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„am See“ Nr. 560 (jetzt Nr. 16). Die Benutzung der Kirche des Jakobshospitals für die Baugefangenen dauerte bis zum Jahre 1824, wo diese in dem an der Hospitalstraße errichteten Gefängniß untergebracht wurden[1].

Da von dieser Zeit an die Hospitalkirche Sonntags nicht mehr gebraucht wurde, überließ man sie dem Fletcherschen Schullehrerseminar von 1/2 11 Uhr Vormittags an zu Abhaltung eines Gottesdienstes, um die Seminaristen bei versammelter Gemeinde im Orgelspiel, in der Leitung des Gesanges und Vorlesung einer Predigt zu unterrichten. Die Seminaristen hatten ihre Plätze auf dem Chor und die Hospitaliten sowie die Insassen der Zwangsarbeitsanstalt die ihrigen im Schiff. Der Gottesdienst selbst bestand in Gesang einiger Lieder, Vorlesen eines Bibelabschnittes, Hersagen der drei Artikel durch einen Schüler, Vorlesen einer Predigt durch einen Seminaroberlehrer oder Seminaristen und Sprechen eines Gebetes. Das Fletchersche Seminar befand sich damals in der Freiberger Straße[2].

Am 1. Mai 1839 fand die Ueberführung der Hospitaliten in das Landeshospital zu Hubertusburg statt[3], und damit hörte das Jakobshospital auf als selbständige Anstalt zu bestehen. Die Zwangsarbeitsanstalt blieb unter der Bezeichnung „Strafanstalt“ noch bis zum Jahre 1854 im Gebäude des Hospitals und wurde alsdann unter dem Namen einer städtischen Arbeitsanstalt in die Gebäude des ehemaligen Stadtkrankenhauses an der Stiftsstraße verlegt. Seit 1855 diente das Gebäude des Jakobshospitals nur noch der öffentlichen Speiseanstalt und 1859 wurde es abgebrochen.



Aus Julius Schnorrs Tagebüchern.

XX.

1859.


August.

4) Donnerstag ... Besuch bei Rietschel im Atelier. Jene lebensgroße Statue eines Kindes mit einer Weintraube, zu welcher mein Patchen Gertrud[4] Modell gestanden, sehe ich nun in Marmor wundervoll ausgeführt. Was mich aber eigentlich zu meinem Besuch veranlaßte, war das Bildniß Herrn von Quandts, das als Medaillon die Außenseite der Akademie zur Seite des Herrn von Lindenau schmücken soll. Es ist trefflich gerathen, wie das von einer Arbeit Rietschels, der gerade in diesem Fach unübertrefflich ist, nicht anders zu erwarten war. Atelier. Gey hat seinen Christuskopf (Tuch der Veronica) bis auf weniges und mit einem sehr schönen Erfolg beendiget ...

5) Freitag. Vor ein paar Tagen brachte ein Ministerial-Erlaß mir die Eröffnung, daß das Ministerium des k. Hauses beschlossen habe, den von Sr. Maj. dem König gewählten Hübnerschen Entwurf einer Umrahmung der Holbeinschen Madonna in Nußbaumholz von dem Hofkunsttischler Türpe ausführen zu lassen ... Den Thee trinkt Gey mit uns (Peppi natürlich auch zugegen). Es werden die von mir gesammelten Verzierungen angesehen. 6) Samstag ... 12 Uhr Galerie-Kommission. Anwesend: Hübner, Peschel und Rietschel ... Weitere Berathungsgegenstände sind veranlaßt durch Hübners Vorarbeiten zu einer neuen Auflage seines Katalogs. Die erste Auflage mußte bald nach der Uebersiedelung der Galerie in das neue Museum gedruckt werden, und es war daher nicht möglich, bei der Feststellung der Namen der Meister so kritisch zu Werke zu gehen, wie es bei einer solchen Arbeit wünschenswerth ist. Was damals nicht sein konnte, soll nun bei der nächsten Auflage nach Möglichkeit nachgeholt werden. Es waren nun heute in Folge einer Verabredung von der letzten Sitzung folgende Gemälde zur Prüfung in das Restaurationszimmer gebracht worden: 1) Nr. 1441 [=1656] Adr. v. de Velde [„Die trinkende Frau“]. Das Bildchen würde man eher dem Metzu oder Uchtervelt zuschreiben (was letzteren betrifft, so stimmt dasselbe freilich mit unserm Uchtervelt Nr. 1584 nicht). Die aufgefundene ganz echt scheinende Bezeichnung und die neben den andern Bildern v. de Veldes vorgenommene Vergleichung bestimmen die Kommission, es bei der Anführung im Katalog, und zwar unter Hinweglassung des Fragezeichens zu belassen. 2) Nr. 580 [=1023 A] [„Bildniß eines jungen Mannes“], nach Quandts Ansicht als Roelas bezeichnet. Die Kommission beschließt diese Bezeichnung zu entfernen und das Bild unter den Namen Rubens zu stellen. 3) Nr. 1223 [=1398] [„Zwei schmausende Bauern“], im Katalog als nach Ostade bezeichnet. Die Kommission prüft das Bild genau, sowohl im scharfen Licht des Restaurationszimmers mit der Lupe, als auch in der betreffenden Abtheilung neben den andern Bildern des Ostade und beschließt, das treffliche und gewiß echt bezeichnete Bild einfach mit dem Namen Adr. v. Ostade zu versehen[5]. Vor der Holbeinschen


  1. Lindau, Geschichte Dresdens. Bd. 2. S. 690; Akten, die Einrichtung der St. Jakobikirche etc. Loc. 5958. Bl. 6 fg. 20 fg., und Dresdner Geschichtsblätter Bd. 2. S. 117.
  2. Die von den Herren Executoren etc. Loc. 5958.
  3. Taggesell, Tagebuch S. 786.
  4. Rietschels zweite Tochter.
  5. Abweichend beurtheilt Wörmann das unter 2) angeführte Bild, das er jedoch nicht mit voller Sicherheit, sondern nur dem gegenwärtigen „Stande der Wissenschaft Rechnung tragend“ unter van Dyck einreiht.
Empfohlene Zitierweise:
Dr. Otto Richter (Hrsg.): Dresdner Geschichtsblätter Band 3 (1901 bis 1904). Wilhelm Baensch Dresden, Dresden 1901 bis 1904, Seite 137. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Dresdner_Geschichtsbl%C3%A4tter_Dritter_Band.pdf/144&oldid=- (Version vom 9.9.2024)