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zu diesem Zweck selbst hat anfertigen lassen, wird von mir heute der Post übergeben ... Abends mit Reißigers Frau und Tochter und Andreas und dem Kirchenrath Langbein bei Gruners. Ich gerathe mit Langbein aneinander, weil er den Preußenhaß predigt und die Handlungsweise Friedrich Augusts zur Zeit der Befreiungskriege gutheißt. Er muß meine Meinung hören, doch halte ich mich glimpflich, und es erfolgt keine Störung für die Gesellschaft. Zuletzt wird noch ein Choral gesungen, und erst nach 11 Uhr gehen wir nach Hause.

24) Mittwoch ... Museum. Schusters Schlacht hängt in vortrefflichem Licht. Das Bild müßte für den guten Platz besser sein. Obermann bringt mir den Abdruck seiner letzten Platte: Rehabeam und Jerobeam. Das Blatt ist schön gearbeitet ...

25) Donnerstag ... Gegen Abend überrascht uns Herr von Lüttichau mit einem Besuch, nur um uns zu benachrichtigen, daß seine Unterhandlungen mit Ludwig dem Abschluß nahe sind ...

26) Freitag ... Ade sendet mir den Probedruck des Blattes „Elias auf dem Horeb“. Es ist zufriedenstellend gearbeitet, doch freilich kein Gaber ...

30) Dienstag ... Major Serre im Museum, zur Plage der Leute, da er Beistand für seine Schiller-Lotterie begehrt. Ich sage ihm meine Meinung ordentlich und, ich hoffe, er bleibt mir mit seinen Quälereien vom Halse. – Mit Hähnel habe ich eine sehr lange Unterredung wegen der Ausschmückung des Museums. Er meint, wir sollten bei diesem Unternehmen Zumpes gedenken und ihn zu der Arbeit vorschlagen. Mir kommt diese Erklärung sehr zu statten, denn jedenfalls kann ich darauf rechnen, daß Hähnel meiner Befürwortung von Zumpes Gesuch[1] sich kräftig anschließt ...

December.

1) Mittwoch ... sodann Versammlung des Weber-Comitee. Die Einnahme an Entreegeldern bei der Ausstellung von de Keysers Bildern hat uns doch über 150 Thaler eingebracht. Die Geldverhältnisse gestalten sich auch sonst günstig, und wir können nun auch an einen künstlerischen Schmuck des Piedestals denken.

2) Donnerstag ... 5 Uhr Sitzung des akademischen Raths ... Zumpes Angelegenheit ist die wichtigste, und wird deren Besprechung dadurch zu einer angenehmen, daß alle Gutachten zu seinen Gunsten lauten. von Quandt hat sich sehr eingehend ausgesprochen, andere nur mit kurzen Worten ihr Einverständniß mit Quandts und meinem Gutachten bemerkend ... In der Sache der Modellgelder will man Hübner die genauere Erörterung im akademischen Rath ersparen und sollen die betreffenden Atelierchefs die Angelegenheit unter sich ordnen und dann dem akademischen Rath zur definitiven Feststellung einer neuen Ordnung Vortrag erstatten.

3) Freitag ... Museum. Ich werde zum Herrn Minister beschieden. Derselbe erstattet mir vor der schriftlichen Ausfertigung in Gegenwart des Geheimen Hofrath Bär Vortrag über die Maßregeln, welche in Betreff der nächst zu verkaufenden 200 Gemälde getroffen werden sollen, nachdem das Ministerium des Innern und Se. Majestät der König im ganzen mit der Maßregel sich einverstanden erklärt haben. Der König befiehlt noch, daß etwa sich vorfindende Unanständigkeiten nicht verkauft werden sollen. Ferner soll man Porträts, welche etwa interessante Bildnisse sein könnten, zurückhalten ...

4) Samstag ... Nach den Besprechungen mit Hähnel über die Ausmalung des Museums ... werde ich von neuem angeregt, meine Gedanken über jene Ausschmückung zu ordnen und niederzuschreiben. Während des Vormittags beschäftige ich mich ausschließlich mit dieser Arbeit ...

7) Dienstag ... Rietschel ist von dem Comitee des Luther-Denkmals in Worms, welchem er Hübners Aufsatz mitgetheilt, angegangen worden anzufragen, ob der Comitee einen Separatabdruck desselben veranstalten lassen dürfe ... Rietschel wünscht, daß in dem Bewilligungsfalle von Hübner eine Anmerkung beigefügt werde, in welcher gesagt wird, daß Luther mit dem Chorrock bekleidet wird. Also die Frage ist entschieden ...

12) Sonntag. Stadtrath Cichorius sendet mir das Manuscript eines Aufsatzes über meine Bibel, in welchem nach Spendung vielen Lobes die vorkommenden Nacktheiten streng getadelt und als sittenverderbend bezeichnet werden[2] ...

13) Montag ... Im Museum wird mir gemeldet, daß Herr von Lüttichau mich zu einer Berathung in der Theater-Expedition hat einladen lassen. Ich finde dort Hettner und die Vorstände der Hofkapelle. Herr von Lüttichau theilt uns mit, daß er ein Schreiben von Liszt erhalten hat, in welchem dieser an einem Concert zum Besten des Weber-Denkmals sich betheiligen zu wollen zwar wiederholt erklärt, dennoch aber sich weigert in den Verhältnissen mitzuwirken, in welche die von der Intendanz ausgegangene Aufforderung ihn stellen will. Wir haben Mühe, diese neueste Erklärung in Zusammenhang zu bringen mit Liszts letztem Schreiben an Hettner. Was thun? Das muß überlegt werden ...

14) Dienstag ... Brief an Herrn Stadtrath Cichorius,

in welchem ich unter Rücksendung des mir mitgetheilten


  1. Um Gewährung der Mittel für einen verlängerten Aufenthalt in Rom.
  2. Der Verfasser des Aufsatzes war, wie Theodor Cichorius in seinem Begleitschreiben angibt, „ein sächsischer Lehrer“. „Ein Geistlicher“ in Leipzig hatte das Manuscript vertraulich, jedoch mit der Erlaubniß, es Schnorr vorzulegen, an Cichorius eingereicht.
Empfohlene Zitierweise:
Dr. Otto Richter (Hrsg.): Dresdner Geschichtsblätter Band 3 (1901 bis 1904). Wilhelm Baensch Dresden, Dresden 1901 bis 1904, Seite 58. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Dresdner_Geschichtsbl%C3%A4tter_Dritter_Band.pdf/61&oldid=- (Version vom 28.8.2024)