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9) Dienstag ... Schirmer prophezeit, daß der Hofbaumeister Krüger Auftrag erhalten wird, etwa auf Grund des Grunerschen Entwurfs noch einen neuen zu machen, welcher dann in Ausführung kommen wird. Eine solche Entscheidung würde auch meinen Wünschen ganz entsprechen. Hübners Projekt würde, nach einem mit Jädike vom Hofbaumeister Krüger entworfenen Kostenanschlag, 1500 Thaler in Anspruch nehmen! ... Mein ehemaliger Schüler Deimling bringt mir ein Briefchen von Ludwig, in welchem mir dieser in wenig Worten den großen Erfolg meldet, den er in der Aufführung des Propheten errungen hat. Gegen Abend kommt noch ein ausführlicherer Brief an die Mutter, in welchem näherer Bericht über seine Thätigkeit gegeben und angezeigt wird, daß man ihn in Berlin haben will ...

10) Mittwoch ... Heute ist nun auch der Tag, an welchem Seine Majestät der König sich wegen der Umrahmung der Holbeinschen Madonna entscheiden will. Sämmtliche Mitglieder der Kommission sind 3/4 12 Uhr in der Galerie versammelt. Um 12 Uhr kommt der Herr Minister von Zeschau und der Geh. Hofrath Bär, 1/4 auf 1 Uhr kommt Seine Majestät mit Ihrem Adjutanten dem Oberstleutnant v. Fritsch. Man begibt sich alsbald zur Stelle. Die Veränderungen der Umrahmungen nach den drei Entwürfen gehen rasch und ohne Unfall vor sich. Seine Majestät läßt zuletzt noch einmal die Hübnersche Dekoration aufstellen und entscheidet sich für diese. Es ist alles recht zugegangen. Jedes der betreffenden Mitglieder der Kommission nimmt Gelegenheit zu bemerken, was es zu erwähnen für angemessen hält ...

11) Donnerstag ... Atelier. Leonhard Gey aus Hannover wird aufgenommen ... Nach Tisch sucht mich Herr von Lüttichau auf und erklärt Ludwig gern haben zu wollen, um so mehr als derselbe bis April 1860 an Karlsruhe gebunden ist und der neue Contract mit Tichatscheck kein Hinderniß ist, denselben zu engagieren. Er meint, wenn Ludwig einmal in Berlin sei, so sei er für Dresden verloren ...

12) Freitag ... Um 5 Uhr Sitzung des akademischen Raths ... Mein Antrag wegen gleichmäßiger Vertheilung der Modellgelder an die Atelierschüler bringt Hübner in große, ja leidenschaftliche Aufregung. Er sieht den Antrag als einen Angriff gegen sich an und will von der amtlichen Behandlung der Sache nichts wissen. Nichtsdestoweniger wird in der nächsten Sitzung nachgewiesen werden, was in jedem Atelier bisher gebraucht worden ist, und fürs künftige eine Norm festgestellt werden, nach welcher sämmtlichen Atelierchefs ein gleicher Antheil an der für die Modelle bestimmten Gesammtsumme zugewiesen wird. So werden die einen in bessern Stand gesetzt werden, ihren Schülern das wichtige Lehrmittel zu gewähren, während andere ihre Uebergriffe werden unterlassen müssen ...

13) Samstag ... Quittung über Empfang des Bildes von Schuster[1] – ein schlechter Schmarren – geschrieben und dann selbst zu Heine (Vorstand der Ausstellungskommission) befördert ... Museum. Die Aenderungen im Rembrandt-Saal sind vollständig bewerkstelligt und äußerst vortheihaft. Die drei Bilder, welche über dem Opfer des Manoah zu hängen gekommen, verdienen keinen bessern Platz. Die zwei Bilder des Salomon de Bray, welche ich bei dieser Gelegenheit kennen gelernt habe, sind werthvoll und sollten gelegentlich besser anstatt schlechter placiert werden ...

14) Sonntag. Den heutigen Tag widme ich ziemlich ausschließlich dem Entwurf des Bildes „Josias vernimmt des Herrn Wort aus dem Gesetzbuch“. Das ist ein Gegenstand, mit dem am Sonntag sich zu beschäftigen wohl recht angemessen ist. Die Unterbrechung der Arbeit, welche nach Tisch eintritt, bringt keine Störung, vielmehr eine Mahnung und Ermunterung zu neuer Treue in der Arbeit und regerem Streben nach dem vorgesetzten Ziele. Gaber bringt mir das Büchelchen „Ein Streifzug in die Bilderwelt“ von Oldenberg, das die Aufsätze enthält, welche die Maihefte der „Fliegenden Blätter des Rauhen Hauses“ über „Bilder und Illustrationen“ bereits veröffentlichten. Der Verfasser hat das Exemplar für mich bestimmt und seinen Namen darauf geschrieben. Sodann bringt mir Gaber auch einen Abdruck des Blattes „Elias wird von Raben gespeist“, das vortrefflich geschnitten ist ...

17) Mittwoch ... Nach dieser Sitzung sehe ich Rietschels nun ganz vollendetes Modell zur Weber-Statue. Demnächst werden wir es ausstellen. Die Arbeit ist vortrefflich ...

19) Freitag ... Durch Wießner erfahre ich auch, daß ein hübscher Artikel über kirchliche Kunst, der im gestrigen Dresdener Journal stand, von Albert von Zahn ist ...

20) Samstag ... 12 Uhr Galerie-Kommission ... Ich nehme Gelegenheit meine Ansicht über das Schlachtbild von Schuster auszusprechen. Meine Kollegen können nicht viel dagegen sagen ...

21) Sonntag ... Ich begebe mich auf die Terrasse, um die ausgestellten Bilder von de Keyser zu sehen. Sie stellen vor: „Webers letzte Augenblicke“ und „Milton dictiert seinen Töchtern die Dichtung das verlorne Paradies“. Es sind doch auch nur Salonbilder, im übrigen hat man dem Künstler für seine Gefälligkeit Dank zu sagen, mit welcher er dieselben zum Besten des Weber-Denkmals zur Ausstellung hierher geschickt hat ...

23) Dienstag. Die Photographie nach Rietschels

Pietà für das christliche Kunstblatt, welche der Meister


  1. „In der Schlacht von Borodino“, 1858 aus der Ausstellungs-Einnahme für die Königliche Gemäldegalerie angekauft.
Empfohlene Zitierweise:
Dr. Otto Richter (Hrsg.): Dresdner Geschichtsblätter Band 3 (1901 bis 1904). Wilhelm Baensch Dresden, Dresden 1901 bis 1904, Seite 57. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Dresdner_Geschichtsbl%C3%A4tter_Dritter_Band.pdf/60&oldid=- (Version vom 28.8.2024)