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XI. Jahrgang          1902          Nr. 4.


Von diesen Blättern erscheinen jährlich 4 Nummern im Umfange von 1½ bis 3½ Bogen. Bestellpreis für den Jahrgang 3 Mark. Die Vereinsmitglieder erhalten die Blätter unentgeltlich zugesandt.


Zur Geschichte der Wilsdruffer Vorstadt.
Von Kanzleirath Heinrich Haug†.


(Schluß.)


Im Jahre 1613 wurde der Beschluß gefaßt, die Gebäude des Fröhnerhofs abzutragen und jenseits der Weißeritz einen neuen zu erbauen. Der Bau dieses neuen Fröhnerhofs wurde im Jahre 1615 vollendet: es ist das an der Ecke der Schäferstraße und Löbtauer Straße gelegene, als die Schäferei bekannte Grundstück[1]. Der alte Fröhnerhof, welcher ein Areal von 346 Quadratruthen (1 Ruthe = 7½, Ellen), also mehr als einen Acker Land umfaßte, wurde schon 1614 dem Kammer- und Bergrath Siegmund von Berbisdorf für den Preis von 405 Gulden und die Uebernahme eines jährlichen Erbzinses von zwölf Groschen überlassen[2]. Steine, Holz und Ziegel von den abzubrechenden Gebäuden übernahm Berbisdorf ebenfalls für den Preis von 100 Gulden.

Schon zu Anfang des Jahres 1621 war der alte Fröhnerhof (diese Bezeichnung führte er noch lange Zeit) von den Erben des inzwischen verstorbenen Berbisdorf zum Kauf ausgeboten worden, und da gerade eine große Anzahl Stämme Röhrholz angefahren werden sollte, schlug der Mühlenvogt Andreas Schwarz vor, den Fröhnerhof wieder zu erwerben und zum Röhrhofe zu gebrauchen, sowie das darin befindliche Wohnhaus für den Röhrmeister vorrichten zu lassen[3]. Außer diesem Wohnhause befand sich zu damaliger Zeit, und zwar an der Ecke des Freiberger Platzes, auch ein dem Schneiderhandwerk gehöriges Krankenhaus im Fröhnerhofe. Dasselbe war nicht sehr umfänglich, hatte nur drei Stuben und vier Kammern und wurde für den Preis von 550 Gulden dem Schneiderhandwerk abgekauft, während die Berbisdorf’schen Erben für den übrigen Theil des Grundstücks 1200 Gulden verlangten.

Der Fröhnerhof diente nun als Röhrhof, bis er 1658 dem Oberforst- und Wildmeister Werner Schwartze, der ihn schon seit längerer Zeit bewohnt und einen Weingarten dort angelegt hatte, mit dem darauf stehenden Wohn- und Brauhause, den Ställen, dem daranstoßenden kleinen Zwinger (wahrscheinlich einem Hundezwinger) und Höfchen geschenkt wurde[4]. Nach Schwartze’s Tode besaßen ihn dessen Erben, dann Dr. Johann Zacharias Neefe (letzterer vielleicht nur theilweise) sowie der Rath zu Dresden. Noch im 17. Jahrhundert wurde der Fröhnerhof in acht Theile getheilt und an verschiedene Personen verkauft. Auf einem dieser Theile wurde im Jahre 1708 das Gasthaus zum Palmbaum, anfangs in kleinerem Umfange, errichtet und das zu dessen Anlegung nöthige Areal durch Ankauf von Theilen der den ganzen Fröhnerhof umgebenden, dem Bartholomäihospital gehörigen Felder vergrößert[5]. Das Zeichen des Palmbaums, vielleicht das noch jetzt dort befindliche Bild, wurde schon damals an dem Hause angebracht. Dem Besitzer Stockmann gehörte zu dieser Zeit auch das Gasthaus zu den Drei Lilien[6].


  1. Cammercop. 1613. Bl. 129b. 130, 1614. Bl. 136/139b., 1615. Bl. 127.
  2. Rentcop. 1614. Vol. I. Bl. 320 fg.
  3. Rep. XXII. Dresden 69. Bl. 1. 14. 31. 34.
  4. Forstcop. 1658. Bl. 59 fg.
  5. Rißschr. IX. Fach III. Nr. 6.
  6. Rep. XXXII. Dresden 53. Bl. 1. 10. – Acta, die von Johann Christian Stockmann etc. Loc. 6242, Bl. 3. 28. – Iccander, Dresden S. 185.
Empfohlene Zitierweise:
Dr. Otto Richter (Hrsg.): Dresdner Geschichtsblätter Band 3 (1901 bis 1904). Wilhelm Baensch Dresden, Dresden 1901 bis 1904, Seite 125. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Dresdner_Geschichtsbl%C3%A4tter_Dritter_Band.pdf/132&oldid=- (Version vom 3.9.2024)