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ist übrigens so groß, daß ich nur bedauern muß, nicht mehr als zehn Nummern für die Apostelgeschichte verwenden zu können, da ich die noch übrigen fünf Nummern der Offenbarung Johannis vorbehalten muß ... Ich bespreche mit Gaber den Artikel im Morgenblatt, welcher den garstigen Angriff auf Wigand enthält. Gaber stellt eine Vermuthung in betreff des Verfassers auf, welche ich nicht aus dem Kopf bringe. Er denkt an Zahn. Es ist nicht zu leugnen, unser Albert hat schon manches Stückchen aus seinem Versteck ausgehen lassen, welchem dieses neueste nicht unähnlich sein würde ...

10) Samstag ... 12 Uhr Galerie-Kommission. Hübner und Peschel stellen sich ein. Die Kommission findet einige Vorrathsbilder von größerem Umfang von Inspektor Schirmer in Stand gesetzt. Eines derselben, Nr. 73, erscheint so bedeutend, daß man es nochmals mit Sorgfalt prüft und schließlich sich dahin entscheidet, es für die Galerie zu behalten. Das Bild stellt Hero und Leander vor und dürfte, wie Hübner richtig bemerkt, eine Kopie nach Rubens, vielleicht von der Hand des Jordaens, sein. Die Konzeption des Gegenstandes ist großartig und höchst poetisch. Das hochaufwogende Meer zeigt Leanders Leichnam, der von Nymphen aufgenommen und gegen das Ufer gelenkt wird. Hero stürzt sich vom Thurm herab[1].

11) Sonntag ... Gey bringt mir die erbetene Studie zu den Löwen, die vortrefflich gezeichnet ist ...

12) Montag ... Von Klenze erhalte ich einen Brief mit neuen Kontrakten. Der König Max hat sich nämlich anders besonnen und statt der Verbrennung der päpstlichen Bulle in Wittenberg Luther auf dem Reichstag zu Worms als Gegenstand des bestellten Bildes mir aufgegeben. Ich bedauere, daß es nicht bei dem ersten Gegenstand geblieben ist, in welchen ich mich schon lebhaft gedacht hatte; indessen muß ich mich zu neuen Konzeptionen wenden, da ich die ganze Sache nicht mehr aufgeben will und anerkennen muß, daß der jetzt gewählte Gegenstand von größerer weltgeschichtlicher Bedeutung ist als der früher bestimmte ...

13) Dienstag ... Da ich lange nicht bei dem Herrn Minister war, so begebe ich mich heute zu demselben ... Der Herr Minister theilt mir mit, daß er endlich gestern sich entschlossen, Hübner in seinem Atelier aufzusuchen, und gefunden, daß dieser den Kartons zu dem Korridor viel Zeit und Mühe gewidmet habe ...

16) Freitag ... Museum. Grüder[2] zeigt mir die Kopien nach den in Basel befindlichen Studienköpfen zu dem Holbeinschen Madonnenbilde. Sie sind über die Maßen schön und lassen die im Bilde ausgeführten Köpfe weit hinter sich zurück ...

18) Sonntag ... Adé schickt mir einen Probedruck seiner sorgfältig gearbeiteten Platte „Judas Maccabaeus reinigt den Tempel“. Ich schreibe und schicke ihm die Unterschrift. Jch mache ihn nur aufmerksam darauf, daß seine Schnitte zu mager sind ...

22) Donnerstag ... Im Museum wird nur gefragt, ob nichts vorliege; dann begebe ich mich in die Gewehrgalerie, wohin mich der Herr Minister bestellt hat, damit man über die Ausmalung derselben sich entscheide ... Die Probeabtheilung ist fertig, und da die Lankausche Ausführung in jeder Beziehung die Reitzenbornsche übertrifft, auch der Unterschied im Preise nicht so beträchtlich ist, daß man um deswillen die schlechte und weniger haltbare Malerei des letzteren wählen müsse, so wird dem Lankau die ganze Ausführung der Arbeit übertragen. – Um 3 Uhr begebe ich mich zu Se. Exc. dem Herrn Minister von Zeschau, der mich zum Mittagsessen eingeladen hat ... Gaber besucht mich gegen 6 Uhr. Es ist bei Hofe von dem Kreuzweg die Rede gewesen, den ich für Gaber zeichnen will, und einige Prinzessinnen interessieren sich für das Unternehmen, wollen auch, daß derselbe für die katholische Hofkirche in Oel ausgeführt werde. – Um 9 Uhr begebe ich mich zum Preußischen Gesandten, in dessen Hotel der Geburtstag des Prinz-Regenten von Preußen durch eine große Soiree gefeiert wird ... Um 11 Uhr komme ich nach Hause, von dem mit Erlebnissen überfüllten Tag nicht wenig ermüdet.

23) Freitag .... Museum. Im Kupferstichkabinet zeigen mir Gruner und Gaber die zwei in Farbendruck erschienenen Kreuzwegbilder von Overbeck, deren Größe mir als Maßstab dienen soll für die von mir gewünschten Darstellungen des Kreuzwegs Christi ...

25) Sonntag .... Um 11 Uhr gehe ich nach dem Museum, um im Restaurationszimmer das Köpfchen des alten Königs auf dem Franciaschen Bilde [„Die Anbetung der Könige“, jetzt Nr. 49] zu zeichnen, das bei der gefährlichen, aber unabweislich nothwendigen Restaurationsoperation leicht Schaden leiden kann ...

27) Dienstag ... Unser Kränzchen vereinigt sich heute bei Heymann ... Ich theile den Herrn einen schönen Brief mit, den mir ein Ofentöpfer in Herrnhut Namens Beck geschrieben hat. Er ist voll Begeisterung für christliche Kunst, wünscht Verwendung in seinem Fach (Ornamentik in gebrannter Erde) und Aufnahme in unsern Verein. Der Brief, der in edler und

gebildeter Sprache den innern und äußern Lebensgang


  1. Das Bild befindet sich jetzt in der Galerie unter Nr. 1002 und wird auch von Wörmann als das Werk eines „Schülers und Nachahmers des P. P. Rubens“ angesehen.
  2. Eberh. Jul. F. Grüder, Historienmaler in Dresden.
Empfohlene Zitierweise:
Dr. Otto Richter (Hrsg.): Dresdner Geschichtsblätter Band 3 (1901 bis 1904). Wilhelm Baensch Dresden, Dresden 1901 bis 1904, Seite 167. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Dresdner_Geschichtsbl%C3%A4tter_Dritter_Band.pdf/174&oldid=- (Version vom 10.9.2024)