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zwischen Großenhainer und Meißner Straße durch den Eichgarten („auf des Ambts Dreßden jungen Heyde beym lichten Eichen“) angelegt. Von Radebeul gelangte dann der 25 Ellen lange, 2 Ellen 9 Zoll hohe und 7 Viertel am Stammende starke Preßbaum über Serkowitz nach der Hoflößniz. 16 Tage hatte der Transport gedauert! Feierlich wurde der Baum 1719 zu Ehren der Rückkehr des Kronprinzen Friedrich August und seiner Vermählung mit Maria Josepha in Gegenwart des gesammten Hoflößnitzer und Cossebauder Weinbergspersonals „mit Zernehmung der ganzen Presse eingezogen“ und noch in demselben Jahre eingeweiht. Zur Erinnerung an das große Ereigniß wurde eine Tafel mit entsprechender Aufschrift an dem Preßbaume befestigt. Lange hat der Baum übrigens nicht gehalten. Schon 1746 stellte sich heraus, daß das Innere vom Schwamme zerfressen war. Die Baumpresse wurde da her abgetragen und erst nach geraumer Zeit (vor 1775) durch eine neue ersetzt, die bis 1800 hielt. Mittlerweile behalf man sich mit einer kleinen Schraubenpresse, wie man sie auch später vielfach neben der großen Presse benutzte.

Unter dem Preßgebäude lag ein kleiner Keller, bis 1688 der einzige der Hoflößniz. In diesem Jahre wurde an der anderen Seite des Herrenhofes ein langes Gebäude errichtet und in dieses außer einer Winzerwohnung und einem Kuhstall auch die zum Herrenhause gehörige „Kellerstube“ und der Keller selbst hineingelegt. Nach einem ausführlichen Inventarium von 1689 (Loc.32450) war dieser Keller schön ausgestattet. In der Mitte lag eine große Kufe von Eimern, die mit vier eisernen Reifen beschlagen, einem auf Zierrat gefertigten hölzernen felgenreifen belegt und mit den kupfervergoldeten Buchstaben J. H. G. D. D. H. Z. S. J. C. U. B. C. (Johann Georg der Dritte, Herzog zu Sachsen, Jülich, Cleve und Berg, Churfürst) verziert war. Rechts und links davon erblickte man zwei kleinere, ebenfalls eisenbeschlagene und mit einem kunstvoll gefertigten hölzernen Felgereifen versehene Küfchen zu je 9½, Eimern und einigen Maß. Auf die mittelste Kufe konnte ein aus Holz geschnitzter Winzer aufgesetzt werden. Zwei andere Holzfiguren, Bacchus und Ceres darstellend, gehörten zu „zwey gar kleinen Küffgen“, die 1689 schon nicht mehr

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Dr. Otto Richter (Hrsg.): Dresdner Geschichtsblätter Band 3 (1901 bis 1904). Wilhelm Baensch Dresden, Dresden 1901 bis 1904, Seite 217. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Dresdner_Geschichtsbl%C3%A4tter_Dritter_Band.pdf/234&oldid=- (Version vom 26.8.2024)