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Juni.

1) Mittwoch ... Durch Frau von Bernstorff [aus Neustrelitz] hörte ich, Quandt sei sehr krank. Ich gehe gegen Abend, um mich zu erkundigen. Allerdings war Quandt sehr bedenklich krank, es geht aber heute etwas besser ...

3) Freitag ... Gaber bringt einen Abdruck des Blattes „Esther von Ahasveros zur Königin gewählt“. Das Blatt ist herrlich geschnitten ...

4) Samstag ... Gaber bringt den Abdruck der Platte: „Hiobs neuer Wohlstand“. Auch dieses Blatt ist ausgezeichnet schön geschnitten ...

7) Dienstag ... Gleich nach Tisch höre ich die Feuerglocke mit sechs Schlägen und sehe Rauch ziemlich in der Richtung des Zwingers aufsteigen. Ich eile also nach dem Museum. Es brennt in der kleinen Brüdergasse in einem Hintergebäude der Stadt Gotha (Hotel) ..

8) Mittwoch ... Obermann bringt einen Probedruck des Blattes: „Der leidende Hiob und seine Freunde“. Das Blatt ist sehr tüchtig gearbeitet ...

12) Pfingst-Sonntag ... Um Mittag begebe ich mich zu Frau Professor Gonne ... Ihr Mann ist auch zu Hause und empfängt mich in seinem Atelier, wo ich den Carton, den ich neulich sah, in zweiter sehr verbesserter Auflage sehe ...

14) Dienstag ... Pastor Meurer hat mir sein Schriftchen über die Callenberger Kirche nebst einem Brief geschickt, in welchem, was den Zustand der Kirchen-Baulichkeiten und der Geräthe anbelangt, den er bei seiner letzten Visitation in Sachsen vorgefunden hat, traurige Andeutungen gegeben werden. Ich nehme Veranlassung, den Brief Langbein mitzutheilen, welcher seinerseits auch sich aufgefordert fühlte, mit mir die Gründung eines Vereins für kirchliche Kunst nochmals zu besprechen. Der Minister von Falkenstein hat nämlich selbst auf die Nothwendigkeit eines solchen Instituts hingewiesen. Wir verabreden nun eine Konferenz, welche in den nächsten Tagen stattfinden soll, um dem vorgesteckten Ziele wieder etwas näher zu rücken ...

15) Mittwoch. Zu der beabsichtigten Konferenz in Sachen kirchlicher Kunst soll der Architekt Arnold[1] eingeladen werden, den wir in den Ausschuß zu haben wünschen ...

16) Donnerstag ... Nachmittag 5 Uhr haben wir bei Langbein die verabredete Konferenz. Außer dem Herrn Kirchenrath und mir sind Andreä und Arnold zugegen. Schönherr und Wichmann, die eingeladen worden, sind nicht erschienen ... Eine Schwierigkeit ist noch die Gewinnung eines Mannes, der den Vorsitz und die Führung der Geschäfte übernimmt. Der Kirchenrath denkt an einen Herrn von Carlowitz ...

20) Montag ... Gegen 10 Uhr besucht mich Professor Heine, um mir mitzutheilen, daß Herr von Quandt gestern Morgens 1/4 8 Uhr verschieden ist, und zugleich mich zu bitten, bei Frau von Quandt mich zu erkundigen, ob ein Fackelzug mit Trauermusik, welchen der akademische Rath zur Bezeugung seiner Verehrung und Dankbarkeit gegen den Verstorbenen veranlassen würde, nicht ungern gesehen würde. Nach solcher Mittheilung und solchem Auftrag verfüge ich mich alsbald nach dem Hause der Trauer und werde von Frau von Quandt und Gustav vorgelassen. Auf die Frage wegen des Fackelzugs wird mir eröffnet, daß Herr von Quandt in seinem Testament ausdrücklich erklärt hat, daß keine derartige Feier zugelassen werden solle, daß demnach auch die Zustimmung zu dem Vorhaben des akademischen Raths und der Kunstgenossenschaft nicht ertheilt werden könne. Frau von Quandt theilt mir dann unter anderem auch mit, daß ihr seliger Mann mich in seinem Testament als „seinen theuern Freund“ erwähnt und mich mit einem Andenken aus seiner Sammlung der Handzeichnungen bedacht habe ...

23) Donnerstag ... Dr. W. Schäfer hat wieder interessante Entdeckungen gemacht. Ein Bild Nr. 1223, das als Copie verzeichnet ist, ist so echt bezeichnet und so vortrefflich, daß man nicht begreift, warum es dem Meister nicht zuerkannt ist[2] ...

25) Samstag. Wochenschluß der akademischen Studien. So störend die Leitung dieser Studien auf meine andern Arbeiten einwirkt, so muß ich doch sagen: die Ausübung dieser meiner Pflicht macht mir Freude. Die Schüler – so scheint mir wenigstens – arbeiten gern und gut unter meiner Führung. Museum. Ich finde einen Brief von Bendemann, in welchem er seine Entlassung aus dem sächsischen Staatsdienst und sein Ausscheiden aus der Galerie-Kommission mit sehr freundlichen und herzlichen Worten anzeigt ...

26) Sonntag ... Sodann retouchiere ich den von Wislicenus aufgezeichneten Christuskopf, um auf Gabers Wunsch etwas mehr Ruhe und Rundung in die Zeichnung zu bringen ...

Juli.

1) Freitag. Ich schließe heute meine Functionen in der Akademie. Es macht mir Freude, die jungen Leute loben zu können. Es ist fleißig und gut gearbeitet worden ...


  1. Ch. F. Arnold, zu jener Zeit dritter Lehrer für Baukunst und Bauwissenschaften an der Dresdner Akademie der bildenden Künste.
  2. Ostades Bild „Zwei schmausende Bauern“ ist in Hübners Katalog vom Jahre 1856 als ein Werk nach Ostade aufgeführt. In seinem Kataloge vom Jahre 1862 findet man die Angabe bereits berichtigt.
Empfohlene Zitierweise:
Dr. Otto Richter (Hrsg.): Dresdner Geschichtsblätter Band 3 (1901 bis 1904). Wilhelm Baensch Dresden, Dresden 1901 bis 1904, Seite 71. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Dresdner_Geschichtsbl%C3%A4tter_Dritter_Band.pdf/77&oldid=- (Version vom 3.9.2024)