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Anno 1651.
Meint A. B. C. fiel in die Bach,
Da hört man schreyen weh und ach.

Anno 1652.
Mein Path schickt mir ein ander Buch,
Darzu eine Pauck, ich sprach: Heh juch.

Anno 1653.
Der Vater baut ein neues Hauß,
Drin pauckt und zog ich ein und aus.

Anno 1654.
Ich must zur Schul gehn über Feld
Auch in der grösten Winterkält.

Anno 1655.
Als die Elb stund bis an den Stall,[1]
Ging ichs zu sehn, kam offt zu Fall.

Anno 1656.
Ich steig zu predgen auf Weiden und Bäncken:
Gott wolt mirs Herz zum Predigtambt lencken.

Anno 1657.
Nach Dippoltswald zur Schul ich ging,
Zu lern Latein und Grigisch anfing.

Anno 1658.
Durchs Bedelgen[2] war mein Schul-Gang,
Ich furcht mich sehr beim Bärn-Fang.

Anno 1659.
Zum Gefertn ich einen Stock mitnahm
Und trabt dahin in Gottes Nahm.

Anno 1660.
Die Lehrer mich auf ihr Gutachten
Nach Dreßden in die Creuz-Schul brachten.

Anno 1661.
Zum  Tertio ward ich locirt,
In der Current mich patientirt,

Anno 1662.
Bis auf Doctor Wellers Befehl
Wurd recipirt zur freyn Koststell.

Anno 1663.
Must da beym Chor das Creuz lern tragen,
Eins übers andre laßen plagen.

Anno 1664.
Kam zu Bohem in seine Claß,
Saß da 4 Jahr, durfft nicht seyn laß.

Anno 1665.
Im Sommer ich die Masern bekam,
Die Mutter mich nach Hauß mitnahm.

Anno 1666.
Wenn ich heim auf die Kirms gehn soll,
Da wurd ich aller Freuden voll.

Anno 1667.
Beym Chriftfest den Rupert agirt,
Den Berg-Reyhn beim Gregor geführt.[3]

Anno 1668.
In Bartholmae gepredigt zweymahl,[4]
Zog Elbe lang, Gott Dreßden befahl.

Anno 1669.
Studir zu Wittenberg, mich trieb
Die Noth, hohlte Geld, zu Ostra blieb.[5]

Anno 1670.
Nach Wittenberg stund mein Begiert,
Zog wieder hin und disputirt.

Anno 1671.
Wurd Candidat,[6] Paedie[7] annahm,
Zu Roßwein ich die erste bekam.

Anno 1672.
Kam drauff nach Freyberg ohngefehr
Zum Nonnen-Pfarr, sand Schlegeln her.[8]

Anno 1673.
Ließ mich in allen Kirchen hören,
Drauff Cutten-Dorff mich thät begehren.

Anno 1674.
Lieber nach Dreßden ich mich wandt,
Weils Consistorium dar zur Hand.

Anno 1675.
Predigt-Collegia hielt ich dar,
Corrector auch beym Drucker war.

Anno 1676.
Befehl zur Pfarr ich bald bekam;
Weil Knar dabey, ich Abschied nahm,

Anno 1677.
Wolt lieber ein Viehhirte seyn,
Als leben in Gewißens-Pein.

Anno 1678.
Ich spürt im Herzen nunmehr Freud,
Weil ich von Pfarr und Knarr befreyt.

Anno 1679.
Die Pest in Dresden will aufwachen,
Freyheit heist mich von dannen machen.

Anno 1680.
Mich Höffgen[9] deckt, Groß-Pothen schreckt
Und ein Comet, der sich hoch streckt.

Anno 1681.
Ein Fiber mich nach Hause trieb,
Wurd da gesund, zu Grauschwitz[10] blieb.

Anno 1682.
Nach Annaberg wars Reiseziel,
Wo ich den Superntendt gefiehl.

Anno 1683.
Der Türcke trieb mich in der Eyl
Dar weg, hin, wo gut Brodt wohlfeil.

Anno 1684.
Diß wurd das thewre Jahr genandt,
Praecepters hatten übeln Standt.

Anno 1685.
Ich wurd geprüfft zum andern Mahl,
Weil abgestorben die Räthe all.[11]


  1. (Ueber die große Elbüberschwemmung am 3. Februar 1655 und den folgenden Tagen s. Weck S. 529 flg., das Wasser stand u. a. bis an das kurfürstliche Stallgebände; der Weg von Paulsdorf nach Dresden mag ja zu dieser Jahreszeit beschwerlich genug gewesen sein.)
  2. (Ein Wald zwischen Dippoldiswalde, Paulsdorf und Malter,
    noch jetzt das Bödelchen, auch Bödigen oder Bödchen genannt.
    Eine Oertlichkeit namens Bärenfang ist gegenwärtig dort nicht
    mehr bekannt.)
  3. (Bezieht sich auf die zu Weihnachten und am Gregoriustage, 12. März, üblichen Umzüge der Schüler, s. Festschr. d. Kreuzsch.
    zum 2. Jan. 1874, S. 16.)
  4. (In der Kapelle am Bartholomäihospitale. Daß also ein eben von der Schule auf die Universität übergehender junger Mann schon predigte, konnte vorkommen; und theologisch genug war ja die Vorbildung.)
  5. (Wahrscheinlich eine Zeit lang als Informator.)
  6. Primò in Obern Consist examinatus.
  7. (D. i. Hauslehrerstellung.)
  8. (Dieser trat also in Richters bisherige Stellung zu Roßwein ein.)
  9. In Grimischer Inspektion (Höfgen nahe bei Nimbschen; ebenda Großbothen).
  10. (Eingepfarrt in Stadt Mügeln, Eph. Oschatz.)
  11. Secunda vice examinatus in Obern Consist.
Empfohlene Zitierweise:
Dr. Otto Richter (Hrsg.): Dresdner Geschichtsblätter Band 1 (1892 bis 1896). Wilhelm Baensch Dresden, Dresden 1892–1896, Seite 115. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Dresdner_Geschichtsbl%C3%A4tter_Erster_Band.pdf/122&oldid=- (Version vom 5.5.2024)