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Freude werde ich meine Ansicht über seinen Plan schriftlich aussprechen ...

19) Montag ... Museum. Schillings Fries ist neu eingesetzt. Das Werk ist so schön, daß man beklagen muß, es nicht in edlem Material zu besitzen...

23) Freitag ... Nachm. Sitzung des akademischen Raths. Im Ausstellungssaal sind die Receptionsbilder der früheren Professoren der Akademie aufgestellt. Es sind großentheils sehr geringe Sachen. Dennoch will man für ihre Erhaltung sorgen ... Auch von der Besetzung der erledigten Professur ist wieder die Rede. Der Vorsitzende scheint die Wahl Gruners zu wünschen; der akademische Rath verharrt bei dem in der vorigen Sitzung gefaßten Beschlusse, daß ein Versuch gemacht werde, in die Lage zu kommen, durch Gewährung eines höheren Gehalts einen Künstler von auswärts herbeiziehen zu können, wobei man Thäter besonders ins Auge faßt ...

26) Montag. Seit langer Zeit ist es mir heute wieder einmal möglich, meinen Arbeitstag mit dem Zeichnen zu beginnen ... Ferner zu Herrn von Zeschau ... Meldung, daß die Dekorationen zur Holbeinschen Madonna fertig sind und S. M. der König zur Ausübung des Richteramtes eingeladen werden kann (Ich soll die Mappe mit sämmtlichen Akten dem Minister zuschicken; das Uebrige wird besorgt werden) ...

28) Mittwoch ... Museum. Hübners Umrahmung der Holbeinschen Madonna ist aufgestellt. Ich gestehe, daß ich von der guten Wirkung der Dekoration überrascht bin. Die befürchteten Mißverhältnisse der Madonna zu den lebensgroßen Porträts treten mir auch nicht störend entgegen; mit einem Wort, ich bin versöhnt und werde mich nicht wundern, wenn der König sich für dieses Projekt entscheidet ...

29) Donnerstag ... Ich erkläre ihm [Schirmer] meine Zufriedenheit mit der Hübnerschen Umrahmung der Holbeinschen Madonna und bitte ihn, diese meine Erklärung Hübner mitzutheilen. Alsbald entschließe ich mich aber, selbst zu Hübner zu gehen und meine Meinung auszusprechen, was sehr gut aufgenommen wird. Mir ist es angenehm, aus freien Stücken und vor jeder andern Besprechung Hübner diese Genugthuung gewährt zu haben. Mit vollster Unbefangenheit erwarte ich nun des Königs Entscheidung ... Vor dem Holbein findet mich Krüger, der in Folge meiner Einladung sich einstellt. Er theilt meine Ansicht im Ganzen, obwohl er im Einzelnen noch Bedenken hegt. Ich denke nun, der König wird sich auch für diese Umrahmung entscheiden ...

30) Freitag ... Nachmittag zeichne ich für Ludwig das Kostüm des Volker, das er für seinen Lohengrin sich gewünscht hat ...

Mai.

1) Samstag ... Nach dem Museum gehe ich nicht ... Dagegen begebe ich mich zu Binzer. Sein großer Carton, die Belehnung des Hohenzollern mit der Mark Brandenburg darstellend, ist ganz vortrefflich geworden, und gehört diese Arbeit zu dem Besten, was in unserer Zeit auf diesem Gebiete geschaffen worden ist. Auch der andere Carton, die Gefangennehmung des Raubritters, den Dietrich vorgearbeitet hat, wird vortrefflich werden. Es ist eine Freude, die gute Sache durch solch einen Jünger so mächtig verstärkt zu sehen ...

2) Sonntag ... Es ist nun hohe Zeit, daß die Zeichnungen zu dem unteren Theil der Chornische von mir angefertigt werden, da Schönherr die Cartons beginnen will. Ich bin heute fleißig darüber her und übertrage sämmtliche Umrisse (zwei Bilder mit je zwei Aposteln und das Mittelbild, der predigende Franciscus) von den Skizzen auf das neue Papier ...

3) Montag ... Gruner und Rietschel besichtigen die Hübnersche Umrahmung und sprechen sich auch zufrieden damit aus. Ersterer rügt nur sehr, daß die Hübnersche Umrahmung aufgestellt ist und nun aufgestellt bleibt, ehe der König sie und die andern Dekorationen gesehen und sein Urtheil gefällt hat. Nicht zu leugnen ist, daß Hübner voreilig war, [indem er] sein Werk, auf das man so lange hat warten müssen, ohne vorher anzufragen, ohne weiteres aufgestellt hat ... Um 7 Uhr Abends versammelt sich das Weber-Komitee. Unter mancherlei Anmeldungen von Geld-Eingängen vernehmen wir mit Dank und Freude, daß Frau Bürde-Ney 521 Thaler für das Monument beigesteuert hat, eine Gabe, die um so werthvoller erscheint, wenn man vernimmt, unter welchen Opfern von ihrer Seite dieselbe dargebracht worden ist ...

4) Dienstag. ... Im Museum treffe ich mit Geh. Rath Carus vor der Holbeinschen Madonna zusammen. Er freut sich auch sehr der Hübnerschen Umrahmung. Bei der Gelegenheit erfahre ich von ihm, daß der Gedanke, die Holbeinsche Madonna als Gegenstück der Rafaelschen in den ihr angewiesenen Raum zu bringen, von der Königin Maria herrührt!!! Findet ein Gedanke Beifall und Zustimmung, dann findet sich auch irgend jemand anderer, als der eigentliche Erdenker, der ihn sich zueignet. Wenn ich erwäge, was nach Hübner die Galerie-Kommission alles erdacht und was die Königin nun ersonnen haben soll, so bleibt mir bei der Uebersiedelung der Galerie nicht viel mehr übrig als der Transport und die Raschheit der Aufstellung als anerkennungswerthes Verdienst; wenn nicht mit größerem Rechte als jene die Portechaisenträger und die Galeriediener dieses sich zuschreiben. Die Wahrheit ist dieses. Semper errichtete den Kuppelsaal in der Meinung, daß er Rafaels Madonna und etwa die Correggios,

Empfohlene Zitierweise:
Dr. Otto Richter (Hrsg.): Dresdner Geschichtsblätter Band 3 (1901 bis 1904). Wilhelm Baensch Dresden, Dresden 1901 bis 1904, Seite 43. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Dresdner_Geschichtsbl%C3%A4tter_Dritter_Band.pdf/46&oldid=- (Version vom 23.8.2024)