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der Tafel Sr. M. des Kaisers von Frankreich nahm der ganze Hof Theil und wurde von der französischen Dienerschaft[1], den Pagen des Königs von Sachsen und den Kammerdienern des Königs, der Königin und der übrigen prinzlichen Herrschaften bedient.

Freitag, den 29. Mai. S. M. der Kaiser von Frankreich und König von Italien ging ½4 Uhr Morgens in Begleitung des Fürsten von Neufchâtel ohne Feierlichkeiten von hier zur Armee ab[2]. S. M. der König von Sachsen hatte S. M. den Kaiser und König am Ausgange des Saales der Leibgardisten[3] erwartet, um ihn bis zum Wagen zu geleiten, der ihn bei den Schweizer Garden[4] erwartete. Um 10 Uhr Morgens machten I. Majestäten der Kaiser und die Kaiserin von Oesterreich ihren Abschiedsbesuch bei Ihrer Maj. der Kaiserin von Frankreich und geruhten daselbst zu frühstücken. Hierauf begleitete I. M. die Kaiserin von Frankreich ihre erlauchten Eltern bis ans Ende des genannten Zimmers[5], wo aufs zärtlichste Abschied genommen wurde[6]. Nachmittags fuhr I. M. die Kaiserin von Frankreich im Großen Ostragehege spazieren. Am Diner Ihrer Maj. der Kaiserin von Frankreich nahmen Theil: S. M. der König von Preußen, der Kronprinz von Preußen[7], I. Majestäten der König und die Königin von Sachsen, deren Tochter, Prinzessin Augusta, I. M. die Königin von Westphalen, S. Kaiserl. Hoheit der Großherzog von Würzburg, S. Königl. Hoheit Prinz Anton und seine Gemahlin, ferner S. Hoheit der Herzog von Sachsen-Weimar.

Sonnabend, den 30. Mai. Am Nachmittag begab sich I. M. die Kaiserin von Frankreich zu Wagen nach Tharandt, um von da Abends wieder zurückzukehren. In ihrer Begleitung befanden sich I. M. die Königin von Westphalen, S. Königl. Hoheit Prinz Anton, S. Königl. Hoheit Prinz Maximilian und dessen Töchter, Prinzessinnen Amalie und Marie, ferner Ihre Königl. Hoheiten Prinzessinnen Marie-Anna und Elisabeth. Vor dem Diner geruhte I. M. die Kaiserin die italienischen Sänger, nämlich die Herren Saffaroli und Benelli und Frau Sandrini[8] anzuhören, welche Herr Paër, Direktor der Kapelle Sr. Maj. des Kaisers von Frankreich, auf dem Pianoforte begleitete. Diese Kapelle war am Tage vorher hier angekommen.

Sonntag, den 31. Mai. ½12 Uhr versammelten sich alle hiesigen und fremden Damen im Kaffeezimmer, desgleichen alle Herren und das diplomatische Korps im Paradesaal. ½1 Uhr begab sich I. M. die Kaiserin von Frankreich in die Königsloge der katholischen Kirche, um dort eine stille Messe mit Musik[9] zu hören. Nach der Messe begab sich I. M. in die genannten Säle und geruhte sich dort alle anwesenden Damen und Herren von dem Fürsten von Schönburg-Waldenburg, Geheimrath des Königs von Sachsen, in seiner Eigenschaft als Oberhofmeister vorstellen zu lassen. Gegen 3 Uhr begaben sich S. M. der König und die Königin von Sachsen zu Ihrer Maj. der Kaiserin von Frankreich, um sie nach der Waffensammlung und von da in die Gemäldegalerie zu begleiten. Bei Ihrer Maj. der Kaiserin von Frankreich speisten um 8 Uhr Abends Ihre Majestäten der König und die Königin von Sachsen mit Prinzessin Augusta, ihrer Tochter, I. M. die Königin von Westphalen, S. Kaiserl. Hoheit der Großherzog von Würzburg, S. Königl. Hoheit Prinz Anton und seine Gemahlin, ferner I. Hoheit Prinzessin Marianne.

Montag, den 1. Juni. Um 1 Uhr Nachmittags begab sich I. M. die Kaiserin in Begleitung Ihrer Majestäten des Königs und der Königin von Sachsen sowie aller Prinzen und Prinzessinnen zu Wagen nach Pillnitz. Sie geruhte einige Erfrischungen auf der Ruine, die auf dem Schloßberg liegt, zu sich zu nehmen. ½6 Uhr kam sie wieder zurück. Zum Diner fanden sich ein: Ihre Majestäten der König und die Königin von Sachsen, Prinzessin Augusta, ihre Tochter, I. M. die Königin von Westphalen, S. Kaiserl. Hoheit der Großherzog von Würzburg, S. Königl. Hoheit Prinz Anton und seine erlauchte Gemahlin.

Dienstag, den 2. Juni. I. M. die Kaiserin von Frankreich brach ½10 Uhr mit Ihrer Maj. der Königin von Westphalen und dem Großherzog von Würzburg nach der 6 Stunden von der Residenz entfernten Festung Königstein auf. I. M. wurde unter einem Salut von 100 Kanonenschüssen von Ihren Majestäten dem König und der Königin von Sachsen, den Prinzen und Prinzessinnen, die etwas vorher dort angekommen waren, empfangen. Es wurde sogleich ein Frühstück aufgetragen. Dann geruhten Ihre Majestäten und Ihre Kaiserl. und Königl. Hoheiten die dortigen Sehenswürdigkeiten zu betrachten. Sie benutzten dann den Fußpfad, um an das Elbufer hinabzusteigen und sich unter Kanonendonner


  1. Napoleon führte in Dresden eigenen Haushalt; nur sein Gefolge wurde vom König von Sachsen bewirthet. (Vergl. Welck, a. a. O.)
  2. Eine Abtheilung sächsischer Kürassiere begleitete ihn. (Welck, S. 139.) Die Reise ging über Bautzen und Glogau nach Warschau.
  3. Im 2. Stocke des Schlosses.
  4. Im Thorwege.
  5. Wo die Wache sich befand.
  6. Der Kaiser und die Kaiserin von Oesterreich reisten am selben Tage um 12 Uhr unter Kanonendonner und Glockengeläute ab. (Taggefell, a. a. O.)
  7. Der König und der Kronprinz von Preußen verließen Dresden am folgenden Tage, aber ohne besondere Feierlichkeiten (ebenda)
  8. Kammermusikus Ant. Benelli war Mitglied der Kapelle des Königs von Sachsen (Tenorist); Phil. Saffaroli und Frau Luiggia Sandrini gehörten zum Italienischen Hoftheater (Sopranisten).
  9. Derselbe Widerspruch findet sich weiter unten (S. 92). Eine „stille“ Messe wird eben ohne Gesang und Musik gelesen.
Empfohlene Zitierweise:
Dr. Otto Richter (Hrsg.): Dresdner Geschichtsblätter Band 3 (1901 bis 1904). Wilhelm Baensch Dresden, Dresden 1901 bis 1904, Seite 89. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Dresdner_Geschichtsbl%C3%A4tter_Dritter_Band.pdf/95&oldid=- (Version vom 25.8.2024)