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des Generals Thielmann hat Dresden von vielen Unannehmlichkeiten gerettet, so beunruhigend auch auf wenige Stunden das Mittel dazu manchem ankommen mußte. Auch hielt der General Am Ende noch vor dem Abmarsche auf dem alten Markte eine Anrede an seine Soldaten, worin er den General Thielmann, der die den Tag vorher früh weggenommene Equipage der Oestreicher wieder herausgab, öffentlich lobte und ihn einen braven Mann nannte, welches mit dem schimpfenden Tone der Braunschweiger bei frühern Veranlassungen in sonderbarem Kontraste steht.

Der Rest des 20. Juli, die darauffolgende Nacht und der Vormittag des 21. Juli waren ohnstreitig die beunruhigendsten Momente für die Einwohner Dresdens. Die östreichischen Truppen hatten sich auf die Wälle postirt, der Fürst Lobkowitz hatte laut auf Thielmanns Antrag gesagt, daß er sich jeder Macht, die ihn aus Dresden treiben wolle, entgegensetzen werde, und hinzugefügt, nous verrons qui en fera le maître, man war zum Widerstand auf alle Art gefaßt, und selbst in die am Walle beim Seethore hinaus gelegenen Zimmer des polnischen Staatsministers Grafen Breza hatte man Landwehrmänner postirt, welche zu den Fenstern heraus auf den Feind, dessen Andringen man besonders von dieser Seite erwartete, feuern sollten. Auf einmal aber schienen die Ansichten der Oestreicher gänzlich umgestimmt. Der Parlamentär, welchen der Obrist Thielmann – es war der Obrist des Husaren-Regiments von Gablenz – mit nochmaligen Vorstellungen in die Stadt schickte, wurde sehr artig aufgenommen und der Fürst Lobkowitz ritt in gleicher Qualität selbst nach Plauen, wo damals das Hauptquartier des Obrist Thielmann war. Es dauerte auch nicht lange, als sich beide dort über die nothwendigsten Punkte verständigt hatten und nun gemeinschaftlich in die Stadt zurück ritten, worauf noch an demselben Abende die Oestreicher die Stadt zum zweiten Male verließen und die sächsischen Truppen dagegen wiederum unter dem abermaligen Jubel der aller Angst entnommenen Bewohner Dresdens anrückten.

Ohnstreitig vermochte das Eingehen der Nachricht von der Erklärung der Waffenstillstands-Konvention in Bezug auf Sachsen und die darin festgesetzte Räumung dieses Landes von Seiten der Oestreicher diese zu der plötzlichen Nachgiebigkeit. Ein um so größeres Glück für Dresden, das außerdem einer Belagerung ausgesetzt worden wäre, welche, wenn sie auch, wie zu erwarten stand, noch so kurz gewährt hätte, doch die nachtheiligsten Folgen für die Stadt und besonders die ansehnlichen Vorstädte gehabt haben müßte.

Die nicht lange darauf erfolgte glückliche Rückkehr des von seinen Unterthanen angebeteten Königs von Sachsen nach Dresden ließ den ihm mit treuer Kindesliebe anhangenden Bewohnern Dresdens die ausgestandenen Gefahren bald vergessen und ihre schönste Hoffnung nur darauf richten, daß dieser Schutzgeist seines Landes ihre Mauern nie wieder verlassen möge.



Todtenschau.
Franz Leopold Philipp Schlüter, Kaufmann, Kommerzienrath, geb. in Goslar 30. Oktober 1833, gest. 1. Jan. 1901 Wiener Str. 51. – Trinitatisfriedhof.
Oskar Schlömilch, Dr. phil., früher Prof. der Mathematik, dann Geh. Rath im Kultusministerium, geb. in Weimar 13. April 1823, gest. 7. Febr. 1901 Liebigstr. 14. – Annenfriedhof (Chemnitzer Straße).
Peter Max Krenkel, Dr. theol. et phil., Privatgelehrter, geb. in Chemnitz 9. März 1839, gest. 10. Febr. 1901 im Viktoriahaus. – Annenfriedhof (Chemnitzer Straße).
Karl Eduard Geucke, Hofspediteur, Begründer des ersten Dienstmann-Instituts u. des Plakat-Instituts, geb. in Dresden 5. März 1830, gest. 12. Febr. 1901 in Blasewitz, Residenzstr. 32. – Annenfriedhof (Löbtau).
Karl Gustav Ackermann, Dr. jur., Rechtsanwalt, Geh. Rath, geb. in Elsterberg 10. April 1820, gest. 1. März 1901 Marienstr. 22. – Annenfriedhof (Löbtau).
Julius Theodor Marpé, Silberarbeiter, Ehrenobermeister der Goldschmiedeinnung, geb. in Lintorf in Hannover 17. Sept. 1822, gest. 14. März 1901 Johann Georgen-Allee 2. – Alter Friedrichstädter Friedhof.
Hermann Schwedler, Geh. Regierungsrath, Direktor der Kgl. Brandversicherungskammer, geb. in Kirchberg 12. Juli 1820, gest. 19. März 1901 Lutherplatz 1. – Innerer Neust. Friedhof.
Gustav Adolf Gunkel, Kgl. Kammermusikus, geb. in Dresden 25. Juli 1866, ermordet auf der Straßenbahn nach Blasewitz 21. März 1901. – Trinitatisfriedhof.
Moritz Hermann Tränkner, Oberlandesgerichtsrath, Oberjustizrath, geb. in Knautnaundorf 2. April 1838, gest. 10. April 1901 Pestalozzistr. 15. – Johannesfriedhof (Tolkewitz).
Rudolf Karl Freiherr von Finck, Kammerherr, Rittergutsbesitzer auf Nöthnitz, geb. in Dresden 7. Sept. 1837, gest. 20. April 1901 Parkstr. 3.
Wilhelm Junker, Porträtmaler, geb. in Wenden bei Reval 8. Juli 1820, gest. 30. April 1901 Viktoriastr. 19. – Johannesfriedhof (Tolkewitz).
Karl Theodor von Petrikowsky, Oberst z. D., geb. in Wurzen 1828, gest. 4. Juni 1901 Bautzner Str. 21. – Innerer Neustädter Friedhof.
Paul Alfred Wiesand, Dr. jur., Reichsgerichtsrath a. D., geb. in Jeßnitz bei Bautzen 6. Okt. 1836, gest. 6. Juni 1901 in Marienbad. – Innerer Neustädter Friedhof.
Heinrich Rudolf Schurig, Dr. jur., Staats- und Justizminister, geb. in Radeberg 4. März 1835, gest. 15. Juni 1901 Glacisstr. 12. – St. Pauli-Friedhof.
Leopold Gerhard Franz, Dr. phil., Professor am Wettiner Gymnasium, geb. in Meißen 5. Juni 1851, gest. 10. Juli 1901 Paul Gerhardtstr. 25. – Johannesfriedhof (Tolkewitz).
Justus Schramm, Dr. med., Oberarzt am Carolahause, Hofrath, geb. in Dorpat 22. Mai 1837, gest. 11. Juli 1901 Feldgasse 16. – Johannesfriedhof (Tolkewitz).


Empfohlene Zitierweise:
Dr. Otto Richter (Hrsg.): Dresdner Geschichtsblätter Band 3 (1901 bis 1904). Wilhelm Baensch Dresden, Dresden 1901 bis 1904, Seite 83. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Dresdner_Geschichtsbl%C3%A4tter_Dritter_Band.pdf/89&oldid=- (Version vom 10.9.2024)