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Bild einmal unserer Sammlung von Pastellen angehörte. Die Kommission hält das Bild eben für eine sehr tüchtige Copie. Sodann begeben wir uns in den Kuppelsaal, woselbst mittelst eines Schirmes der Versuch gemacht worden, ob die Abhaltung des Lichts von oben den Alt-Niederländer Teppich, darstellend die Kreuzigung, der mit seiner runzligen Oberfläche bei dem Oberlicht in seinen Einzelheiten, namentlich einigen Köpfen, ganz entstellt erscheint, wieder in seiner Vortrefflichkeit erkennen läßt. Leider ist der heutige, sehr trübe Tag zu einer solchen Probe sehr ungeeignet; doch sieht man deutlich, daß der Versuch zu einem günstigen Resultat führen kann, und will Professor Bendemann, dem eine Vorrichtung in den Sinn kommt, die dem Zweck entsprechen dürfte, zunächst in einer Zeichnung einen Mechanismus angeben, welcher die Ausführung eines beweglichen Schirmes zuläßt ...

25) Montag ... Nach den Spottartikeln im Anzeiger über Hübners Projekt einer Umrahmung des Holbein erscheint heute sogar im Dresdner Journal ein solcher. Hübner hätte seine Dekoration nicht aufstellen sollen, ohne zu fragen. Sie steht nun seit dem Frühjahr, und der König hat nicht Zeit gehabt, die Frage zu erledigen. Wer sind nun aber diejenigen, welche Hübner so konsequent anfeinden? Nach einigen Winken, die mir geworden sind, wären es Kammerrath Kaskel und Schäfer[1], der ehemals am Alterthumsverein thätig war.

26) Dienstag ... 5 Uhr Versammlung des Weber-Comitee. Bericht über das Resultat der Deputationen an Herrn von Lüttichau und an die Schröder Devrient, bei welcher Herr Brauer[2] gewesen ist. Ueber den Erfolg unseres Gesuchs an von Lüttichau ist das wesentliche bemerkt worden; die Devrient weigert sich, mit Liszt gemeinschaftlich zu wirken. Es wird nun beschlossen, Liszt zu bestimmen, selbständig ein Concert im Hotel de Saxe oder in Thiemes Hotel zu geben. Hettner wird den Brief schreiben ...

November.

1) Montag ... Dann begebe ich mich zu dem Herrn Minister von Zeschau ... Der Herr Minister theilt mir dann noch seine Meinung mit in Ansehung der von Hübner projektierten Ausmalung der Treppenhalle und des Corridors unseres Museums. Der Minister meint, vom Standpunkte des Ministeriums des Innern würde er es nicht geeignet finden, die für Kunstzwecke bewilligten Gelder für das Museum zu verwenden, das ohnehin aus den vom Lande bewilligten Geldern errichtet und ausgeschmückt worden. Als Minister des Königlichen Hauses, unter den das Museum gestellt ist, müsse er wünschen, daß demselben die Einfachheit seiner dekorativen Theile erhalten bleibe und die Wandflächen des Corridors zur Unterbringung von Bildern aus dem Vorrath reserviert bleiben. Dieses würde kein Hinderniß sein, die Deckenfelder des Corridors, welcher allerdings in seinem jetzigen Zustand nicht verbleiben könne, mit Malereien zu schmücken. Ich theile hierauf meine Ansichten dem Herrn Minister mit, welche, was Einfachheit des künstlerischen Schmuckes der noch unausgemalten Räume betrifft, mit denen Seiner Excellenz übereinstimmen. Was die Benutzung der Wandflächen zur Aufstellung von Bildern betrifft, so muß ich allerdings darauf hinweisen, daß diese Räume solchen Zwecken deshalb nicht würden dienen können, weil sie der Sonne zu sehr ausgesetzt sind ...

2) Dienstag ... 4 Uhr Direktorialversammlung des Kunstvereins. Hähnel erstattet Bericht über die Verhandlungen des allgemeinen deutschen Kunstvereins. Es wird nicht viel dabei herauskommen. Die Herren bauen zu seicht. Es werden Vorschläge gemacht wegen des neuen Vereinsblattes. Man möchte Schwinds „Sieben Raben“ geben. Außerdem wird noch Trenkwalds Tezel, der in Vorschlag gekommen, lebhaft unterstützt. Waldmüllers Großmutter, Gonnes Luther und Bendemanns Nausikaa erhalten weniger Stimmen ...

3) Mittwoch ... Hettner und ich gingen nach Herrn von Lüttichaus Wohnung, um ihm den von Liszt eingegangenen Brief, in welchem er sich bereit erklärt, in dem von der Hofkapelle für das Weber-Denkmal zu veranstaltenden Concert zu spielen, mitzutheilen ...

5) Freitag ... Besuch in Rietschels Atelier. Ich finde ihn und seine dritte Skizze zur Luther-Statue. Er hat in dieser die Bewegung beibehalten, welche er in der zweiten Skizze (Luther mit der Kutte) der Figur gegeben hat, aber die Kutte in den Chorrock umgewandelt. Jetzt ist Rietschel auf dem rechten Fleck, wovon er auch selbst überzeugt ist. Die Weber-Statue wird demnächst im Modell ganz beendigt sein; eine kleine Veränderung am Kopf hat noch etwas aufgehalten ... Die dritte Nummer des Christlichen Kunstblattes mit dem Aufsatz von Hübner[3] wird mir von der Verlagshandlung zugeschickt ...

8) Montag ... Professor Hübner ist in seinen Behauptungen doch nicht immer zuverlässig. Das Bild Nr. 522 „Rebecca und Elieser am Brunnen“ ist zwar schlecht, aber ohne Zweifel echt. Die Vorliebe für das häßliche Weib mit der Baßgeige Nr. 524 ist mir auch nicht ganz einleuchtend[4].


  1. Dr. phil. Karl Wilhelm Schäfer (1807–1869): s. Allgem. deutsche Biographie, Bd. 30, S. 527.
  2. F. Ad. Brauer, Kunst- und Musikalienhändler.
  3. „Das Lutherdenkmal in Worms“, unterzeichnet –r: Christliches Kunstblatt 1. Nov. 1858 Nr. 3, Seite 17–21.
  4. Die hier erwähnten zwei Gemälde Bernardo Strozzis sind jetzt mit 656 und 657 bezeichnet. Zu dem ersteren bemerkt Wörmanns Katalog: „Bei Hübner wird seine Echtheit ohne Grund bezweifelt. Es befand sich in schlechtem Zustand, ist aber neuerdings hergestellt“.
Empfohlene Zitierweise:
Dr. Otto Richter (Hrsg.): Dresdner Geschichtsblätter Band 3 (1901 bis 1904). Wilhelm Baensch Dresden, Dresden 1901 bis 1904, Seite 56. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Dresdner_Geschichtsbl%C3%A4tter_Dritter_Band.pdf/59&oldid=- (Version vom 28.8.2024)