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keine Folge gegeben werden, und es wurde zunächst nur Anordnung wegen besserer Reinhaltung des Kanals und dessen theilweiser Ausmauerung getroffen[1]. Die Röhrmeisterwohnung wurde erst 1828 abgebrochen und das Lager für die Röhrhölzer, 1834 aber auch die Röhrmeisterwohnung in den Röhrhof an der Annenstraße verlegt[2].

Das Bartholomäi-Hospital nahm den Raum am Freiberger Platze ein, auf welchem gegenwärtig die Häuser Nr. 20 bis 26 stehen. Das Hospital hat diesen Platz seit dem Mittelalter innegehabt; es wird bereits 1337 erwähnt. Anfänglich war dieses Hospital zu Unterbringung von aussätzigen Frauen bestimmt. Es war nach dem Freiberger Platze zu durch eine Mauer abgeschlossen, und die dürftigen Gebäude, aus denen es bestand, lagen an verschiedenen Stellen im Garten zerstreut. Die Kirche befand sich ziemlich in der Mitte des Grundstücks. 1838 bis 1839 wurden die Gebäude abgebrochen und 1846 erfolgte die Erbauung der noch gegenwärtig stehenden Wohnhäuser[3].

Das Dorf Poppitz, der heutige Poppitzplatz mit seiner nächsten Umgebung, ist, wie mit Sicherheit an genommen werden kann, bei Anlegung der Stadt Dresden entstanden. Der Name ist slavisch, da die slavische Sprache damals noch die herrschende war[4], und die Dorflage selbst ist ebenfalls die bei den Slaven übliche, auch der in der Mitte des Dorfplates gewöhnlich vorkommende Tümpel fehlte nicht; er war noch in den ersten Jahrzehnten des 18. Jahrhunderts vorhanden[5]. Die Flur des Dorfes erstreckte sich auf der Annenstraße bis zum Jakobshospital und dem gegenüberliegenden „Weißen Rößchen“, der jetzigen Engelapotheke. Den Eingang zum Dorfe von der Stadt her bildete das noch vorhandene, hinter der Annenkirche beginnende Gäßchen und den Ausgang nach Plauen zu das an der entgegengesetzten Seite des Dorfplatzes beginnende Falkengäßchen, welches beim Falkenhof über den Mühlgraben führte. Dasselbe wurde in seinem vorderen Theile 1652 angelegt und hieß ursprünglich der neue Weg oder die Wagengasse[6] Außerdem war noch ein Ausgang vom Dorfplatze nach der Josephinengasse und in späterer Zeit ein solcher nach der Rosengasse vorhanden; anfangs bildete dieser letztere eine Sackgasse[7]. Am Eingange des Falkengäßchen befanden sich zu beiden Seiten, mit der Front nach dem Dorfplatze gerichtet, zwei Gasthäuser: links von der Stadt aus der „Goldne Stern“ und rechts die „Goldne Sonne“, am Ende des Falkengäßchens der Falkenhof.

Obwohl schon zur Zeit Kurfürst Augusts Falken und Falkner vorhanden waren, gab es doch eine kurfürstliche Falknerei noch nicht, sondern der Falkner erhielt ein „Herbergsgeld“ und besaß ein eigenes Haus, in welchem er mit seinen Knechten wohnte und die zur Falknerei gehörigen Geräthe, sowie die Falken selbst nebst den Hunden und Pferden untergebracht waren. Im Jahre 1555 wurde ein gewisser Veit Hammer als Falkner angestellt, welchem zwei Knechte und ein Junge beigegeben waren. Er war verpflichtet, 14 Falken zu halten; 1561 wurde er zugleich als Windhetzer, d. h. Hasenjäger, bestellt. Als solcher hatte er die Kurfürstliche Küche mit Hasen zu versorgen, sowie an diejenigen Beamten, welche laut ihrer Bestallungen jährlich eine Anzahl Hasen zu erhalten hatten, diese nach und nach zu liefern. Solche Beamte waren der Kammerrath von Ponickau, der jährlich 52 hasen erhielt, sowie der noch im Dienst befindliche und der frühere Hofmeister der Kurfürstin, welchen je 30 Stück zukamen. Die Falkenjagd erstreckte sich hauptsächlich auf Reiher und „Andtvögel“ (Enten); sie scheint damals etwas zurückgegangen zu sein, denn der Falkner sollte nur 4 Falken und einen Knecht halten[8].

Erst unter Kurfürst Christian II., im Jahre 1606, erfolgte die Einrichtung eines Falkenhofes. Der beim Herzog Johann Georg im Dienst stehende Falkner Michael Zeyher (auch Zeiger) trat am 1. Januar genannten Jahres in den Dienst des Kurfürsten Christian II. und wurde zum Falkenmeister ernannt. Er erhielt jährlich 76 Thaler Besoldung, 2 gewöhnliche Kleidungen, 2 Paar Stiefel, 8 Klaftern Holz, Futter für 2 Pferde und freie Wohnung. Außerdem bekam er 20 Gulden als Besoldung jährlich und 1 Gulden Kostgeld wöchentlich zur Unterhaltung eines Knechtes, welcher letztere ebenfalls 2 Kleidungen und 2 Paar Stiefel erhielt, ferner 18 Groschen Kostgeld, eine gewöhnliche Kleidung und Schuhe für einen Jungen. Das Futter für die Falken, welches in Rinds-, Kalbs- und Schöpsherzen bestand, erhielt er aus der Hofküche, wohin er auch das gefangene Wildpret abliefern mußte. Später wurde ihm ein höheres Holzdeputat gewährt, und er erhielt jährlich 1000 Gulden, wofür er die ganze Falknerei zu unterhalten und Falken, Pferde etc. anzuschaffen hatte. Für die Fälle, in denen er bei Jagden in entfernten Gegenden Dienst leistete, wurde bei seiner Anstellung ein Patent an die Schösser erlassen, in dem


  1. Rep. VIII. Dresden 223d. Bl. 11 fg. 50. 53. 89. 95.
  2. Dresdner Adreßbuch 1834. – Eine Abbildung der Röhrmeisterwohnung auf dem Freiberger Platze in den „Erinnerungen aus dem alten Dresden“ (Dresden 1896) Bl. 8.
  3. Näheres über das Bartholomäi Hospital s. bei Richter, Verwaltungsgeschichte. Bd. 2 S. 207.
  4. Näheres bei Richter, Geschichte der Stadt Dresden. 1. Th. S. 14. u. 15.
  5. Rep. XLII. Sect. I Dresden. Nr. 3b. Bl. 39.
  6. Priv. Bd. XLIII. Bl. 480b.
  7. Rißschr. III. Fach 40. Nr. 15. und IX Fach 1. Nr. 5.
  8. Rep. LII. Gen. 1921. Bl. 102. 590; XVIII. Gen. 19. Bl. 6a/b.
Empfohlene Zitierweise:
Dr. Otto Richter (Hrsg.): Dresdner Geschichtsblätter Band 3 (1901 bis 1904). Wilhelm Baensch Dresden, Dresden 1901 bis 1904, Seite 127. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Dresdner_Geschichtsbl%C3%A4tter_Dritter_Band.pdf/134&oldid=- (Version vom 6.9.2024)