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der historischen Kunst-Ausstellung“. – Museum. – Die Augsburger Allgemeine Zeitung bringt einen Artikel aus Berlin, welcher von den dortigen Bestrebungen spricht, die Kunst zu heben, und das Drängen darnach zeigt, die Pflege derselben als einen „Staatszweck“ anerkannt zu sehen. Man will, daß die Summe von 50 000 Thalern für Kunstzwecke auf das Budget gestellt werde etc. –, im Großen die Erscheinungen, die bei uns im Kleinen bereits vorübergegangen. Mir ist der Artikel nützlich. Ich sehe, um was es sich bei den mir nahe gelegten Wünschen in Betreff einer Mittheilung meiner Ansichten handelt, und ich weiß nun, was ich Herrn von Bethmann-Hollweg mitzutheilen habe ...

31) Freitag. St. Sylvester. Ich danke Rietschel schriftlich für den mir zugesendeten Artikel und spreche meine Vermuthung aus, daß sein Schwager Oppermann der Verfasser desselben ist ...


Aus alten Dresdner Gerichtsbüchern.
I.
Ein Vatermord 1531.
[Anna Spisin] Urgicht volget Mitwoch noch Letare
anno XXXIten ane allen Gezwang gethan.

Sagt, daß ein Knecht Bernhart gnant, so ein Zeit lang bey irem Vater gedynet, denselbigen iren Vater an Sant Mats Tage zu Abende ufm Wege von Wilsdorf noch Grumpach erslagen und erwurgt hat.

Sagt, daß sie ungeferlichen 14 Tage vor Faßnacht mit demselbigen Knecht Bernhart in ires Vatern Hauß in der Stuben, aldo sie alleyne bey eynander gewest, geredt, daß er iren Vatern erschlaen wolde, so wolle sie yn ein gut Schogk [Groschen] geben.

Sagt, daß der Knecht ir zugesagt, er wolle in erslaen, es geschee uber lang ader kurz.

Sagt, daß derselbige Knecht Bernhart an Sant Mats Tage gegen dem Abende auß ires Vatern Hof gegangen und zu ir gesprochen, er wolle gehn und die Sache außrichten.

Sagt, daß sie darnoch hinder ires Vatern Hof gegangen und noch dem Knecht gesehen, sie habe yn aber nicht ansehen mogen.

Sagt, daß der Knecht uf den Sonabend darnoch ufn Abende in ires Vatern Hauß unden in Hauß zu ir komen und ir gesagt, er habe die Sache außgericht und iren Vatern erschlagen, er wolle hinweg gehn und uf die Erden [Ernte?], so die Sach vorgessen, widerkomen.

Sagt, sie habe den Knecht abir nichts gegeben.

Sagt, daß sie vor Faßnacht mit Mats Ermler doselbst zu Grumpach uf dem Wege von Dresden auch geredt, daß er iren Vater erslaen wolle, sie wolde ym ein gute Schogk geben, das er nicht hat thun wollen.

Sagt, daß sie des andern Tags darnoch mit desselbigen Mats Ermlers Weip vor irem Hauß gerett, daß sie wolle helfen bey irem Man Mats Ermler, daß er iren Vater erslaen wolle, sie wolde ym geben Korn von dem nawen und eyn Stoß Holz und ein Schogk.


Uff eur an unß gethane Frage sprechen wir Schoppen zu Leiptzk vor Recht. Wo Anna Spisin uf irem Bekentnis, daß sie Bernharten, der ires ermordten Vaters Knecht gewest, ein gut Schogk zu geben zugesagt, uf daß er iren Vater erschlahen wolde, welchs derselbige Knecht alßo angenumen und mit der That vorpracht hat, so muget ir sie in eynem Sacke mit eynem Hunde, Katzen, Schlange und Hayne [Hahne], wo yr derselbigen Thire gehaben moget, vornehen und im Wasser ertrenken lassen.

[Randbemerkung:] Ist also gescheen Freitag noch Jubilate anno XXXIten, von der Brucken in dy Elben gewurfen und erseuft.

(Dresdner Criminalbuch 1517 flg. Bl. 127.)     


II.
Ein Todtschlag 1561.

Den 5. Februarii anno etc. 1561 frue umb 8 hora im Gegenwart der Herren mit Namen Hansen Kuhnen vorordenten Stadtrichters, Christoffen Reichenbachs Schoppens und Franzen Riegels hat Rudolf Wilhelm in der Frohnfesten alhier zu Dresden in der Gute bekant und ausgesagt, nemlichen das er gestrigs Tages aufm Abend umb 6 hora in der Georgen Dehnin Behausungen ufm Gange, als er uf Romanus Dehnens Wirtschaft gewesen, den Bastian Frölich mit eim Dolchen erstochen aus volgenden Ursachen.

Zum ersten, das gedachter Bastian Frölich ihne uf freier Gassen vor menniglichen in Beisein des jungern Kretzschmars, Glasers uf der Willischen Gassen, Gentschens des Malers und des jungen Mentzers mit dem Maule angefarzt, mit Fußen uf ihnen gezeiget und gesagt: das ist der schone Junker, und dergleichen.

Zum andern, als er der Rudolf ihnen auf der Wirtschaft angeret und gesagt: Bastian Frölich, du hast viel Meuse, du möchtests wol underwegen lassen und mich nit so teglich mit deim unnutzen Maule austragen. Darauf ihnen der Frölich vor ein Schelmen und Diep gescholten, er wölle solchs auf ihn erweisen etc., und Hans Ruger sey mit ufm Gange gewesen, gehöret, wie der Entleibte den Theter mit Worten ubel geschmecht habe.

Dieser Rudolf Wilhelm ist den 7. Februarii dis Jahres ufm Markte mit dem Schwert enthauptet.

(Dresdner Criminalbuch 1559 flg. Bl. 13.)     



Inhalt: Das kirchliche Leben Dresdens im Jahrhundert der Orthodoxie. Vortrag von Pfarrer Lic. theol. Paul Flade. – Aus Julius Schnorrs Tagebüchern. XVI. – Aus alten Dresdner Gerichtsbüchern. I. II.


Herausgeber Dr. Otto Richter, Rathsarchivar in Dresden. – Druck und Verlag von Wilhelm Baensch in Dresden.

Empfohlene Zitierweise:
Dr. Otto Richter (Hrsg.): Dresdner Geschichtsblätter Band 3 (1901 bis 1904). Wilhelm Baensch Dresden, Dresden 1901 bis 1904, Seite 60. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Dresdner_Geschichtsbl%C3%A4tter_Dritter_Band.pdf/63&oldid=- (Version vom 29.8.2024)