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Um 1 Uhr begab sich I. M. die Kaiserin von Frankreich zur Kaiserin von Oesterreich, und von da zu Ihrer Maj. der Königin von Westphalen. Um 4 Uhr fuhr S. M. der Kaiser von Frankreich mit Ihrer Maj. der Königin von Westphalen aus. Sie kamen durch die Neustadt und geruhten den vormals Findlaterschen Weinberg[1] mit ihrer erlauchten Gegenwart zu beehren. Zur Tafel bei Ihrer Maj. der Kaiserin von Frankreich waren geladen: I. M. die Königin von Westphalen, S. Kaiserl. Hoheit der Großherzog von Würzburg, Prinz Anton und seine Gemahlin, I. Königl. Hoheit Prinzessin Elisabeth, Ihre Hoheiten die regierenden Herzöge von Weimar[2] und Mecklenburg-Schwerin[3], desgleichen der Fürst von Neufchâtel. Um 10 Uhr Abends standen Ihre Kaiserl. und Königl. Majestäten sowie die übrigen fürstlichen Herrschaften von der Tafel auf, um sich ins Theater[4] zu begeben und der Aufführung einer Kantate[5] und einiger Szenen aus der Oper „Sargino“, von Paër[6], beizuwohnen, die man zur Feier der glücklichen Gegenwart Sr. M. des Kaisers von Frankreich gab.

Donnerstag, den 21. Mai. Morgenaufwartung bei Sr. M. dem Kaiser der Franzosen. Um 1 Uhr begab sich I. M. die Kaiserin von Frankreich zum Kaiser von Oesterreich. Um 4 Uhr Nachmittags geruhte I. M. die Kaiserin von Frankreich in den Großen Garten spazieren zu fahren. Zur Tafel bei Sr. M. dem Kaiser von Frankreich waren zugegen: Ihre Majestäten der Kaiser und die Kaiserin von Oesterreich, I. M. die Königin von Westphalen, S. Kaiserl. Hoheit der Großherzog von Würzburg, S. Königl. Hoheit Prinz Maximilian[7] mit seinen Töchtern, Prinzessinnen Amalie und Marie, desgleichen I. Königl. Hoheit Prinzessin Marie Anna[8].

Freitag, den 22. Mai d. J. Morgenaufwartung bei Sr. M. dem Kaiser von Frankreich. Um 5 Uhr Nachmittags fuhr I. M. die Kaiserin von Frankreich in der Gegend des Dorfes Briesnitz spazieren. Ihre Majestäten der Kaiser und die Kaiserin von Oesterreich, Ihre Majestäten der König und die Königin von Sachsen, Ihre Königl. Hoheit Prinzessin Augusta, I. M. die Königin von Westphalen, außerdem S. Kaiserl. Hoheit der Großherzog von Würzburg und S. Hoheit der regierende Herzog von Sachsen-Koburg[9] speisten zu Mittag bei Sr. M. dem Kaiser von Frankreich.

Sonnabend, den 23. Mai d. J. Morgenaufwartung. S. M. der Kaiser von Frankreich machte um 1 Uhr einen Besuch bei Sr. M. dem Kaiser von Oesterreich und begab sich von da zu Wagen nach dem Japanischen Palais, um die Sehenswürdigkeiten dort zu betrachten. Es nahmen am Abendessen Sr M. des Kaisers von Frankreich Theil: Ihre Kaiserl. und Königl. Majestäten von Oesterreich, I. M. die Königin von Westphalen, S. Kaiserl. Hoheit der Großherzog von Würzburg, S. Königl Hoheit Prinz Anton und dessen Gemahlin und Ihre Königl. Hoheit Prinzessin Elisabeth.

Sonntag, den 24. Mai. Es fand keine Morgenaufwartung statt. Zu Mittag begab sich S. M. der Kaiser von Frankreich in die Königsloge der katholischen Kirche, wo er zur Rechten Ihrer Maj. der Königin von Westphalen niederkniete, um die Messe zu hören, die der Erzbischof von Mecheln[10] las. Nach der Rückkehr ließ sich S. M. der Kaiser und König von dem Oberkammerherrn Freiherrn von Friesen alle Damen vorstellen, die sich im Kaffeesaal versammelt hatten, desgleichen alle Herren im Prunksaal, außer dem diplomatischen Korps. S. M. der Kaiser und die Kaiserin von Oesterreich, I. M. die Königin von Westphalen, S. Kaiserl. Hoheit der Großherzog von Würzburg, S. Königl. Hoheit Prinz Maximilian mit seinen beiden Töchtern, Prinzessinnen Amalie und Marie, und Prinzessin Marie Anna speisten bei Sr. M. dem Kaiser von Frankreich. Nach aufgehobener Tafel durchschritt die ganze Hofgesellschaft die Gänge des Königlichen Schlosses und des Palais und begab sich in den großen Theatersaal[11], um daselbst ein großes Konzert anzuhören.

Montag, den 25. Mai. Es fand der gewöhnliche Morgenempfang bei Sr. M. dem Kaiser von Frankreich statt. Gegen 11 Uhr brachen S. M. der Kaiser und die Kaiserin von Frankreich, der Kaiser und die Kaiserin von Oesterreich und der ganze Hof von hier nach Moritzburg auf. Nachdem sie dort gefrühstückt hatten, stiegen der Kaiser von Frankreich, der Kaiser von Oesterreich, der König von Sachsen, der Großherzog von Würzburg und die übrigen Fürsten zu Pferde; die Kaiserinnen, Königinnen und Prinzessinnen wohnten im Wagen einem


  1. Dieses früher dem Lord Findlater gehörige Besitzthum war schon damals ein beliebter Vergnügungsort der Dresdner. (Vergl. das „Journal für Luxus, Mode u. s. w. 1815“. – S. 244.) In der Mitte des 19. Jahrhunderts entstand an derselben Stelle das Schloß des Prinzen Albrecht von Preußen.
  2. Karl August.
  3. Friedrich Franz I. – Welck, a. a. O., S. 132, erwähnt nur einen Prinzen von Mecklenburg-Schwerin; weiter unten (S. 146) nennt er aber auch den Herzog.
  4. Im Schauspielhause (vergl. Taggesell, a. a. O.).
  5. „Der Sonnentempel“ (Il tempio del sole) von Morlacchi[ER 1]. (Vergl. Taggesell, a. a. O., wo aber der Titel verunstaltet ist.)
  6. Fernando Paër, aus Parma gebürtig, war bis 1806 Kapellmeister in Dresden gewesen, dann Direktor der Italienischen Oper in Paris.
  7. Der jüngere Bruder Friedr. Augusts des Gerechten und Vater Friedrich Augusts II.
  8. Jüngste Schwester des Königs von Sachsen.
  9. Ernst I.
  10. de Pradt.
  11. d. h. ins Opernhaus, welches an der Südecke des Zwingers stand und durch einen Gang mit dem Taschenbergpalais und dem Schlosse verbunden war.

Anmerkungen (Wikisource)

Errata

  1. Vorlage: Morlaccchi
Empfohlene Zitierweise:
Dr. Otto Richter (Hrsg.): Dresdner Geschichtsblätter Band 3 (1901 bis 1904). Wilhelm Baensch Dresden, Dresden 1901 bis 1904, Seite 87. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Dresdner_Geschichtsbl%C3%A4tter_Dritter_Band.pdf/93&oldid=- (Version vom 24.8.2024)