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Schmieder über das in Wittenberg zu errichtende Melanchthon-Denkmal ...

15) Sonntag ... Dann mache ich Sr. Excellenz Herrn von Zeschau[1] meine Aufwartung ... Es kommt die Rede auf die Ausmalung der Treppenhalle und des Corridors des Museums. Herr von Zeschau weiß bereits, daß Hübner schon alle Entwürfe zu dem Werke in Bereitschaft hat. Ich theile Herrn von Zeschau mit, in welcher naiven Weise ich angegangen worden bin, seine Absichten zu unterstützen ...

17) Dienstag ... Correggios Nacht ist an ihrem Platz und macht in der wiedergewonnenen Klarheit und Ruhe eine unvergleichliche Wirkung ...

18) Mittwoch ... Aarland schickt mir einen Probedruck von der Kreuztragung, die er recht fleißig und tüchtig geschnitten hat. – Schönherr besucht mich und holt sich die Zeichnungen zu den Aposteln, welche noch in der Chornische der katholischen Kirche ausgeführt werden ... Auf den Feldern begegne ich Peip, welcher mir sagt, daß meine in Betreff des Luther-Denkmals ausgesprochenen Ansichten auf ihn und Liebner Eindruck gemacht haben und daß auch Rietschel zweifelhaft an der Richtigkeit der seinigen geworden sei.

20) Freitag ... Im Restaurationszimmer finde ich Herrn von Quandt, welchen ich sehr lange nicht gesehen hatte. Mit ihm begebe ich mich in die oberen Säle, wo wir vor dem heiligen Rodrigo[2] und dem Heiligen des Valdes Leal längere Zeit verweilen. Er findet diese Erwerbungen überaus werthvoll. Vor der Herodias des Rubens spricht sich von Quandt ebenfalls mit großem Wohlgefallen aus und meint, das Bild sei durch mich zu Ehren und in die Galerie gekommen[3]. Er ist überhaupt sehr freundlich gegen mich.

22) Sonntag ... Nach Tisch besuche ich Schönherr, um ihm zu sagen, daß er den Pastor Fröhlich veranlassen soll, für unser Blatt über die Schenkung des Altarbildes an die Kapelle der Diakonissen und den Einweihungsact einen kurzen Bericht zu schreiben. – Meine Frau liest mir aus der Augsburger Allgemeinen Zeitung einige gute Artikel über die Münchner Ausstellung vor. Nach einer Besprechung der Carstens, Schick und Wächter folgt eine treffliche Würdigung des Cornelius.

24) Dienstag ... In der Augsburger Allgemeinen Zeitung lesen wir die Fortsetzung der Berichte über die Münchner Ausstellung (Briefe über die kulturgeschichtliche Bedeutung der Deutschen Kunstausstellung in München VI Nr. 233). Ich komme in diesem Abschnitt auch vor, werde aber sehr arg mitgenommen[4]. Dann lesen wir aus Alban Stolz’s neuem Buche „Sem, Ham und Japhet“, unter welchem Titel er seine Reise nach Jerusalem erzählt. Stolz ist etwas bissig und holt reichlich nach, was er etwa früher in seinem Kalender versäumte, nämlich in Austheilung von Hieben auf uns Protestanten.

25) Mittwoch. Die gestrige Lektüre hatte mich dennoch nervös aufgeregt und namentlich das in dem Ausstellungsbericht über mich ausgesprochene Urtheil meinen Schlaf sehr gestört. Es ist ein eigen Ding, so mir nichts dir nichts auf die Anklagebank vor aller Welt gesetzt zu werden und ein Gericht über sich ergehen lassen zu müssen, bei welchem es sehr zufällig ist, ob man seinen Vertheidiger findet. Der Richter ist ein Anonymus, spricht sein Urtheil aus, und in wenig Tagen lesen es Tausende gedruckt, die kein Mittel haben die Richtigkeit desselben zu erproben. Ich bin nun begierig, was über Kaulbach gesagt wird. Gerne will ich die gegen mich gewandte Schärfe und selbst die Ungerechtigkeit mir gefallen lassen von einem, der Cornelius hervorragende Größe so kräftig hervorgehoben hat, wenn er dessen Widerspiel mit der edeln Rücksichtslosigkeit, die er an Cornelius rühmt, muthig, offen und mit deutscher Gesinnung zeichnet ... Aus Alban Stolz wird am Nachmittag und am Abend vorgelesen. Es zeichnet sich wie bei dem Storchschnabel bei dem Nachfahren der Umrisse der angeschauten Gegenstände ganz unwillkürlich auf der entgegengesetzten Seite ein Bild im Kleinen aus den Anschauungen, nur ist es das Porträt des Zeichners. Dieses Porträt zeigt immerhin einen herrlichen Kopf, aber tüchtige Runzeln sind doch darin.

26) Donnerstag ... Obermann bringt mir einen Probedruck des Blattes „Davids Helden“. Es ist gut gearbeitet ... Fortsetzung der Lesung aus Alban Stolz’s Sem, Ham und Japhet. Der Mann verliert in meinen Augen mehr und mehr durch dieses Buch.

27) Freitag ... Im Anzeiger steht heute ein Artikel, der nochmals die Einrahmung der Holbeinschen

Madonna bespricht. Der Hübnersche Entwurf wird


  1. Minister des Königlichen Hauses, als solcher Chef der Verwaltung der Königlichen Sammlungen.
  2. Von Murillo.
  3. Nach Wörmanns Katalog zu Nr. 986 ist das Bild eine Werkstattswiederholung und befindet sich das Original, dessen Hintergrund ausgeführter, in Castle Howard.
  4. Der Verfasser war, wie ich einer brieflichen Mittheilung von ihm selbst entnehme und mit seiner Genehmigung aussprechen darf, der bekannte Kunstschriftsteller Friedrich Pecht. Thäters Angabe, weiter unten unter dem 6. September, erweist sich also als richtig. Bei aller Anerkennung, die Pecht Schnorrs bewunderungswürdiger Gestaltungskraft, „der Leichtigkeit und Kühnheit, mit der er seine Figuren bewegt, dem Reichthum seiner Erfindung, dem glänzenden Stilgefühl und dem Sinn für die Architektonik der Komposition“ widerfahren läßt, findet er in seinen Schöpfungen doch ein „Pathos, das oft etwas theatralisch, Gebärden, die oft etwas übertrieben“ sind, und „vermißt in ihnen das nationale Element“.
Empfohlene Zitierweise:
Dr. Otto Richter (Hrsg.): Dresdner Geschichtsblätter Band 3 (1901 bis 1904). Wilhelm Baensch Dresden, Dresden 1901 bis 1904, Seite 51. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Dresdner_Geschichtsbl%C3%A4tter_Dritter_Band.pdf/54&oldid=- (Version vom 27.8.2024)