe war anfänglich nur mit einer Bretterwand umgeben und enthielt die nöthigen Schuppen, Ställe und ein Wohnhaus für den Holzaufseher, sowie Lokalitäten für den Bierschank. Der Haupteingang zu diesem Holzhofe befand sich an der nach der Elbe zu gelegenen Seite, da sich an Stelle der Holzhofgasse damals nur ein wahrscheinlich ziemlich primitiver Weg befand.

Das zweite Grundstück war das im Jahre 1714 erbaute Militärlazareth an der Wasserstraße[6], welches im Jahre 1817, nachdem es schon längere Zeit unbenutzt


  1. Hauptstaatsarchiv Rep. XLIII. Dresden 227a. Bl. 68. – Rißschrank XXVI. Fach 95. Nr. 9. – Rathsakten A. VI. 118z.
  2. Rißschr. XII. Fach 1. Nr. 1.
  3. Rep. XLIII. Dresden 249. Bl. 1 flg.
  4. .Rißschr. XXVI. Fach 95. Nr. 9.
  5. Cop. der II. Rent-Exp. vom Jahre 1709. Bl. 329 flg.
  6. Rep. XLIII. Dresden 170. Bl. 133. Cammercop. 1714. Bl.419.
Empfohlene Zitierweise:
Dr. Otto Richter (Hrsg.): Dresdner Geschichtsblätter Band 1 (1892 bis 1896). Wilhelm Baensch Dresden, Dresden 1892–1896, Seite 241. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Dresdner_Geschichtsbl%C3%A4tter_Erster_Band.pdf/252&oldid=- (Version vom 8.5.2024)