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Stellung, weshalb wir heute noch völlig in den Vorberathungen stehen bleiben ...

27) Mittwoch ... Um 5 Uhr setzen Hettner, Bendemann und ich unser Werk, über ein Programm uns zu vereinigen, fort. Hettner hat einen trefflichen Aufsatz abgefaßt, den ich gern unterzeichne, obwohl er die möglichsten Zugeständnisse für Bendemann enthält. Es ist ja im Interesse der Sache, eine Vereinigung möglich zu machen. Bei alledem ist Bendemann noch nicht zufrieden und nach unendlich langen Erörterungen, bei denen sich übrigens Bendemann als ernster, denkender und achtungswürdiger Mann erweist, kommt es darauf hinaus, daß ich den Hettnerschen Aufsatz unterzeichne, Bendemann aber eine Separaterklärung abgibt ...

29) Freitag. Ich begebe mich in Andreäs Atelier, um das nun vollendete Porträt meiner Frau zu sehen. Es ist ganz das geworden, was es schon bei der ersten Anlage zu werden versprach, nämlich ein sprechend ähnliches und in jeder Beziehung trefflich durchgeführtes Bildniß. Andreä hat schon erklärt, daß er es uns schenkt, und wir werden daran einen rechten Schatz besitzen ...

30) Samstag. Galerie-Kommission. Sämmtliche Mitglieder sind zugegen. Es wird heute nochmals die Einrahmungsangelegenheit der Magdalena von Correggio berathen, und zwar haben wir heute das Bild selbst bei der Hand, um es in dem alten Silberrahmen zu sehen. Die früher erhobenen Bedenken werden durch den Anblick des Bildes in demselben nicht gehoben. Nur Hübner meint noch immer, der schmutzige dunkle Silberton thue dem Gemälde keinen Schaden, wiewohl er im übrigen anerkennt, daß die Umrahmung zu dürftig sei und jedenfalls nochmals mit Gold oder anderem umgeben werden müsse, um in der Galerie neben den andern Bildern angemessen zu erscheinen. Diese Erwägungen werden endlich durch den Umstand bei Seite geschoben, daß sich heute bei dem Einpassen des Bildes in den Silberrahmen zeigt, daß er in der Breite wie in der Höhe des Bildes so klein ist, daß fast ein Zoll desselben bedeckt wird. So läßt denn auch Hübner seinen Antrag fallen, und es wird schließlich festgestellt, daß ein neuer Rahmen in der Form der Galerie-Rahmen gemacht werden soll ... Die Evangelisten von Meister Unbekannt Nr. 88[1] sollen gründlich gesichert und die Tafel parquetiert werden ...

Februar.

1) Montag ... Wieder ein Brief von Klenze. Ich soll an die Hofbau-Intendanz berichten, daß ich gesonnen sei, die Nibelungen wieder aufzunehmen, und zwar in diesem Jahr Zeichnung und Carton zu einem der Hauptbilder zu beginnen ...

2) Dienstag ... Besuch bei Rietschel. Ich bringe ihm meinen Glückwunsch zu dem Auftrag, Luthers Denkmal in Worms auszuführen. Rietschel bekennt, daß ihm ein schönerer und erwünschterer Auftrag nicht hätte werden können. Er hat bereits seine Gedanken geordnet, und man darf nicht zweifeln, daß das Werk herrlich werde. Gott erhalte und stärke ihn! Auch Hähnel hat einen Auftrag, und zwar für Dresden. Er soll die Statue des höchstseligen Königs Friedrich August ausführen ...

3) Mittwoch ... Nachmittag 4 Uhr Direktorialversammlung des Kunstvereins. Ein Bild von Oer wird gekauft. Gegenstand aus Friedrich des Großen Jugend. Der Künstler scheint aus der Mühlbach geschöpft zu haben, also mehr Wasser (und nicht einmal reines) als Geist. Dieses Bild ist von einer nicht unbedeutenden Anzahl von Actionären zur Vervielfältigung als Vereinsblatt vorgeschlagen ...

4) Donnerstag ... Von Wigands Buchhalter erhalte ich einen Brief, in welchem sich überaus traurige Nachrichten befinden. Um Neujahr erkrankte Herr Wigand und sein Leiden nahm einen so schlimmen Verlauf, daß man ein nahes Ende fürchtete ...

5) Freitag ... Im Museum die Zusammenfügung des Holzbildes Nr. 88 begonnen. Ich habe mir durch die Anstellung des Müller[2] um die Galerie ein Verdienst erworben ...

6) Samstag ... Museum. In das Restaurationszimmer ist die große Landschaft von Uden Nr. 920 [jetzt 1135] gebracht worden. An einigen Stellen ist das Bild brüchig und blättert, namentlich wo die Leinwand zusammengenäht ist. Doch wird unser Balsam auch hier Hülfe bringen. Ich hatte das Bild noch nie ordentlich gesehen, weil es immer etwas hoch hing. Jetzt endlich wird der Werth desselben mir näher bekannt. Man streift gern in der Landschaft herum, überall stößt man auf Interessantes. Die Figuren mögen wohl von Teniers sein[3] ... Abends sind wir allein und beginnen ein Buch zu lesen von Mügge.[4] Der Anfang ist überaus spannend. Es wird der schauerliche Vorfall erzählt, welchen auch Schelling zum Gegenstand eines Gedichts[5] gewählt hat.

7) Sonntag ... Es zirkulieren jetzt die Eingaben der zur Vorarbeit für die Befürwortung des Postulats

von 5000 Thalern berufenen Kommission. Bendemanns


  1. S. weiter unten unter dem 18. Februar.
  2. Karl F. Müller, ursprünglich Tischler, dann Galeriediener, zuletzt Konservator bei der Gemäldegalerie, gest. 1899.
  3. So nehmen die nach 1858 erschienenen Galeriekataloge an.
  4. „Erich Randal.“
  5. Gemeint ist Schellings Gedicht „Die letzten Worte des Pfarrers zu Drottning auf Seeland“ (Schellings sämmtliche Werke Abth. 1 Bd. 10 1861 S. 431–437), zuerst gedruckt in Schlegels und Tiecks Musenalmanach für 1802.
Empfohlene Zitierweise:
Dr. Otto Richter (Hrsg.): Dresdner Geschichtsblätter Band 3 (1901 bis 1904). Wilhelm Baensch Dresden, Dresden 1901 bis 1904, Seite 15. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Dresdner_Geschichtsbl%C3%A4tter_Dritter_Band.pdf/18&oldid=- (Version vom 21.8.2024)