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Etablissement schön finden will. Die Spuren der Zerstörung durch das Wasser sind noch nicht entfernt. Die Brücke ist gänzlich zerstört, und man hat eine Interimsbrücke von Holz errichten müssen. Nach kurzem Aufenthalt gehen wir durch den Hof und steigen in der Schlucht auf die Höhen. Da oben ist es erquicklich ...

19) Sonntag ... Gegen Mittag suche ich Steinla auf; es geht ihm aber so schlecht, daß die Wärterin beauftragt ist, niemand zuzulassen ...

21) Dienstag. Um 8 Uhr versammeln wir uns in dem Ausstellungslokal, um die Prämiierung der Schülerarbeiten festzustellen. Es ist nicht viel da. Langes Bild ist unbestritten das ausgezeichnetste unter den vorhandenen Gemälden und wird mit der kleinen goldnen Medaille bedacht. Eine goldne Medaille wird sonst niemand zugesprochen ... Zu Hause finde ich einen Brief von Ade, welcher mir einen Abdruck der „Himmelfahrt Jesu“ schickt. Das Blatt ist gut gearbeitet ...

22) Mittwoch ... Auf dem Wege nach dem Museum begegnet mir Professor Heine, von dem ich erfahre, daß Steinla gestern Abend 1/4 nach 6 Uhr gestorben ist ... Im Museum finde ich den Fürsten Lubomirski, welcher mir mittheilt, daß er die Haupttheile der Bruchstücke eines dreitheiligen Altarbildes von Georg Pens, die wir in unserer Galerie haben, besitzt. Er verspricht Photographien von seinem Bilde fertigen zu lassen und diese mir zu senden, damit wir sehen können, wie das Ganze beschaffen war ...

24) Freitag ... Der Maler Zimmermann[1] hatte mich ersucht, seine Saxonia nach meinem Entwurf, die in Porzellan-Mosaik ausgeführt ist, anzusehen; so führt mich mein erster Gang nach der Elbe in dessen Behausung. Das Ansehen macht freilich die schwache Arbeit nicht besser.

25) Samstag ... Museum. Galerie-Kommission, bei welcher sämmtliche Mitglieder zugegen sind. Es haben sich noch ein paar Gemälde gefunden, welche aus der Klasse der zu verkaufenden Bilder für die Galerie in Betracht kommen dürften, z. B. eines von Pesne, darstellend einen Mann, der eine Maske hält[2]. Ich stelle den Antrag, daß die Entschließung über einzelne dieser Gemälde ausgesetzt bleibe, bis man übersehe, wie viele noch für die Galerie etwa zurückzubehalten wären, dann dem Ministerium Vortrag zu erstatten und in Betreff der zwei Richtungen, die einzuschlagen wären, dessen Ansicht zu vernehmen. Hübner vertritt die Richtung, welche den Verkauf auch auf solche Bilder ausgedehnt wissen will, welche, wenn auch nicht wichtige, aber doch interessante Bestandtheile der Galerie bilden würden; während ich der Meinung bin, entschieden echte Bilder ausgezeichneter Meister nicht wegzugeben, wenn dieselben auch sonst noch und noch besser in der Galerie vertreten sind. Die Kommission gibt keine feste Erklärung, nur darin einigt man sich, in den Fällen, wo der Vorrath bessere Exemplare bietet, als die Galerie enthält, einen Tausch eintreten zu lassen. – Zscheckel bringt mir den Probedruck des Blattes: „Jesus erscheint den versammelten Jüngern (Thomas)“. Das Blatt ist sehr gut gearbeitet ...

29) Mittwoch ... Es langen Briefe von Zumpe aus Rom und von Lange aus Bützow an. Der Erstere ist in den Bedrängnissen, welchen die meisten jungen Künstler von kurzem Aufenthalt und regem Streben in Rom zu erfahren haben: er fühlt eine Verzagtheit den mächtigen Werken der Alten gegenüber und sehnt sich nach einer Verlängerung seines Dortseins ...

30) Donnerstag ... Im Dresdener Journal ist eine Beschreibung der Jubiläums-Feste Münchens von Clauß zu lesen. Der Festzug, welcher Münchens Geschichte seit seiner Entstehung darstellte, muß außerordentlich schön gewesen sein. So etwas können nur die Münchner Künstler ordnen und kann man nur in München sehen ...

Oktober.

2) Samstag ... Die Königliche Akademie der bildenden Künste in Kopenhagen hat mich zu ihrem Ehrenmitglied erwählt und sendet mir das Diplom ...

4) Montag ... Sodann schreibe ich an Herrn Trossing, Kupferstecher in Königsberg, welcher in der Meinung, ich sei der Direktor der Akademie, sich bei mir um Steinlas Stelle beworben hat ... Professor Bürkner, welcher soeben aus München zurückgekehrt ist, woselbst er die Ausstellung und Künstler- und Jubiläums-Feste gesehen hat, besucht mich, um mir Grüße vom König Ludwig auszurichten, die derselbe aus Veranlassung des Kellerfests ihm mündlich an mich aufgetragen hat.

5) Dienstag ... Museum. Ueber Hübners Projekt zur Umrahmung des Holbein ist im Anzeiger wieder ein Spott zu lesen. Es ist nun das dritte oder vierte Mal, daß dieser Weg eingeschlagen wird, um Hübner lächerlich zu machen ...

6) Mittwoch ... Museum. Von den zum Verkauf bestimmten Gemälden sind bereits 88 der kleineren restauriert worden, und es haben sich doch noch ein paar außer den angeführten gefunden, welche für die Galerie zurückgehalten werden sollen ...

7) Donnerstag ... Frau Dr. Frankl[3] hat uns zur heutigen Vorstellung in das Theater geladen. Es wird „Graf Heinrich von Schwerin“ von Gust. von Meyern aufgeführt, ein neues Stück, welches in einer alten Geschichte auch noch die heutige Stellung der

deutschen Herzogthümer zum Staate Dänemark bezeichnet.


  1. Ferd. A. Zimmermann.
  2. In Wörmanns Katalog Nr. 779.
  3. Aus Marienbad, Mutter des öfter erwähnten jungen Malers Joseph Frankl.
Empfohlene Zitierweise:
Dr. Otto Richter (Hrsg.): Dresdner Geschichtsblätter Band 3 (1901 bis 1904). Wilhelm Baensch Dresden, Dresden 1901 bis 1904, Seite 54. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Dresdner_Geschichtsbl%C3%A4tter_Dritter_Band.pdf/57&oldid=- (Version vom 28.8.2024)