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Sr. M. des Königs von Sachsen, auf. Das Gefolge Sr.  M. des Kaisers wurde theils in der Nähe des Hauptquartiers, theils in den beiden Hälften und in den Vorstädten Dresdens untergebracht. S. M. der Kaiser nahm folgenden sächsischen Ehrendienst[1] an: 1. den Oberkammerherrn Freiherrn v. Friesen. 2. zwei Generaladjutanten: Herrn v. Gersdorff, Generalleutnant; Herrn v. Turno, Brigadegeneral. 3. zwei Kammerherren: Herrn v. Reihenstein; Herrn Grafen Rex. 4. zwei Kammerjunker: Herrn v. Römer; Herrn v. Nostitz. 5. einen Hoffourier: Herrn Kühne. 6. zwei Zimmerpagen : Herrn Baron O’Byrn; Herrn v. d. Pforte. 7. zwei Läufer. 8. sechs Lakaien. 9. einen Gendarmerieleutnant, Fritsch. Nach dem Frühstück legte sich der Kaiser nieder, da er einige Nächte nicht geschlafen hatte, und stand um 10 Uhr auf, um mit seinen Ministern und Generälen zu arbeiten. S. M. den König von Sachsen kränkte es, daß er, weil er von der Ankunft Sr. M. des Kaisers und Königs nicht benachrichtigt worden war, dem Kaiser nicht hatte entgegengehen können. Er kam zu Mittag zum Kaiser, um seinen Besuch zu machen.

Am 11. Juni, früh 9 Uhr, fand Morgenaufwartung beim Kaiser statt, wobei die Prinzen Anton und Maximilian, Brüder des Königs von Sachsen, zugegen waren. Um 10 Uhr ritt der Kaiser ins Ostragehege und hielt eine Musterung über die französischen Truppen ab. Um 11 Uhr kehrte er zurück und frühstückte. Zu Mittag ritt er noch einmal in die Stadt und machte Ihren Majestäten dem König und der Königin von Sachsen seinen Besuch, von dem er um 3 Uhr Nachmittags zurückkehrte. Um 7 Uhr Abends speiste er und ging nicht wieder aus.

Am 12. Juni hielt der Kaiser Morgenempfang. Um 10 Uhr frühstückte S. M. der Kaiser; dann empfing er die Prinzen Friedrich, Clemens und Johann, die Neffen des Königs von Sachsen, welche gekommen waren, um Sr. M. dem Kaiser ihre Aufwartung zu machen. Nach dem Abschiede der Prinzen ritt S. M. der Kaiser zur Truppenbesichtigung und von da durch die Neustadt nach dem Dresdner Walde, wo er ein Lager für französische Truppen aufschlagen ließ. Er kehrte Nachmittags um 4 Uhr zurück. Er speiste um 7 Uhr und ging nicht mehr aus.

Am 13. Juni war der sächsische Hof in Gala: der König und seine beiden Brüder, Prinz Anton und Prinz Max, machten ½11 Uhr in großer Uniform einen Besuch beim Kaiser und begaben sich ½ Stunde später in die katholische Kirche, um dem Te Deum beizuwohnen, welches dort gesungen wurde, während man wegen der glücklichen Ankunft Sr. M. des Kaisers und Königs 101 Kanonenschuß abfeuerte. Um 11 Uhr frühstückte S. M. der Kaiser. ½1 Uhr gab.er dem am Dresdner Hofe beglaubigten diplomatischen Korps Audienz. Dann hörte er die Messe in der Hauskapelle, welche der sächsische Hofpfarrer, Herr Abbé Richter, unter Beistand des Diakonen, Herrn Abbé Günzel, las. Um 8 Uhr Abends fuhr S. M. in die Stadt und speiste mit der Königl. Familie beim König von Sachsen.


Tafel beim König von Sachsen, am 13. Juni 1813:

Der Kaiser kehrte um 10 Uhr nach Hause zurück. In der Nacht wurden die Stadt und die Vorstädte festlich erleuchtet.

Am 14. Juni, früh 9 Uhr, hielt der Kaiser Morgenempfang. Um 10 Uhr frühstückte er. ½11 Uhr ging er zur Parade, von wo er zu Mittag zurückkehrte. ½7 Uhr Abends speiste S. Kaiserl. und Königl. Majestät mit dem Fürsten von Neufchâtel und wohnte dann allein mit seinem Hofe einem Akte der italienischen Oper „Corradino“ bei. Die Musik ist von Herrn Morlacchi[2], Kapellmeister des Königs von Sachsen; man spielte in einem kleinen Theater[3], welches der Kaiser im Gewächshaus der Orangerie des Palais hatte aufbauen lassen.


  1. Es sind z. Th. dieselben Personen, welche im Mai (s. oben S. 91) den Dienst bei Napoleon versahen.
  2. Francesco Morlacchi (s. oben S. 87), geb. 1784 in Perugia, gest. 1841 in Innsbruck, war seit 1810 Kapellmeister der italienischen Oper in Dresden.
  3. Dieses schnell improvisirte und zunächst nur für den Kaiser, seine hohen Gäste und ihr Gefolge bestimmte Theater faßte etwas über 200 Personen. Eine genaue Schilderung der Ausstattung findet man im Journal für Luxus, Mode u. s. w." (Weimar 1813), S. 547 ff.
Empfohlene Zitierweise:
Dr. Otto Richter (Hrsg.): Dresdner Geschichtsblätter Band 3 (1901 bis 1904). Wilhelm Baensch Dresden, Dresden 1901 bis 1904, Seite 93. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Dresdner_Geschichtsbl%C3%A4tter_Dritter_Band.pdf/99&oldid=- (Version vom 27.8.2024)