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erklärte, dieselbe in vier Wochen fertigstellen zu können. Bereits unterm 27. Juli wurde die Genehmigung zur Anlage eines Wassergrabens und des dazu gehörigen Dammes ertheilt und zugleich bestimmt, das Wehr steinern aufzuführen, das dazu nöthige Material an Holz und Steinen rechtzeitig herbeizuschaffen, den Bau im nächsten Frühjahr schleunigst zu beginnen und dabei die Amtsunterthanen mit den Pferden und der Hand frohnen zu lassen, damit dadurch etwas erspart werde.

Der im nächsten Jahre ausgeführte Wehrbau setzte viele Menschen in Thätigkeit. Aus den Pirnaer Steinbrüchen wurden 1000 Stück große Quadersteine, jeder drei Ellen lang, eine Elle ins Geviert und 24 Zentner schwer, sowie 1000 Stück zweiellige Grundstücken per Schiff nach Dresden und von hier per Achse nach Plauen gebracht. Nicht nur zum Transport dieser Steinmassen, sondern auch zur Anfuhre der übrigen Baumaterialien (1000 Steine aus dem Plauenschen Grunde, 750 Fuder Thon aus Cotta, 800 Kasten Kalk, 2400 Kasten Sand) zog die kurfürstliche Baukommission die Dresdner Amtsunterthanen heran, welche, über die anhaltenden Frohndienste unwillig, sich beim Dresdner Amtsschösser über zu große Belastung beschwerten. Dieser, die Verhältnisse genau kennend, nahm sich der Klagenden an und wußte es dahin zu bringen, daß nicht nur die Herbeischaffung der 1396 Stämme Holz aus der Lausitzer und Dippoldiswaldaer Heide und aus dem Tharandter Walde den Unterthanen der Aemter Moritzburg, Radeberg, Stolpen, Dippoldiswalde und Tharandt zugewiesen, sondern auch für die Fahr- und Handdienste den Dresdner Amtsunterthanen eine kleine Vergütung gereicht und eine Ueberlastung derselben verboten wurde.

Für eine lange Zeit trat bei der Hofmühle eine Veränderung nicht ein, weder in ihren inneren noch äußeren Verhältnissen, wenn sich auch im Laufe der Jahre sowohl an den Mühlgebäuden als auch am Wehre mancherlei Baulichkeiten nöthig machten. – Unterm 18. September 1640 ward die Bestallung, welche für die bisherigen Hofmüller Geltung gehabt, erneuert und den Zeitverhältnissen mehr angepaßt. Sie enthielt u. a. folgende Bestimmungen: Der Müller soll den Knechten ohne sein Wissen und Willen, sonderlich bei Nacht, da die Mühlstatt verschlossen sein soll, aus der Mühle zu gehen nicht nachsehen noch verstatten, er auch selbst ohne Erlaubniß des Mühlenvogtes des Nachts nicht aus der Mühle bleiben. – Damit er sich des Mahlwerks desto fleißiger annehmen möchte, soll ihm von allem in der Hofmühle gemahlenen Getreide die vierte Metze gehören; Kleie und Staubmehl dagegen muß er an den Hof zur Verfütterung abliefern. – Wegen seiner Mühe, Unkosten und wegen Erhaltung des Gesindes durch Kost und Lohn sollen dem Müller vom Hofe jährlich vier Mastschweine, „nicht die besten noch die geringsten“, ohne Bezahlung verabfolgt werden. Ein Hinweis auf strenge Befolgung der dem Hofmüller obliegenden Verbindlichkeiten schien gerade damals um so nöthiger, als die Wirren des 30jährigen Krieges, unter denen auch Plauen wiederholt empfindlich zu leiden hatte, Gesetzesüberschreitungen viel leichter ermöglichten, als geordnete Zeitverhältnisse. Inwieweit die Hofmühle als eins der bedeutendsten Grundstücke des Ortes von den Stürmen jenes furchtbaren Krieges besonders berührt wurde, läßt sich in Ermangelung darauf bezüglicher Nachrichten nicht angeben; nur von folgender Thatsache aus jener Zeit haben wir Kenntniß. Als nämlich die Schweden unter ihrem Heerführer Torstenson vom 27. Dezember 1642 an Freiberg belagerten, kam im Februar des nächsten Jahres der kaiserliche General Piccolomini mit einem Entsatzheere herbei und es gelang ihm auch, den Feind von der genannten Stadt, die sich fast zwei Monate aufs tapferste vertheidigt hatte, zu vertreiben. Nunmehr wandte sich Piccolomini nach Dresden zu, um in dessen Nähe sein Korps zu sammeln und, wenn möglich, die zurückweichenden Schweden dann zu verfolgen. Da jedoch die kaiserlichen Truppen trotz der ziemlich starken Artillerie sich nicht in der Verfassung zeigten, dies zu thun, wurden sie Ende Februar in den Nachbardörfern der Altstadt untergebracht und Plauen zum Hauptquartier ausersehen. In der dortigen Hofmühle schlug Piccolomini sein Quartier auf und verweilte daselbst bis zum Aufbruch des Armeekorps den 10. März 1643.

Weitere die Hofmühle betreffende Nachrichten von einiger Bedeutung bietet das 17. Jahrhundert nicht, und auch aus dem nächsten Säculum sind die Nachrichten weder reichlich noch sonderlich wichtig. Das Jahr 1765 brachte für die Hofmühle eine bauliche Veränderung. Es wurde damals das dem Mühlengebäude gegenüberstehende 36 Ellen lange und ein Geschoß hohe sog. Schirrhaus erbaut, in dem sich Niederlage, Wagenschuppen und Schweineställe befanden. Acht Jahre später beseitigte man das nicht mehr zweckmäßige und dauerhafte Hauptgebäude des Mühlengrundstücks und errichtete auf derselben Stelle ein neues. Der Bau, der den vollen Betrieb des Werkes oft bedeutend hinderte, dauerte vom 24. Mai bis 16. Oktober. Das aufgeführte Gebäude enthielt zwar auch nur 14 Gänge, hatte aber eine Frontlänge von 92 Ellen, war zwei Gestock hoch und wurde durch einen in der Mitte durchgehenden Brandgiebel in zwei Hälften getheilt.

Am Anfange des 19. Jahrhunderts tritt uns zunächst die Mittheilung von einer kleinen kriegerischen Episode entgegen. Das ganz von Truppen entblößte Dresden war am 11. Juni 1809 gegen Abend von Oesterreichern und schwarzen Husaren des Herzogs Friedrich Wilhelm von Braunschweig-Oels ohne Schwertstreich in Besitz genommen worden, obgleich bei Gorbitz noch ein Korps

Empfohlene Zitierweise:
Dr. Otto Richter (Hrsg.): Dresdner Geschichtsblätter Band 3 (1901 bis 1904). Wilhelm Baensch Dresden, Dresden 1901 bis 1904, Seite 30. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Dresdner_Geschichtsbl%C3%A4tter_Dritter_Band.pdf/33&oldid=- (Version vom 18.9.2024)