Seite:Dresdner Geschichtsblätter Dritter Band.pdf/133

Dieser Text wurde anhand der angegebenen Quelle einmal korrekturgelesen. Die Schreibweise sollte dem Originaltext folgen. Es ist noch ein weiterer Korrekturdurchgang nötig.


Zu Herstellung der Röhren für die Weißeritzwasserleitung, Ablagerung des dazu nöthigen Holzes und den sonst damit in Verbindung stehenden Arbeiten diente anfänglich der an der Annenstraße, Ecke der Röhrhofgasse (dort wo jetzt das neue Gebäude der Bezirkssteuer-Einnahme steht), gelegene Röhrhof, der vielleicht schon zu Ende des 15. oder Anfang des 16. Jahrhunderts erbaut worden ist. Die Röhrhofsgasse war bis zum Jahre 1872 eine Sackgasse und wurde damals nach Abbruch des Hauses Annenstraße Nr. 9 mit der letzteren in Verbindung gebracht. Das Röhrenlager ging von der Annenstraße her über den Wallgraben beim Wilsdruffer Thor in die Stadt. Obwohl der Röhrhof diesen seinen Namen immer geführt hat, hat er doch die meiste Zeit hindurch nicht als solcher gedient, denn schon im Jahre 1589 heißt es, daß den Hof „so man vor dessen zu den Röhren und Röhrholze und was sonst zu Beförderung des Röhrwassers gehörig, gebraucht“, der Hausmarschall eingenommen, den Röhrmeister daraus entsetzt und dem Müller (vermuthlich dem Hofmüller) zur Benutzung für seine Geschirre eingeräumt habe. Hauptsächlich wurde er aber damals für Zwecke des Hofstallamts gebraucht[WS 1][1]. Von 1621 bis 1658 wurde dann der ehemalige Fröhnerhof als Röhrhof benutzt; da derselbe indeß im letztgenannten Jahre in den Besitz Schwartze’s übergegangen war, wurde 1672 bis 1674 ein Platz neben dem Rabensteine sowie ein solcher neben dem Fröhnerhofe zu Anlegung eines Röhrhofs in Vorschlag gebracht, doch erwies sich der erstere nicht ganz als passend und den zweiten hatte Schwartze in Beschlag genommen und mit einer Scheune bebaut[2]. Ein Röhrhof war damals überhaupt nicht da: 1687 schreibt der Hofwasser-Verwalter, daß zu Verwahrung des Holzes ehedem ein sonderlicher Röhrhof vorhanden gewesen, welcher dem Oberforstmeister Schwartze vererbt worden sei (der Fröhnerhof), so daß nun das Röhrholz auf freier Straße an der Entenpfütze liege und man dort hin einen Röhrbohrstuhl gebaut habe. Es sei zwar immer nach einem geeigneten Platze Umschau gehalten worden, doch habe sich kein solcher gefunden. 1692 bis 1694 wurden Anschläge zu Erbauung eines 24 Ellen langen und 16 Ellen breiten Hauses gefertigt und zu dessen Erbauung ein Platz in der Nähe des Rabensteines in Aussicht genommen, doch kam die Sache auch diesmal nicht zur Ausführung[3], und erst im Jahre 1733 erfolgte die Errichtung eines Röhrhofes. Der Hofwasser-Verwalter schlug dazu den Platz bei der Hofmühle vor „wo ehedem die Saukoben gestanden“. Früher waren dort die Schweine untergebracht, welche vom Hofmüller für die Hofhaltung gemästet wurden, doch wurde der Platz damals nicht mehr dazu benutzt. Dieser Platz befand sich dort, wo jetzt die Häusergruppe zwischen dem Mühlgäßchen und der Annenstraße steht (Annenstraße 26 bis 30)[4]

Da dieser neue Röhrhof nicht groß genug war, um die für die Röhrleitungen nothwendigen Hölzer aufzubewahren, sah man sich sehr bald genöthigt, einen andern Platz dafür zu suchen, und zwar wurde ein Theil des jetzigen Freiberger Platzes dazu gewählt. Der bei der Hofmühle gelegene Röhrhof wurde im Jahre 1742 dem Hoffischmeister Grundmann gegen Entrichtung eines Erbzinses überlassen, weil ein demselben gehöriger Garten zu Erweiterung des katholischen Friedhofs in Friedrichstadt verwendet worden war. Noch im selben Jahre wurde ein neuer Röhrhof an der Entenpfütze (auch Entenpfüßengasse genannt, seit 1830 oder 1831 Freiberger Platz) auf dem zwischen dem Eingang zum Fischhofplatze und der Rosengasse gelegenen Theile eingerichtet. Das Wohnhaus des Röhrmeisters stand in der Nähe der Rosengasse. Die dort vorhandenen, von dem

zu Anfang des 18. Jahrhundert an dieser Stelle befindlichen Teiche herrührenden Vertiefungen wurden bei dieser Gelegenheit ausgefüllt und der Platz eingeebnet. Nur ein offener Kanal führte noch darüber. Der selbe nahm im Garten des Falkenhofes seinen Anfang, führte durch Höfe und Gärten des Poppitz und hinter der Annenkirche nach dem Freiberger Platze, beim Rabensteine vorüber und oberhalb der Friedrichsbrücke in die Weißeritz. Sein Wasser erhielt er theils durch eine am Weißeritzmühlgraben angebrachte Röhre, theils nahm er die Tagewässer der in der Nähe gelegenen Häuser und Gärten auf und diente als Schleuse. Besonders wichtig war dieser Kanal für die ganze dortige Gegend. um deswillen, weil die Poppitzer und Viehweider Gemeinden keine Röhrwasserleitung besaßen und daher bei etwaiger Feuersgefahr dieses Wasser sehr nothwendig brauchten.[5] Durch die bei der Röhrmeisterwohnung aufgeschichteten Stämme, welche auf den dort befindlichen sechs Röhrbohrstühlen bearbeitet wurden, war der Kanal, der nur mit Holz ausgeschalt war, vielfachen Beschädigungen ausgesetzt, und der ganze Platz, welcher an seiner rechten Seite eine lebhafte Verkehrsstraße besaß, bot einen nicht gerade schönen Anblick, so daß sich im Jahre 1821 der Rath bewogen fand, um Beseitigung des Röhrlagers und der Röhrmeisterwohnung zu bitten, wobei er vorschlug, beides in den an der Annenstraße befindlichen Röhrhof zu verlegen. Da der letztere jedoch vom Oberstallamt gebraucht wurde, konnte diesem Gesuche


  1. Amts Dresden eigenthümliche Güter. 1589. Loc. 9769. Bl. 1b. 2.
  2. Rep. VIII. Dresden Nr. 187. Bl. 5. 9b. 14. 16. 18b.
  3. Rep. VIII. Dresden Nr. 187. Bl. 1. 2. 24. 25. 32. 37b., Nr. 186. Bl. 34. 35a/b.
  4. Coll. Schmid. Amt Dresden, Vol. X. Nr. 280.
  5. Rep. VIII. Dresden 223b. Bl. 215 fg.

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: gabraucht
Empfohlene Zitierweise:
Dr. Otto Richter (Hrsg.): Dresdner Geschichtsblätter Band 3 (1901 bis 1904). Wilhelm Baensch Dresden, Dresden 1901 bis 1904, Seite 126. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Dresdner_Geschichtsbl%C3%A4tter_Dritter_Band.pdf/133&oldid=- (Version vom 3.9.2024)