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des Mannes schildert, macht den Freunden große Freude[1] ...

28) Mittwoch ... Museum. Schirmer hat den kleinen Francia in der Arbeit. Er hat einen Mittelweg der Restauration eingeschlagen, der gewiß auch der richtige ist. Da, wo die Farbe mit dem Kreidegrund und dem Kitt sich am meisten gehoben hat, an dem rothen Gewande des vorderen knieenden Königs, hat Schirmer einen Einschnitt gemacht und von den sich gegeneinander stemmenden Farbenrändern etwas abgenommen, hierauf reichlich Balsam copaivae einlaufen lassen, wodurch alles erweicht und auch die lose Stelle unter dem Kopf mit neuem Bindestoff getränkt worden, um nun die Farbe niederlegen und an ihren Grund neu befestigen zu können. So ist das gelöste Köpfchen, das mit der losen Gewandpartie zusammenhängt, vom Messer unberührt geblieben und wird doch hoffentlich wieder fest werden. Andere lose Stellen konnten etwas kecker in gleicher Stelle behandelt werden, da sie an Stellen des Bildes sich befinden (über dem knieenden König in der Landschaft), welche nicht so delikat sind, wie die Partien an der Figur ...

29) Donnerstag ... Museum. Ich zeichne mir aus einem der Bilder, die in die Gewehrgalerie gehören, einen Lehrstuhl, Katheder, den ich gelegentlich werde brauchen können ...

30) Freitag ... Brief von Johannes Zumpe aus Rom ... Er ist ein Mann, der treulich nach dem Besten ringt, sich aber zu lange auf dem Gebiete der Vorarbeiten aufhält. Er wird ein Träger und Lehrer der Kunst, wie sie von den Besten erfaßt worden, sein und bleiben, selbst aber doch wenig zu Stande bringen ... Um 5 Uhr beginnt die Sitzung [des akademischen Rathes] ... Die neuen Thaler mit den Löwen, welche aus Anregung des akademischen Raths geprägt worden sind, werden geprüft und beschlossen, sich dahin zu erklären, daß man Ursache habe über oberflächliche Benutzung des gelieferten Modells zu klagen, wodurch immer wieder nur halb das Erstrebte erreicht worden, endlich sich auch darüber zu äußern, wie verletzend es sei, in einer Sache, die von dem akademischen Rath angeregt worden, bei der Ausarbeitung der Stempel gar nicht weiter zu Rathe gezogen worden zu sein ...

April.

2) Montag ... Gegen Mitternacht werden wir durch Feuerlärm geweckt. Da die fünf Schläge auf Neustadt deuten und wir von unserm Hause aus kein Feuer sehen, so bleibe ich zu Hause und lege mich, als die Schläge eine Stunde später aufhören, wieder zu Bette.

3) Dienstag. Wie ich am Morgen ... vernehme, ist ein Militärdepot in der Nähe der Pontonsschuppen abgebrannt ... Museum ... Mit ganz besonderer Freude sehe ich eine neue ausgezeichnete Leistung unseres Schirmer. Unser kleiner Francesco Francia ist mit bewundernswürdiger Geschicklichkeit wiederhergestellt ...

6) Charfreitag ... Langbein hält eine herrliche Predigt ... Am späteren Nachmittag gehe ich ... nach der Marienbrücke, um die über ihre Ufer ausgetretene Elbe zu sehen. Der Strom nimmt sich prächtig aus und giebt mit der schönen Umgebung nach der Stadt- und Landseite herrliche Bilder ...

9) Oster-Montag ... Unser Theetisch ist heute sehr belebt. Frau Arnemann[2] und Professor Lübke[3] stellen sich ein und wir unterhalten uns unter anderm durch eingehende Besprechungen der Korridorsprojekte unseres Freundes Hübner.

14) Samstag ... Gaber kommt und klagt, daß der alte Richter sich ganz von ihm gewendet habe ...

16) Montag ... Herrn Apell, Ernst Arnold’sche Kunsthandlung, der mich seit Jahren um die Darleihung (zum Behufe eines Stichs) des von mir gezeichneten Porträts des unglücklichen Erhard[4] gebeten hat, bringe ich heute dasselbe ...

18) Mittwoch ... Unsere Versteigerung geht sehr gut von statten. Obwohl 28 Bilder (von Kern, der jetzt sehr gesucht wird, und Rotari) auf Anordnung des Ministeriums zurückgezogen worden sind, so wird die Einnahme dieses Mal noch bedeutender werden als bei der vorjährigen Versteigerung. Man sieht doch, daß die frühere Zugehörigkeit der Bilder zur berühmten Galerie eine große Anziehungskraft ausübt ...

19) Donnerstag ... Gruner ladet mich ein, im Kupferstichkabinet die große Federzeichnung von mir, die sich noch unter den Quandtschen Sachen befunden hat, den „Sechskampf“, zu sehen. Drache hat die Zeichnung sehr geschickt auf Leinwand aufgezogen, und es ist kein Makel an derselben. Gruner und meine jungen Freunde freuen sich an dem Werk.


  1. Das Schreiben des inzwischen in weiten Kreisen bekannt gewordenen Professors M. E. Beck in Herrnhut ist in Schnorrs nachgelassener Korrespondenz erhalten.
  2. Mathilde Arnemann, geb. Stammann, † 21. August 1896 zu Hamburg im 88. Lebensjahr, bekannt durch ihre gemeinnützige Thätigkeit besonders im Dienste der Verwundeten- und Krankenpflege.
  3. Wilhelm Lübke (1826–1893), Kunsthistoriker.
  4. Joh. Christoph Erhard (1795–1822), Maler und Radierer. Von seinem unglücklichen Ende berichten Schnorrs „Briefe aus Italien“, S. 393 f.
Empfohlene Zitierweise:
Dr. Otto Richter (Hrsg.): Dresdner Geschichtsblätter Band 3 (1901 bis 1904). Wilhelm Baensch Dresden, Dresden 1901 bis 1904, Seite 168. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Dresdner_Geschichtsbl%C3%A4tter_Dritter_Band.pdf/175&oldid=- (Version vom 10.9.2024)