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große Bauten in Dresden auf und besaß ausgedehnte Ländereien[1].

Im Palais am Zeughause gab Wackerbarth oftmals große feste; besonders erwähnt wird von den Chronisten dasjenige, welches am 2. September 1719 beim Einzuge der Erzherzogin Marie Josepha, der künftigen Gemahlin Augusts III, daselbst mit größtem Pomp gefeiert wurde. Am 14. Januar 1728 bezog der König Friedrich Wilhelm I. von Preußen das Palais mit seinem Sohn, der am 16.Januar in Dresden eintraf, um Festlichkeiten, welche am sächsischen Hofe stattfinden sollten, beizuwohnen. Den 17.Januar war der König zu einer Festlichkeit beim Feldmarschall Jacob Heinrich Grafen von Flemming eingeladen und kehrte um Mitternacht in das Palais am Zeughaus zurück. Kaum hatte er sich zur Ruhe begeben, so brach in demselben Feuer aus und griff mit solcher Schnelligkeit um sich, daß der König nur mit knapper Noth sein Leben retten konnte. begab sich wieder in das auf der Pirnaischen Straße gelegene Flemmingsche Palais zurück[2]. Der Schaden, den das Feuer angerichtet hatte, war ganz Die gesammte Equipage des Königs von Preußen war ein Raub der Flammen geworden, ebenso die schöne Bibliothek Wackersbarths, die unschätzbare Sammlung von Zeichnungen, Modellen, Reiseberichten etc. Auch acht Menschenleben gingen dabei verloren[3].

Christoph August Graf von Wackerbarth.

Sofort nach dem Brande ließ Wackerbarth den Neubau in Angriff nehmen und bereits Ende des Jahres 1729 war das Palais durch den Oberlandbaumeister Joh. Christian Knöffel (geb. 1686 zu Dresden, gest. 6. März 1752) vollendet. Die Einweihung erfolgte am 30. November 1729 in Gegenwart vieler Würdenträger und hoher Gäste. Von diesem Tage beginnt also die eigentliche Ge schichte des Palaise am Zeughause, wie wir es noch heute an diesem Platze uns sehen. Graf Wackerbarth bewohnte es bis zum Jahre 1734. Am 20. März dieses Jahres kam er (in einer von Maulthieren gezogenen Sänfte) krank aus Krakau in Dresden an und starb in seinem Palais am 14. August 1734. Daselbst wurde seine Leiche drei Tage lang ausgestellt, dann nach Zabeltitz übergeführt und dort in der protestantischen Kirche beigesetzt[4].

Das Palais erbte nun der Adoptivsohn Wackerbarths, Gabaleon Graf Wackerbarth-Salmour. Derselbe war in der Schlacht bei Malplaquet am Fuße verwundet worden und hinkte seitdem. Als Diplomat war er in München, Rom und Wien thätig. Harthausen schildert ihn als feingebildeten Mann mit scharfem Urtheil und als „sehr schlauen Diplomaten“. Im Jahre 1757 schickte ihn Friedrich der Große, welcher

ihm nicht traute, ein Jahr lang auf die Festung Küstrin.


  1. Er erbaute die Ritterakademie (später Kadettenhaus) in der Neustadt, die den 18. Februar 1726 mit großem Pomp eingeweiht wurde. Ferner 1726 das Pyramidenhaus, jetzt Blockhaus an der Augustusbrücke und die Infanteriekaserne zu Neustadt. Auch kaufte er Landbesitz bei Pirna, erbaute dort das Schloß Groß-Sedlitz, legte daselbst große Gärten mit Trüffel- und Spargelkulturen an und gab große feste in dem neuerbauten Schlosse. Auf die Herstellung der ganzen Anlage, die im Siebenjährigen Kriege fast vollkommen verwüstet wurde, soll Wackerbarth 120000 Thaler verwendet haben. Bei Kötzschenbroda befaß er ein Weinbergsgrundstück mit Kapelle, welche um das Jahr 1715 erbaut wurde. Unter dem Namen Wackerbarths Ruhe ist diese Besitzung noch jetzt bekannt.
  2. Dieses Palais stand da, wo sich jetzt das Landhaus befindet. Es hat seinen Besitzer oft gewechselt: 1728 kaufte es der König August II. dem Grafen von Flemming für 150 000 Thaler ab und schenkte es dem Grafen Wackerbarth. Wenige Wochen darauf erhielt es die Gräfin Anna Orselska vom König und Wackerbarth wurde mit dem Rittergut Zabeltitz entschädigt, welches 1768 in den Besitz des Prinzen Xaver, der 1806 daselbst starb, überging.
  3. Der Artillerieleutnant Eschbach nebst Frau, Tochterkind und Magd, sowie zwei Soldaten und zwei Feuerwehrleute kamen in den Flammen um.
  4. Wackerbarths Vertraute waren die Fürstin von Teschen, bis sie den Herzog von Würtemberg heirathete, und Graf Flemming, seine Gegner Graf Brühl und Graf Rutowsky. Vehse fällt ein sehr absprechendes Urtheil über Wackerbarth, indem er sagt „es ist unbegreiflich, wie ein übrigens so kleiner und phlegmatischer Mann mit so geringen Geistesgaben eine so große Rolle spielen konnte“.
Empfohlene Zitierweise:
Dr. Otto Richter (Hrsg.): Dresdner Geschichtsblätter Band 3 (1901 bis 1904). Wilhelm Baensch Dresden, Dresden 1901 bis 1904, Seite 150. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Dresdner_Geschichtsbl%C3%A4tter_Dritter_Band.pdf/157&oldid=- (Version vom 19.8.2024)