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Jedenfalls hatte Thormeyer sein Möglichstes gethan und seine Bauherren, vor allem den Stifts-Administrator Friedrich, vollkommen befriedigt.

Daß Thormeyer noch manches gebaut hat, ist sicher. Vieles ward ein Opfer der Zeit, wie die Badhäuser zu Tharandt und Radeburg, anderes wieder wurde mit dem Schöpfer zusammen vergessen. So erwähnt Nagler in seiner kurzen biographischen Notiz über Thormeyer im Künstlerlexikon das schöne Welkische Haus zu Meißen, was Schreiber dieser Zeilen trotz Nachforschung an Ort und Stelle nicht auffinden konnte. In den Mappen der Friedrich August-Sammlung zu Dresden liegen eine große Anzahl von Plänen und Entwürfen zu Gebäuden aller Art, die jedoch zumeist nur Ideen und Projekte blieben. – Thormeyer, der schon von Haus aus vermögend war, hat etwa die letzten 15 Jahre seines Lebens in beschaulicher Ruhe verbracht. Nur zuweilen ließ er sich stören, und dann nur gern, wenn es galt, seinen König zu ehren oder der Kunst sein Talent zur Verfügung zu stellen.

Ein für Sachsen hochpolitischer Moment, die Rückkehr des Königs Friedrich August nach Dresden am 7. Juni 1815, die eine unglaubliche Begeisterung hervorrief, weckte auch in unserem Thormeyer den Gedanken, seiner Freude Ausdruck zu geben. Daß dies durch irgend eine Straßendekoration beim Einzug am besten geschehen konnte, liegt nahe. Und so errichtete er denn im Auftrage der Residenz vor dem Pirnaischen Thore eine Ehrenpforte mit der Inschrift: Salve pater patriae. Diese setzte die damalige Zeit in Entzücken, wie es die alten Beschreibungen jenes Festtages zur Genüge bekunden. Wir können freilich keineswegs in jenes überschwengliche Lob mit einstimmen. Ja, wenn man ehrlich sein will, muß man jenes Bauwerk als plump und geschmacklos bezeichnen. Daß Thormeyer leider den Geschmack seiner Zeit vollkommen befriedigte, beweist außer jenem Lobe der „Vorschlag zu einem Denkmale der Wiederkehr Sr. Majestät des Königs von Sachsen etc. Friedrich August nach Dresden am 7. Juni 1815“, der in einem kleinen Werke niedergelegt ist und zwei Zeichnungen Thormeyers von dem Triumphbogen bringt. Dieses Werkchen ist nicht, wie Nagler irrthümlich bemerkt, von Thormeyer selbst verfaßt, sondern von einem Vereine, der jenes unschöne Bauwerk in Stein aufführen lassen wollte. Zu Thormeyers eigenem Vortheil blieb es bei diesem Wollen, denn seine ganze künstlerische Stellung wäre in ein falsches Licht gekommen.

Ein anderes hochpolitisches Ereignis, die Uebergabe der Verfassung seiten König Antons und des Mitregenten Prinz Friedrich August am 4. September 1831 regte wiederum die Phantasie unseres Künstlers zu einer Straßendekoration an, deren etwas gesuchte symbolische Bedeutung er auf den Entwurf geschrieben hat. Wir laffen seine Worte als Charakteristikum folgen: „Die in beiliegender Zeichnung dargestellte Dekoration soll die Idee der Vereinigung des Volkes und der Regenten in dem von beiden gemeinschaftlich angenommenen Gesetze ausdrücken, welches von dem ersteren ausgeht und die Basis der bürgerlichen Wohlfahrt bildet, durch den Fürsten aber seine Bestätigung erhält und in Ausübung gebracht wird. Die Basis bilden daher die Säulen der Dekoration, an deren Füßen zahlreiche Fahnen mit verschiedenen Insignien, die verschiedenen bürgerlichen Stände versinnbildend, angebracht sind, während über zweien jener Säulen die Namenszüge des Königs und Mitregenten in Frieden verheißenden Palmenzweigen unter Kronen glänzen und das Ganze der Dekoration beherrschen. Als Symbol des ruhmvollen, der weitesten Verkündigung würdigen Aktes der Festsetzung einer neuen Verfassung ist zwischen den Säulen in leichten goldenen Netzen jedesmal eine doppelte kreuzweis gelegte Tuba des Ruhmes, mit einem Lorbeerkranz verbunden, angebracht. Ueber die Facies heraus reichen Speere, mit Eichenkränzen geschmückt, welche, sowie die Speere am Fuße der Säulen ebenfalls mit Eichenlaub umwunden sind, die Sicherung der festgestellten Rechte durch das Gold symbolisiren. Die Eichengewinde zwischen den Eichenkränzen und die Namenszüge der Fürsten bezeichnen die innige Verbindung zwischen Fürst und Volk.“ Schon im Laufe der vorhergehenden Jahre hatte Thormeyer eine Anzahl Entwürfe zu Ehrendekorationen gezeichnet, wenige wurden ausgeführt. Dies die politische Veranlassung zu seinem Schaffen, kommen wir nun zu der rein künstlerischen.

Vor allem wollen wir Thormeyers rühmlicher Betheiligung gedenken an dem Werke: „Dresden mit seinen Prachtgebäuden und schönsten Umgebungen“, das von Heinrich Rittner herausgegeben wurde. Dieses Werk erschien in deutschem und französischem Text, die Zeichnungen rühren von Thormeyer und Hammer her, den Stich besorgten Hammer, Darnstedt, Frenzel, Schumann und Veith. Die architektonischen Zeichnungen Thormeyers, die den Haupttheil des Werkes bilden, sind ganz vorzüglich. Wir nennen unter anderen das Blatt: „Vue de l’église catholique et des (!) ses environs“, das in seiner vollendeten Feinheit eine meisterhafte Leistung ist; Hammer hat es gestochen. Ebenso vorzüglich sind die Zeichnungen: „Vue de l’église de St. Croix" und „Vue de l'église de notre Dame“. Ein wunderhübsches Bild muß auch die „Vue extérieure du Zwinger“ genannt werden. – Auch für Beckers Augusteum lieferte unser Künstler Entwürfe zum Stich. J. G. Seiffert stach nach einer Zeichnung Thormeyers das Bildniß des Kapellmeisters und Rivalen

Empfohlene Zitierweise:
Dr. Otto Richter (Hrsg.): Dresdner Geschichtsblätter Band 1 (1892 bis 1896). Wilhelm Baensch Dresden, Dresden 1892–1896, Seite 238. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Dresdner_Geschichtsbl%C3%A4tter_Erster_Band.pdf/249&oldid=- (Version vom 8.5.2024)