Seite:Dresdner Geschichtsblätter Dritter Band.pdf/51

Dieser Text wurde anhand der angegebenen Quelle einmal korrekturgelesen. Die Schreibweise sollte dem Originaltext folgen. Es ist noch ein weiterer Korrekturdurchgang nötig.

gesendet werden sollen, besuche ich. Auf der Ausstellung finde ich auch jene älteren Bilder von mir, die Herr von Quandt besitzt: den „Besuch“, in Wien, vor der Reise nach Italien, und zwar vor der Ausführung des „Rochus“ gemalt[1], und die Madonna mit dem Kinde, in den ersten Jahren meines römischen Aufenthalts ausgeführt[2]. Andere Besucher der Ausstellung hindern mich, diese Bilder näher zu beschauen ...

13) Sonntag ... Mit der Arbeit will es auch heute nicht recht gehen. Ich bin bis gegen 8 Uhr dabei, ohne doch etwas Rechtes zu Stande zu bringen. Mein Gegenstand ist sehr schwer: „Jesus erscheint den versammelten Jüngern“ (Thomas).

14) Montag. Endlich treffe ich heute mit Conservator Eigner [aus Augsburg] in dem Museum zusammen ... Eigner erklärt sich sehr zufrieden mit unserer Galerie, namentlich auch als Restaurator. Im Kupferstichkabinet trete ich mein Amt als Vicedirektor an ... Am Nachmittag komme ich endlich mit meinem Entwurf zu Stande. Es ist der letzte zu den Evangelien, den ich zu machen hatte. Christi Himmelfahrt gehört schon in die Apostelgeschichte ...

15) Dienstag ... Von Herrn Kirchhoff, Wigands Buchhandlung, erhalte ich einen sehr angenehmen Brief. Er ... fragt mich ..., ob es mir recht ist, wenn ein Inserattausch auf dem Umschlag zu Bunsens und zu meinem Bibelwerk hinsichtlich der Bekanntmachung dieser Werke stattfindet. Ich antworte sogleich und erkläre in Betreff des letzten Punktes mich völlig einverstanden, daran erinnernd, daß Bunsen großen Antheil an dem Zustandekommen meines Werkes hat. Während ich schreibe, bringt mir Steinbrecher einen Probedruck seiner sehr gelungenen Platte [„Die Gefangennehmung Jesu“).

16) Mittwoch. Peschel hatte mich gebeten seine Zeichnung zu der Chornische in Callenberg zu sehen; deshalb verfüge ich mich heute zu ihm in das Atelier. Die Zeichnung gefällt mir sehr gut, doch vermag ich ihm einige Bemerkungen zu machen, welche ihm nützlich werden können. Sie beziehen sich auf die Silhouettierung der Darstellung ...

18) Freitag ... Gegen 10 Uhr traf unser lieber Ludwig wohlbehalten ein und wird ein paar Wochen bei uns verweilen ... In der letzten Zeit hat Ludwig in Carlsruhe viel anstrengende Arbeit gehabt; seine Stimme ist aber so schön wie je und die Beherrschung derselben hat sehr zugenommen. Zu verschiedenen Malen unter Tages und noch vor Schlafengehen erfreut er uns durch seinen Gesang.

19) Samstag ... 12 Uhr Galerie-Kommission. Außer dem von Dresden abwesenden Rietschel sind alle Mitglieder derselben zugegen. Unser ganzes heutiges Geschäft besteht darin, der sehr gelungenen, von allen anerkannten Restauration des Correggio (No. 133)[=151 „Die Madonna des heiligen Sebastian“] uns zu freuen. Daß darüber der große Meister selbst nicht vergessen und die vollste Bewunderung ihm gezollt wird, versteht sich von selbst ...

22) Dienstag ... Um 8 Uhr lenke ich meine Schritte zur Brücke, um die katholische Kirche in Neustadt zu besuchen. Wie verabredet, tritt an der Brücke Schönherr mir entgegen, und er läßt sich bestimmen mit mir zu gehen. Ich habe an dem Werk recht große Freude. Es macht einen ernsten und ganz echten Eindruck. Vertheilung der Massen, Größen, alles stimmt gut zusammen. Schönherr hat auch schon tüchtig an dem eigentlichen Altarbild, dem heiligen Franz Xaver, gearbeitet. Die Gestalten heben sich in der Untertuschung schon ganz deutlich aus dem Mauergrunde hervor und versprechen die richtige Wirkung zu machen ...

25) Freitag ... Zu Hause finde ich Lange und Hemken. Ludwig kommt später aus dem Theater, wo der Freischütz aufgeführt worden ist. Er singt uns dann noch Schumannsche Lieder; dann die Prachtarie aus dem Freischütz und einiges aus dem Lohengrin. Er singt schöner als je, und die jungen Freunde meinen, so etwas hätten sie noch nie gehört.

27) Sonntag ... Um 6 Uhr gehen wir ( ... Ludwig und ich) in das Theater, um Tannhäuser zu sehen ... Ich nahm Anstand, meine Gedanken heute schon unumwunden auszusprechen. Die Anlage des Stückes finde ich genial, zumal in Berücksichtigung der Kühnheit, mit welcher viele, die ältere Musik unnöthiger Weise einengenden Schranken niedergeworfen worden. Der Gehalt der rein musikalischen Gedanken erscheint mir aber nicht bedeutend. Bei einer genauen Beachtung des Textes mag vieles bedeutender heraustreten, als mir es ohne ein solches Eingehen auf die Worte erschien. Sollte durch ein solches Zugeständniß der gerügte Mangel aber völlig gedeckt werden?

30) Mittwoch. Das von mir gelegte Gewand wird fleißig nachgezeichnet, gemalt und modelliert. Um es selbst zu besitzen, ersuche ich Peppi[3], es zu zeichnen. Er unterzog sich der kleinen Arbeit und brachte mir am Abend eine recht schöne Zeichnung, die ich nun für mich copiere ...

Juli.

1) Donnerstag ... Atelier. Hemken malt Ludwigs Porträt. Es verspricht recht ähnlich zu werden ...


  1. Jetzt in der Königlichen Gemäldegalerie zu Dresden. Das Bild ist mit der Jahrzahl 1817 bezeichnet, nicht mit 1818, wie zur Berichtigung eines Druckfehlers im neuesten Galeriekataloge bemerkt sein möge.
  2. Jetzt im Museum Wallraf-Richartz zu Köln.
  3. Joseph Frankl, schon erwähnt unter dem 7. Juli 1857.
Empfohlene Zitierweise:
Dr. Otto Richter (Hrsg.): Dresdner Geschichtsblätter Band 3 (1901 bis 1904). Wilhelm Baensch Dresden, Dresden 1901 bis 1904, Seite 48. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Dresdner_Geschichtsbl%C3%A4tter_Dritter_Band.pdf/51&oldid=- (Version vom 26.8.2024)