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und den Bürgermeister Koch[1] zu Ehrenmitgliedern unserer Akademie zu ernennen. Hettner fügt dem Antrag hinzu, auch Geh. Rath Kohlschütter diese Ehre zu erweisen, Anträge, welche mit Acclamation zu Beschlüssen erhoben werden ... 12 Uhr Galerie-Kommission. Hübner, Peschel und Rietschel sind zugegen. Die Landschaft von Uden, die nun vollendet, beschäftiget zunächst. Sodann ersuche ich die Herrn Collegen, ihre Meinung abzugeben über die Haltung des Christuskopfs, der entwendet worden, dessen sich niemand mehr erinnert[2]. Unsere Ansichten über die Haltung, die dem neuen zu geben ist, sind völlig übereinstimmend ...

28) Sonntag. Brief an von Bethmann-Hollweg. Ich nehme die mir zugedachte Ehre, daß neben den Namen Schnaase, Grüneisen, welche die Leiter des Beiblattes für religiöse Kunst[3] bezeichnen sollen, auch mein Name genannt werde, an ...

29) Montag ... Auf dem Rückweg hole ich mir den aus Auftrag des Verfassers von Brockhaus mir gesandten ersten Halbband von Bunsens Bibelwerk. Ein großes und höchst wichtiges Unternehmen. Das unausbleibliche Für und Wider wird die Sache fördern ...

April.

4) Oster-Sonntag ... Von Prof. Schirmer in Carlsruhe erhalte ich einen Brief, in welchem er bei mir anfragt, ob es mir recht ist, wenn ein Theil meiner in Carlsruhe befindlichen Zeichnungen und Cartons zur Münchner Ausstellung geschickt werde. Ich beantworte ihn dahin, daß ich zwar das Bedenken habe, die Sachen seien zu unbedeutend, daß ich indessen die Entscheidung der Erwägung des Komitees anheimgebe...

5) Oster-Montag ... Ich schreibe heute noch an die Akademie zu Amsterdam, um mich für die Erwählung zum Ehrenmitglied zu bedanken, und gebe meine Stimme an den Kanzler der Friedensklasse des Ordens pour le mérite wegen Besetzung der durch Rauchs Tod erledigten Stelle ab. Natürlich gebe ich sie Rietschel, der ohne Zweifel auch die übrigen Stimmen erhalten wird ...

9) Freitag. Quandts Geburtstag ... Nach der Sitzung [des akademischen Raths] gehe ich hinüber zu Herrn von Quandt, um ihm Glück zu seinem Geburtstag zu wünschen. Er hat um Entlassung aus dem akademischen Rath nachgesucht, und in dem Verhältniß als Collegen tritt nun ein neuer Zeitabschnitt ein. Ich werde jetzt vielleicht besser als sonst meine Dankbarkeit und Anhänglichkeit ihm beweisen können; denn seine Philosophie reichte doch nicht aus, ihn die richtige Stellung erkennen zu lassen, welche er als Mitglied des akademischen Rathes den andern Mitgliedern gegenüber einzunehmen hatte ...

10) Samstag ... Um 12 Uhr haben wir Galerie-Kommission. Schirmer hat den Christuskopf in dem französischen Bild, der herausgeschnitten worden ist, trefflich ersetzt, so daß wir scherzweise ihm sagen, er habe den Kopf selbst herausgeschnitten und ihn nun wieder eingesetzt. Kein Mensch wird merken, was sich mit dem Bilde zugetragen hat ... Gaber bringt mir einen Probedruck des „Christus am Oelberg“. Das Blatt ist trefflich ausgefallen. Nachmittag komme ich endlich doch einmal wieder zu meiner Bibel und beginne den Entwurf zu einem neuen Blatte: Christus mit Dornen gekrönt und verspottet ...

12) Montag ... Das Porträt meiner Frau, von Andreä gemalt, ist nun in unserm Wohnzimmer aufgestellt. Es ist außerordentlich ähnlich und sehr schön gemalt. Es gefällt auch allen, die es sehen ...

16) Freitag ... Seit jenem Tage, an welchem die Herren Intendanten in Rietschels Atelier zur Besichtigung des Modells der Weber-Statue sich versammelt hatten, bin ich nicht wieder in demselben gewesen. Ich begebe mich heute Mittag in dasselbe und finde Rietschel an der Arbeit. Eine Bemerkung Eduard Devrients hat Rietschel vermocht, den Kopf etwas größer und milder in der Wendung zu machen. Die Aenderung ist sehr vortheilhaft. Ich erlaube mir einige Kleinigkeiten zu bemerken, unter anderem anzurathen, daß die steife Halsbinde mit einer leichten, frei geschlungenen vertauscht werde. Rietschel will meinem Rath nachkommen ...

18) Sonntag ... Inzwischen kommt auch Stadtrath Lampe aus Leipzig und theilt mir seinen Plan mit, dem Städtischen Museum unserer Vaterstadt eine Kupferstichsammlung zu schenken, welche nicht zunächst bestimmt ist, einen Ueberblick über die Erzeugnisse der Kupferstecherkunst zu geben, sondern, indem sie allerdings auch diesen Zweck erreicht, doch hauptsächlich den Zweck hat, in ihren Erzeugnissen einen Ueberblick über die Entwickelung der Malerei zu gewähren. Die Idee ist neu und sehr gut. Leipzig, das nicht erwarten darf, in seinem Museum große Werke aus der großen Zeit der Kunst aufstellen zu können, wird auf diese Weise doch einen Ueberblick von einem hohen Standpunkt aus möglich machen und ein mächtiges Bildungsmittel für den Kunstsinn aufstellen. Lampe wünscht ein Gutachten über diesen seinen Gedanken von mir zu erhalten, weil auch die Annahme seines sehr werthvollen Geschenkes mit Unkosten für die Stadt verbunden ist, da die

Einrahmung der Stiche derselben zur Last fällt. Mit großer


  1. Die Abgeordneten Karl August Rittner, Rittergutsbesitzer auf Merzdorf, und Hermann Theodor Koch, Bürgermeister aus Buchholz.
  2. Siehe oben unter dem 9. März.
  3. Das noch jetzt bestehende „Christliche Kunstblatt“ war ursprünglich als Beiblatt zum „Deutschen Kunstblatt“ geplant worden.
Empfohlene Zitierweise:
Dr. Otto Richter (Hrsg.): Dresdner Geschichtsblätter Band 3 (1901 bis 1904). Wilhelm Baensch Dresden, Dresden 1901 bis 1904, Seite 42. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Dresdner_Geschichtsbl%C3%A4tter_Dritter_Band.pdf/45&oldid=- (Version vom 23.8.2024)