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Ausführung monumentaler Werke mitgetheilt werden sollen. Es sind also die Herren Kummer, Lichtenberger und Kriebel aus dem Vereine der selbständigen Künstler und Professor Peschel aus dem Kreis der Professoren, welche dem akademischen Rath nicht angehören, gegenwärtig ... Der Vortrag der eingegangenen Vorschläge dauert bis etwa 12 Uhr und wird beschlossen die Berathung derselben heute nicht zu beginnen ... Unter den vorgeschlagenen Gegenständen zählt die Ausmalung des Korridors im Museum zwar 8 Stimmen, von denen jedoch 6 nur unter Beschränkung (der Hübner-Bendemannschen Ansicht entgegen) das Werk in Vorschlag bringen. Das Kruzifix auf der Brücke wird mit 5 Stimmen beantragt, ohne Nebenbedingung. Kummer beantragt die Umwandlung des Dublettensaals[1] zu einer mit Fresken und Statuen auszuschmückenden Volkshalle. Rietschel und Hähnel beantragen den Schmuck der Terrassentreppe mit Statuen. Außerdem werden noch viel schöne Gegenstände in Vorschlag gebracht, und es zeigt sich, wie viel würdige Veranlassungen sich finden, die Kunst in Anwendung zu bringen ... Zu bemerken ist, daß Hübner der einzige war, welcher sich selbst zur Ausführung eines Werkes, nämlich der Ausmalung des Treppenhauses und des Korridors des Museums, in Vorschlag gebracht hat ...

11) Freitag ... In der Dämmerung besehe ich mir den für die Weber-Statue von Anfang an bestimmten und den andern, von dem Stadtrath vorgeschlagenen Platz. Ich muß mich für den ersteren erklären ...

12) Samstag. Abfassung des Gutachtens über die Wahl oder vielmehr Beibehaltung des Platzes für das Weber-Denkmal ... Gegen Abend besuche ich Rietschel, ... theile ihm mein Gutachten über den für die Weber-Statue zu wählenden Platz[2] mit und lese ihm meine „Gedanken über die Ausmalung des Korridor“ vor. Es sind ihm sämmtliche Schriften, die in letzter Sitzung vorgelegt worden, zugesendet worden. Meine Ansichten über die Ausmalung des Museums finden seinen Beifall. Was den Platz für das Weber-Denkmal betrifft, so stimmten seine und meine Ansichten von Anfang an überein.

15) Dienstag ... Besichtigung der Hübnerschen Zeichnungen zu dem Treppenhaus und Korridor des Museums. Das Werk ist geistreich angeordnet und verdiente an geeigneter Stelle wohl ausgeführt zu werden. Das Museum ist aber die geeignete Stelle gewiß nicht, und es wäre tief zu beklagen, wenn dieser Vorschlag angenommen würde. Es würde geschehen, wogegen ich mich aufs Entschiedenste ausgesprochen habe: es würde in dem Gebäude der Gemäldegalerie noch eine Galerie zur unvermeidlichen Schau gestellt und zwischen den Beschauer und die älteren Gemälde eingedrängt werden. Dabei sind die Räume des Treppenhauses zur Aufnahme der projektierten großen Gemälde durchaus ungünstig. Die Wandflächen im Korridor sind übrigens in vier übereinander liegende Streifen, die alle reiche Kompositionen enthalten, getheilt, was sich sehr übel macht ...

16) Mittwoch ... 5 Uhr Sitzung des akademischen Raths, das ist Fortsetzung der Berathung über Ausführung monumentaler Gegenstände. Wir besprechen heute die vorgeschlagenen plastischen Werke ... Der Errichtung des von fünf Mitgliedern vorgeschlagenen Kruzifixes tritt kein Widerspruch entgegen. In betreff klarer Motivierung einiger der fruchtbarsten Gedanken bleibt noch viel zu wünschen übrig. Indessen wir stehen ja in einem Anfang, und gewiß kann man zufrieden sein mit den bereits erlangten Ergebnissen ...

18) Freitag ... 5 Uhr Sitzung des akademischen Raths. Fortsetzung der Besprechung über die eingereichten Vorschläge, und zwar nun heute über die vorgeschlagenen Malereien. Alles geht glatt und ruhig ab, nur der Hübnersche Vorschlag verursacht große Aufregung und eine längere Diskussion. Ich trage mein Urtheil vor, das ich schriftlich vor mir habe, um es zu den Akten zu bringen. An das Urtheil knüpfe ich eine Ansprache, in welcher ich darauf aufmerksam mache, daß es sich hier nicht um die Entstehung eines mehr oder weniger gelungenen Kunstwerks handle, sondern, wegen der Verbindung desselben mit einem schon vorhandenen Kunstkleinod, der weltberühmten Dresdner Galerie, die mit ihrem Hause ein Ganzes geworden ist, um Erhöhung oder Verminderung einer Zierde des Landes, auf welche die Blicke der ganzen gebildeten Welt gerichtet sind. Dann erkläre ich, daß diese Frage (ob nämlich Hübners Projekt zu empfehlen oder nicht zu empfehlen sei) nicht als eine schwebende aus dem Kollegium der höchsten Kunstbehörde des Landes in weitere Kreise gelangen dürfe und daß deshalb jedes Mitglied desselben sich bestimmt auszusprechen habe, wie es darüber denke. Die Wirkung solch einer Ansprache (die ich übrigens auch aufgesetzt und gelesen habe, damit sie ebenfalls zu den Akten komme) war nicht gering; es fehlte aber viel, daß die Kollegen zu einem Ausdruck ihrer Meinung gebracht worden wären, obwohl Hähnel einen guten Anfang machte durch eine entschiedene Beistimmung und nachher auch Richter sich beistimmend erklärte Peschel sprach heute einmal ein paar Worte, aber solche, nach denen man ihn für einen Anhänger des Hübnerschen Projekts hätte halten müssen. Alle

übrigen sagten entweder gar nichts oder schlugen


  1. Auf der Brühlschen Terrasse.
  2. Diejenige Stelle, auf der sich das Denkmal gegenwärtig befindet, ist bekanntlich nicht die, auf der es errichtet wurde.
Empfohlene Zitierweise:
Dr. Otto Richter (Hrsg.): Dresdner Geschichtsblätter Band 3 (1901 bis 1904). Wilhelm Baensch Dresden, Dresden 1901 bis 1904, Seite 65. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Dresdner_Geschichtsbl%C3%A4tter_Dritter_Band.pdf/71&oldid=- (Version vom 2.9.2024)